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Alt 02.12.2022, 17:36   #7094  
God_W.
Captain Rezi
 
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Walhalla – Die gesammelte Saga 5



Rund um den Jahreswechsel 2021/2022 hatte ich eine größere Lesestrecke zu Wikingern, nordischer Mythologie etc. hingelegt. In dem Ausmaß will ich das zwar vorerst nicht wiederholen, doch der ein oder andere Ausflug nach Asgard kann nicht schaden, vor allem nicht, wenn wie hier, das große Finale eines Meisterwerks auf dem Programm steht. Der fünfte und letzte Walhalla-Band enthält die drei letzten, im deutschsprachigen Raum bislang unveröffentlichten Alben der grandiosen Funny-Bearbeitung der nordischen Götter-Sagen. An Bord wieder massenweise Zusatzmaterial zur Entstehung und Adaption der Originalgeschichten, was sich die Macher dabei gedacht haben und natürlich sind auch wieder die Auszüge aus der Edda selbst enthalten, um die Möglichkeit des direkten Vergleichs zwischen dem Ursprungstext und dem, was die Walhalla-Macher daraus geschnitzt haben wahrnehmen zu können. Geprägter Goldschriftzug auf dem Cover und sauberer Druck im Inneren, von den Eckdaten also die eierlegende Wollmilchsau.

Erzählerisch und in Sachen Artwork geht es genauso weiter. Balders Ballade ist im Grunde eine traurige und tragische Geschichte, geht es doch um den Tod des edlen Balder. Durch einen geschickten Kniff der Autoren verkehrt sich das allerdings in eine grandios witzige Mischung aus „Täglich grüßt das Murmeltier“ und der Siegfried-Sage. Der Großteil des Spaßes an der Sache rührt daher, dass der hinterlistige und selbstsüchtige Loki sich aufgrund der Weissagung einer Seherin dazu genötigt sieht den Leibwächter für den offensichtlich von tödlichem Pech verfolgten Balder zu Mimen, denn sollte der tatsächlich das Zeitliche segnen wird man es Loki zu Lasten legen. Dramatisch und romantisch, mit einem Spritzer Sexappeal wird es dennoch.

Sagte ich Sexappeal? Davor strotzt Die Mauer geradezu, wenn es auch eher rossige Stuten und griffige Rubens-Frauen, pardon, -Riesinnen sind, die selbigen in der zweiten Geschichte des Bandes verströmen. Während die Asen versuchen die Riesen auszusperren, ohne einen Heller dafür zahlen zu müssen, macht sich der junge Tjalfi auf Odins Ross Sleipnir auf ins Land der Riesen, um dort seine Mannbarkeitsprüfung zu erfüllen, die in der Rettung einer Jungfer zart liegen soll. Die ist allerdings weit weniger zart als erwartet und der Mauermaurer der Asen ist auch nicht das, was er zu sein scheint. Ein herrlich verzwicktes Durcheinander mit frechem Voyeurismus, unbändigem Charme und schöner Botschaft am Ende.

Der letzte Band ist erreicht, die letzten Lieder werden gesungen, die finalen Geschichten erzählt. Nach 15 Alben und 30 Jahren Walhalla geht es in Völvas Visionen – wie sollte es anders sein - um die Götterdämmerung, Ragnarök, den Fimbulwinter und die Auslöschung von einfach allem. Das nach Tjalfi im Vorgängerband nun Röskva ins Zentrum des Geschehens rückt, also unsere Reise nach Walhalla mit den beiden Kindern endet, mit denen wir sie gemeinsam begonnen haben, ist das Beste, was die sich die Macher einfallen lassen konnten. So wirkt alles wie eine große Reise voller Gefahren, aber auch Spaß und großer Wunder. Mit einem wehmütigen Blick schweifen meine Erinnerungen an den Beginn der großen Saga und sofort möchte ich den ersten Band aus dem Regal ziehen, oder die DVD des Zeichentrickfilms einlegen, und wieder von vorne beginnen. Ein meisterliches Finale, wie es perfekter kaum sein könnte.

Was? Ich habe fast gar nichts über den Inhalt der letzten Geschichte erzählt? Seltsam, dann war das vielleicht nur eine Vision. Aber wisst Ihr was, dann lest die am besten einfach selbst.

10/10

VG, God_W.
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