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Alt 17.04.2022, 19:43   #129  
Servalan
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Manifesto (Deutschland / Australien 2015, Ruhrtriennale, Schiwago Film GmbH, Nationalgalerie, Australian Centre for the Moving Image, Art Gallery of New South Wales, Sprengel Museum in Kooperation mit Bayerischer Rundfunk, Burger Collection Hong Kong und Medienboard Berlin-Brandenburg), Drehbuch, Produktion und Regie: Julian Rosefeldt, 94 min bzw. 130 min, FSK 0

Bei einem Theatertreffen in Berlin besuchte die australisch-amerikanische Schauspielerin Cate Blanchett eine Ausstellungseröffnung des deutschen Künstlers Julian Rosefeldt. Blanchett interessierte sich für sein künstlerisches Schaffen an der Schnittstelle zwischen klassischem Erzählkino und Installation, weshalb sie ihm anbot, an einer zukünftigen Produktion mitzuwirken.
Daraus entstand über mehrere Etappen diese komplexe Collage von ursprünglich 60 Manifesten, die von Blanchett in 13 Rollen im Off und vor der Kamera inszeniert werden. In ihren Rollen verkörpert sie einen Obdachlosen, eine Punkerin, eine Kranarbeiterin aus der Unterschicht in einer Müllhalde, eine Brokerin, eine Theaterchoreografin, eine Societylady bei ihrer Vernissagerede, eine Wissenschaftlerin, eine Witwe auf der Beerdigung, eine Oberschichtsmutter mit ihrer Familie beim Abendessen, eine Fernsehnachrichtensprecherin und gleichzeitig eine Reporterin, eine Puppenmacherin und eine Lehrerin. Bei Ausstellungen werden statt eines linearen Films 13 Loops synchron präsentiert: Ein vier Minuten langer Prolog und 12 Einzelfilme von 10:30 Minuten Länge.

Das abstrakte Konzept klingt auf dem Papier (oder Monitor) dröge, doch das Gegenteil ist der Fall, denn die kinoreif inszenierten Szenen verwandeln das Setting und die Komparsen zu einem stummen Kommentar. Director of Photography Christoph Krauss inszeniert die realen Kulissen, unter anderem der Friedrichstadt-Palast, das Helmholtz-Zentrum Berlin, Rüdersdorf, der Teufelsberg, die Humboldt-Universität, die Technische Universität, die Brandenburgische Technische Universität und der Stahnsdorfer Friedhof, auf ihre individuelle Weise bildgewaltig zu Kompositionen, die eine große Leinwand brauchen. Kaum zu glauben, daß das gesamte Material im Winter 2014 an zwölf Tagen gedreht wurde und Cate Blanchett teilweise an einem Tag zwei Rollen gespielt hat.
2017 und 2018 wurde der Film, der seine lineare Premiere auf dem Sundance Film Festival hatte, mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Seit seiner Ausstellungspremiere im Winter 2015/16 in Australien tourt das Werk durch die Welt.

Bei der Fernsehpremiere am 4. Juli 2019 bewies der Bayerische Rundfunk, wie bildungsfern er sein Publikum einschätzt, denn der Film wurde zwischen 00:45 und 02:15 Uhr im wahrsten Sinne des Wortes versendet.

Geändert von Servalan (29.03.2024 um 21:50 Uhr)
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