Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07.08.2019, 22:29   #137  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.567
Die Spinne (Williams) 72 und 73
(= Der mächtige Thor 36)

Erscheinungstermin: 11/12/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 118

Story-Titel:
1) Den Donnergott zu töten!

Original-Storytitel:
1) To kill a Thunder God!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Die Geschichte des Duells von Thor und Loki verwickelt sich unaufhaltsam weiter. Was ich zur letzten Ausgabe gesagt habe, gilt uneingeschränkt auch hier: Mit Logik hat das wenig zu tun (vorausgesetzt, man nimmt diesen germanischen Götterhimmel überhaupt ernst), aber spannend ist die Story ungemein. Loki will von Asgard aus zunächst verhindern, daß Thor mit den Nornensteinen zurückkehrt, die sein falsches Spiel beim Gottesurteil in „Thor“ # 34 beweisen. Nachdem er aber einen Weg gefunden hat, Thor auf der Erde festzuhalten und zu töten (durch ein ominöses Wesen namens „Vernichter“), wird ihm klar, daß ein toter Thor ihn selbst in große Gefahr bringen würde: Sollte Odin merken, daß er an diesem Tod schuld ist, wäre sein eigenes Leben in höchster Gefahr. Also versucht Loki, die Falle, die er gestellt hat, wieder zu deaktivieren. Odin müßte eingreifen, aber der liegt gerade im „Schlaf des Lebens“ und darf unter keinen Umständen aufgeweckt werden. Nun also geht es darum: Wie kann Thors Leben gerettet werden und Loki seinen Kopf aus der Schlinge ziehen? Das Epos ist noch längst nicht zuende.

Zu Beginn liefert Thor das von ihm gerettete vietnamesische Mädchen bei einer US-Einheit ab. Dann will er mit den Nornensteinen weiter nach Asgard. Loki muß das unter allen Umständen verhindern und benutzt einen bösen Jäger, um Thor aufzuhalten. Moment mal: Ein Jäger mitten im Vietnamkrieg? Und der bringt Thor mit einer Betäubungswaffe zur Strecke. Im Ernst? Der bewußtlose Donnergott wird ins Lager des Jägers gebracht. Loki lenkt seine Aufmerksamkeit derweil auf einen verborgenen Tempel. Er wurde – Zufall aber auch – vor Urzeiten von Odin geschaffen. In ihm wartet der Vernichter, eine Art Roboter, auf seine Aktivierung. Loki führt den Abenteurer durch Zauberei in den Tempel. Das Ganze ist so eingerichtet, daß der Geist eines jeden, der dem Vernichter gegenübertritt, diese Maschine mit Leben erfüllt. Der Vernichter soll eigentlich die Erde vor irgendwelchen Gefahren beschützen – vielleicht Ragnarök? Aber jeder Beliebige kann ihn zum Leben erwecken. Wie der Vernichter in Aktion tritt, wirkt somit wenig durchdacht. Doch jedenfalls: Da dieser Roboter von Odin konstruiert wurde, ist er mindestens ebenso mächtig wie Thor, kann auch dessen Hammer heben und zwingt den blonden Hünen tatsächlich in kurzer Zeit in die Knie (so wie vorher auch der Absorber).

Das kann Loki aber überhaupt nicht recht sein. Der Vernichter kann Thor töten, und in diesem Fall würde der Verdacht früher oder später auf ihn, Loki, fallen. Er will nun Odin dazu bringen, den Vernichter zu stoppen (obwohl das ebenso ein Schuldeingeständnis Lokis wäre). Wichtig ist: Offenbar hat nur Odin die Macht, dem Vernichter Einhalt zu gebieten. Aber nun schläft er, um so seine Unsterblichkeit zu wahren (auch ein seltsames Handicap für einen Gott). Loki wird nicht vorgelassen und stattdessen in eine Gefängniszelle gesteckt. Das Verhängnis scheint seinen Lauf zu nehmen. Zuerst beschädigt der Vernichter Thors Hammer. Der behilft sich mühsam mit den Nornensteinen, die er bei sich hat. Dann verflüssigt der Vernichter den Boden, auf dem Thor steht. Der sinkt ein. Sogleich verwandelt der Vernichter den Boden in Diamant. Thor ist gefangen. Und nun schleudert der Roboter einen „Blitz elementarer Vernichtungsmacht“ auf ihn. Cliffhanger.

Obwohl das alles blühender Unsinn ist, habe ich es erneut gern gelesen. Ich erinnere mich, daß mich als Jugendlicher vor allem der Schlaf Odins fasziniert hat, und mir kam kein Mittel in den Sinn, mit dem er aufgeweckt werden könnte, denn an diesem Schlaf hängt ja sein ewiges Leben. Zudem sitzt Loki nun in einer ausbruchsicheren Zelle – ohne eine Chance, an Odin heranzukommen. Loki steht in dieser Episode ziemlich im Mittelpunkt, und Jack Kirby hat ihn mit aussagekräftigen Gesichtsausdrücken ausgestattet. Inker Vince Colletta hat nach zwei Ausgaben bereits ausreichend Routine gewonnen, um Kirbys Zeichnungen zufriedenstellend zu bearbeiten. Mir gefällt aber sein Stil mit den vielen feinen Linien grundsätzlich nicht. Das wird dem expressiven Zeichenstil Kirbys in meinen Augen nicht gerecht.


Geändert von Peter L. Opmann (08.08.2019 um 16:09 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten