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Alt 27.03.2009, 20:53   #33  
Erik
Comiczeichner
 
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Ort: Saarbrücken
Beiträge: 244
Hallo Servalan, bin jetzt wieder auf der Höhe.
Alain Saint-Ogan, da musste ich erstmal schlucken und angestrengt nachdenken.
Zig & Puce, da war mal was, und das sieht auch heute noch gut aus (und mehr als das).
Hast eins meiner Lieblingsthemen angestoßen, dass die großen Experimente (und damit auch Fortschritte) innerhalb eines Mediums ganz zu Beginn gemacht werden und sobald sich der Königsweg herausgestellt hat, folgen ihm alle (zurecht, mache ich auch).
So wars beim Theater, der Literatur, dem Film und natürlich auch beim Comic.
Schon rein zeitlich gehört Saint-Ogan zu den Pionieren des Mediums, Jimmy das Gummipferd grüßt posthum (natürlich ohne den außergewöhnlichen Kohlsaat oder sein Werk anmachen zu wollen).
Ich hab hier übrigens gerade ein noch früheres Werk vor mir liegen, einen Nachdruck von Lyonel Feiningers Kinder Kids im Originalformat (ca. A3 & in super schöner 4c). Da hat der gute Lyonel doch glatt alle wesentlichen formalen Merkmale des Comics vorweggenommen (oder schlicht geschaffen).
Und damit zum Punkt (quassel): Klar pulsiert der Markt und Chancen bieten sich immer und jedem, da gibt es keine Ausreden. Aber auch die Qualität pulsiert und man weiß nie, woran sich da festhalten kann oder soll.
Als Giraud die ersten Blueberry-Gehversuche gemacht hat (unter Aufsicht von Jijé, oder?), waren längst qualitativ irre Meilensteine des Comics bekannt, mit denen er noch längst nicht mitstinken konnte. Mézières ist auf einem ganz anderen grafischen Niveau eingestiegen mit Stadt der tosenden Wasser, das war für 1967 mehr als stark.
Heute müsste man das alles toppen können, damit man mitspielen darf? Das würde voraussetzen, dass die entsprechende Qualität (falls vorhanden) von den Verantwortlichen erkannt wird. Dass die sich vorstellen können, was aus dem jungen Giraud innerhalb der nächsten Jahrzehnte mal für ein Gir oder Moebius werden kann.
Puh! Ich bleibe Optimist (auch wenn ich temporär schwächele): Mit Saint-Ogans oder Feiningers Mappe käme man heute direkt in die Vorstandsetage der Mediengruppen, denn diese Typen würden genau wissen, wie man das Medium Comic zeitgerecht interpretiert.

Persistenz ist übrigens ein herrliches Wort, ist ab sofort in meinen (Quassel-) Wortschatz aufgenommen.

Viele Grüße
Erik
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