[Crackajack Jackson]

Ich fuhr los. Heute Rockabend. Leider bin ich eigentlich kein Rocker.
Ich komme mir zwischen Rockern so vor, als würde underduck ein Gänsebraten serviert bekommen. Trotzdem will ich es wissen. Ich war schon seit vier Wochen nicht mehr in der Fabrik und möchte einfach mal wieder tanzen, das kann ich.

Also fahr ich um viertel nach acht los. Ziel ist die Tankstelle, klar. Ein Tuborg. Ich fahre zur Fabrik , stelle mich in die Seitenstraße und trinke in aller Ruhe mein Bier. Dabei höre ich die besten Freundinnen. Schade, gerade fällt mir ein , dass ich doch das Hörspiel auf Deutschlandfunk hören wollte. Egal.

Um 21 Uhr verlasse ich mein Auto und gehe zur Fabrik. Dort sind schon vier oder fünf ältere Rocker, die um Einlass bitten. Nein, wie Rocker sehen sie nicht aus, eher wie übrig gebliebene Blumenkinder.

Ich gehe zum Eingang. Ein Mann aus der Gruppe grüßt mich. Kenne ich zwar nicht, aber ich grüße zurück. Die Rocker sind wahrscheinlich sowieso alle per Du.
Nachdem ich dem Türsteher ein gutes neues Jahr gewünscht habe geht es hinein.

Ungewohnte Stille . Wir sind die ersten und der DJ schaltet soeben die Musik ein. Na ja, erst mal ein Bier und auf einen Hocker an die Tanzfläche. Jetzt kann kommen was will, es tangiert mich nicht mehr. Die Leute, die mit mir hereingekommen sind verteilen sich um die Tanzfläche. Alle etwa 5-15 Jahre älter wie ich. Als das zweite Lied beginnt geht eine ca. 55-60 jährige Frau auf die Tanzfäche. Marke: ehemaliges Blumenkind, lange ungewaschene Haare. Mich hält natürlich auch nichts mehr.

Ich fange an zu tanzen. Da wir beiden die einzigen sind und sie mich wahrscheinlich von der Anyway Revival Party kennt, nickt sie mir freundlich zu.
Wir tanzen . Sie etwas rustikaler und ich versuche mich in das Lied hineinzufühlen. Beim zweiten Lied spricht sie mich an. Sie sagt irgenwas vom Mond. Da gerade Pink Floyd gespielt wird, nicke ich ihr zu ( leider habe ich sie wegen meiner Ohrstöpsel nicht verstanden) und sage einfach : Früher haben sie noch richtige Musik gemacht. (Unverbindlich und passt auf alles). Sie nickt und wir beide tanzen weiter. Die Diskothek füllt sich langsam .

Da merke ich plötlich, dass die Akkorde von Pink Floyds „Echos“ sich verdächtig nach einem Stück aus "Phantom der Oper" anhören, werde ich heute noch mal eruieren. Einige lauwarme Lieder päter kommt das Lied "Urgent" von Foreigner. Ich bin entfesselt. Die ganze Woche habe ich auf diesen Moment gewartet. Rund um die Tanzfläche ist es voll geworden mit Leuten, die bestimmt gerne tanzen würden. Ich tue es. Ich lasse mir Zeit. Tanze alles was ich habe. Slow Motion, schnell, langsam. Meine Füße haben auf Automatik geschaltet. Ich sitzte oben in meinem Kopf und beobachte das ganze.

Das blonde Mädchen, das mir direkt gegenübersteht und mein Schritte aufsaugt, oder der Mann, der plötzlich neben mir auftaucht und versucht einige meiner Schritte nachzumachen.
Aus.
Hier kann ich nichts neuer mehr erfahren . Jetzt kommen die Leute auf die Tanzfläche. Ich muss weg.

Das Empire ruft. Ich gehe schnell hinaus, verabschiede mich von dem Türsteher und bin schon auf dem Weg zum Empire. Es ist 21:55 Uhr. fahre Acht Minuten mit dem Auto und bin schon da. Es ist noch alles leer. Nach 10 Minuten kommt ein Stammgast. Mit dem habe ich schon seit mehreren Jahren nichts mehr geredet. Heute lade ich ihn aber auf ein Getränk ( Wodka Energy) ein und wir reden über früher. Er geht auch schon seit 15 Jahren in die Nachtschicht, dann Musikpark, jetzt Empire. Es ist schön, einen Weggefähretn zu haben. Aber ich will tanzen. Keiner da. Das hat mich noch nie gestört.

Heute ist 90er Party un dich stelle mich auf die Tanzfläche und denke an früher. Die ganzen 90er Jahre habe ich durchgetanzt . Ich kenne da jedes Lied. Trotzdem gibt es nichts schlimmerers, (okay, vielleicht doch), als alleine in einer Diskothek zu sein.
Nachdem ich eine Weile getanzt habe, sind plötzlich 2 junge Frauen um mich herum . Ich schätze sie mal zwischen 20 und 30. Sie können tanzen und tun das auch. Ja, wir tanzen . Richtig wild und gut. Wir haben da eine unsichtbare Barriere zwischen uns, aber trotzdem bemerken wir einander, kommunizieren auf eine unsichtbare Weise. The beat goes on. Es macht eine halbe Stunde richtig Spaß . Die Musik passt.

Dann wird es Zeit für mich. Ich gehe raus. Über mir scheint der volle Mond.