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Alt 15.12.2016, 20:37   #83  
74basti
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MIKE 2: 7/1978


Vier zusätzliche Seiten hat das zweite Mike-Heft aus Juli 1978.
Der Comicanteil ist auf 5,5 Seiten der Mike-Geschichten ausgeweitet worden.
Im Heft kommt die erste richtige Story zum Abdruck: Mike in: „Der Babysitter!“
Auffällig sind hier wie bei vielen weiteren Titel die Anführungszeichen und das Ausrufezeichen. In der umfangreichen Bibliographie habe ich (hoffentlich) alle Titel authentisch wieder gegeben. Vor allem die „…“ stießen vielen Korrekturlesern auf und wurden generell angestrichen. Aber: Titel ist Titel!

Zudem wird die Ankündigung des Titelhelden wie beim Theater kultiviert. Erst 2005 im 162. Heft wird es zum letzten Mal heißen: „Mike in: Strassenmusik“. Danach taucht diese Anküdigung nicht mehr auf, obgleich diese Art von Titeln zu einem „Markenzeichen“ der Reihe geworden ist.

Auch im zweiten Heft sind die Mike-Geschichten »Mike in: „Der Babysitter!“« und der Halbseiter »Prüfe deine Schlagkraft« mit Filzstiften koloriert.
Stilistisch erinnern mich die Nebenfiguren wie die Polizisten an Gerhard Seyfried.


Alles in allem geht es noch sehr chaotisch zu. Wenn die Bahnschranke auf dem Kinderwagen niedergeht und es laut „Pong!“ macht, weiß man nicht so recht, ob man noch darüber lachen „darf“.

Vier Seiten Werbung für den WWF können im Heft untergebracht werden, stören aber, da sie einen Fremdkörper bilden. Die Werbung ist wirklich entwürdigend. 3 Mark sollen die Kinder spenden, damit der Panda „Chi Chi“ gerettet werden kann. Wo denn das „niedliche“ Foto von Chi Chi in der Zink-Badewanne entstanden ist, erfahren die Kinder aber nicht. Und dass in China damals noch ein kommunistisches Regime herrschte, fällt dabei natürlich auch unter den Tisch.
Nach dem Aufruf im ersten Heft, erscheinen die ersten Leserbriefe. Eine halb Seite steht zur Verfügung. Fünf Kinder haben sich getraut, einen Brief an Mike zu schreiben. Volkmar ist 12 und möchte wissen, wie man Geld verdient. Edith (ohne Altersangabe sucht eine Brieffreundschaft und Claudia will wissen, wie lange Mikes längste Klassenreise dauerte. Beatrix schreibt: „ich lese Deine Geschichten gerne“.

Interessant ist wieder einmal die Rückseite mit einer Werbung für die „jugendfreundliche Bank“ (siehe Bild).

Warum Motorradfahrer? Die VR-Banken verkaufen natürlich nicht nur Sparpläne, sondern auch Versicherungen. Und die Kasko- und / oder Haftpflichtversicherung für das erste Moped war in den 70ern eine ideale Gelegenheit, die Jugendlichen zum Abschluss einer Versicherung zu bewegen. Ganz entspannt fährt ein Mitarbeiter der Versicherung / Bank inmitten einer „Horde“ Jugendlicher. „Wir tun unsere Arbeit da, wo unsere Kunden uns brauchen“. Tolle Idee! Leider sieht es ziemlich „uncool“ aus, dass der Mitarbeiter eine Aktentasche in seiner linken Hand hält. Das und die Tatsache, dass er keinen Helm trägt. Pech für alle Anwesenden und kein gutes Vorbild für die Jugendlichen ist der Angestellte der „jugendfreundlichen Bank“: In Deutschland besteht seit 1976 eine Helmpflicht im Straßenverkehr für Fahrer und Beifahrer von Krafträdern und offenen drei- oder mehrrädrigen Kraftfahrzeugen ohne Sicherheitsgurte ab einer bauartbedingten Geschwindigkeit über 20 KM/H(§ 21a Abs.2 StVO). Die Helmpflicht für Mopedfahrer wurde Mitte 1978 eingeführt.
Das alles wirkt also gnadenlos unprofessionell – aber einen gewissen Charme kann man diesem Bild nicht absprechen! Aber: Das Alter der potentiellen Kunden passt nicht so recht zu den Comics im Innern des Heftes, mit Ausnahme der zweiten Baika-Episode, in der es ziemlich rasant und blutig zugeht: „Erschüttert stehen die Männer vor den Toten. Nachdem sie ihnen ihnen ein Felsengrab errichtet haben, setzen sie ihren Weg fort.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799

Geändert von underduck (01.01.2017 um 13:27 Uhr)
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