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Alt 13.12.2020, 20:22   #40  
Peter L. Opmann
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Anmerkungen zu "Hulk" # 3:

Zumindest woher ich das Heft habe, ist klar: Auf dem Cover ist mit Kugelschreiber der Name meines damals besten Freundes geschrieben. Irgendwann habe ich es an mich gebracht (nicht auf eine linke Tour). Höchstwahrscheinlich habe ich es schon kurz nach Erscheinen gelesen. Ich war damals neun Jahre alt.

Ich kannte schon einige Comics, vor allem von Bastei. Der erste Comic, den ich überhaupt gelesen habe, dürfte ein bsv-„Tarzan“ gewesen sein, der 1971 erschienen ist, also drei Jahre früher. Tarzan konnte an einer Liane durch die Luft schwingen, aber die grüne Figur auf dem „Hulk“-Heft schwebte ohne Liane oder ähnliches. Der Soldat im Vordergrund bringt zum Ausdruck, was auch mich verblüffte: „Er kann fliegen!“ Ein anderer Soldat schießt auf den Grünhäutigen – er ist also offenbar… böse?

Überraschend, für mich schwer einzuordnen war auch der Anfang der Story: Der Hulk hämmert gegen eine massive Wand, die er trotz seiner beeindruckenden Muskeln nicht durchdringen kann (naja, ein paar Steinchen bricht er heraus). Er ist in einem unterseeischen Bunker eingesperrt, und ein jüngerer Typ (Rick Jones) sorgt dafür, daß die Wand standhält. Bei Westerncomics wußte ich so ungefähr, was mich da erwartete, Tarzan kannte ich schon aus dem Fernsehen (60er-Jahre-TV-Serie), und Funnies waren immer irgendwie lustig – hier war für mich aber völlig unklar, auf was das hinauslief.

Es wird klar (durch den Rückblick auf die erste Ausgabe), daß der Hulk im Bunker bleiben muß, bis er sich in einen schmächtigeren, friedlicheren Menschen mit Brille verwandelt hat. Er hat einen Unfall mit irgendwelcher Strahlung erlitten. Der Hulk wird von der Armee verfolgt, aber Rick hält dicht, und der General weiß anscheinend nicht, daß der Hulk manchmal anders aussieht. Dann wird der Hulk sozusagen auf den Mond geschossen, kehrt mit seiner Rakete wieder zurück und bedroht Rick, der doch sein Freund zu sein scheint. Aber der Junge kann eine mentale Verbindung zu dem Monster aufbauen und es kontrollieren. Potztausend!

Während Rick schläft, macht der Hulk sich selbständig und bedroht fremde Menschen. Der Junge kann eben noch eingreifen und ihn stoppen. Er wandert zurück in seinen Bunker, und Rick überlegt, wie er aus der Situation rauskommt.

Es folgt die zweite Story mit dem Zirkus des Schreckens, und Rick kann von seinen mentalen Fähigkeiten sinnvollen Gebrauch machen. Der Zirkusdirektor hypnotisiert das ganze Publikum, aber Rick kann im Geist den Hulk zu Hilfe rufen, der kurzzeitig überwältigt wird, dann aber den Zirkus aufmischt und auch den Ringmaster einfängt. Aber er bleibt eine ambivalente Figur: General Ross will ihn nach wie vor unschädlich machen. – Und dann kam noch die „X-Team“-Story, in der Gut und Böse immerhin klar verteilt zu sein schienen.

Das alles hat mich schwer beeindruckt. Ich habe mir aber zu dieser Zeit noch kaum Comics gekauft, und ich glaube, so etwas Verrücktes hätten mir meine Eltern auch nicht zum Lesen gegeben. Gelegentlich habe ich bei Freunden ein „Hulk“-Heft in die Hände bekommen, aber richtig verfolgt habe ich diese Serie bis zu ihrer frühen Einstellung nicht. Mir fiel kaum auf, daß das Wesen des Hulk sich selbst in der kurzen Williams-Zeit mehrmals änderte. Ob ich „Hulk“ öfter gelesen hätte, wenn die Lage anders gewesen wäre, kann ich nicht sagen. Manches spricht dafür – ich fand auch die Zeichnungen toll, aber ich war für solchen Stoff wohl doch zu jung. Vorläufig war mir „Bessy“, wo man sich ohne weiteres auskannte, noch lieber. Aber mehr Eindruck hat doch diese „Hulk“-Ausgabe auf mich gemacht.
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