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Alt 28.10.2019, 15:23   #179  
Servalan
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  • Margaret Mitchell: Gone with the Wind (1936) | Vom Winde verweht (1937 und 1947)
  • Gone with the Wind | Vom Winde verweht (USA 1939, David O. Selznick für Selznick International im Verleih von MGM), Drehbuch: Sidney Howard und Ben Hecht, Regie: Victor Fleming, George Cukor, Sam Wood, 238 min
Im zweiten Anlauf ist es mir endlich gelungen, den dicken Roman durchzulesen. Er verlangt eine Menge Geduld, außerdem war die Übersetzung schon deutlich veraltet (häufig das heute verfemte N-Wort für Afroamerikaner). Die Verfilmung läßt sich heute besser genießen als der Roman.

Mitchell glorifiziert Georgia und wäscht die Sklavenhalter ziemlich weiß. Als handelnde Figuren kommen überwiegend Haussklaven vor, die zur Familie gehören; die übler behandelten Feldsklaven eher am Rande. Auf diese Weise bildet sie verschiedene Arten von Rassismus ab.
Die Yankeefrauen im besetzten Georgia beschweren sich, daß sie keine Nannys für ihre Kinder finden. Scarlett O'Hara findet die Aussage lächerlich, denn es gibt viele ehemalige Sklavinnen, die Kinder erziehen können. Aber die Yankees verlangen weiße Kindermädchen, deutsche oder irische Nannys.
Am schlechtesten kommen bei Mitchell ehemalige Sklaven weg, die Abgeordnete geworden oder in die Politik gegangen sind. Den Ku-Klux-Klan schreibt sie schön, was den Roman schwer verdaulich macht. Die Verfilmung weicht dem KKK eher aus, was ihm zugute kommt.
Mitchell setzt mit ihrem langatmigen Roman dem Bundesstaat Georgia ein Denkmal, dabei erscheint das alte Georgia am Vorabend des Bürgerkrieges als Idylle aus der Sicht Scarlett O'Haras - und Margaret Mitchells.

Geändert von Servalan (28.10.2019 um 15:58 Uhr)
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