Ist die Frage nicht müßig? Außerhalb des Comicfandoms und der Comicforschung, wer bitte schön benutzt das Wörtchen Autorencomic regelmäßig?
Aus meiner Sicht gleicht die Autorenschaft im Comic derjenigen im Film. Besonders wenn es um Regisseure im Hollywood-Studiosystem ging, war explizit von
auteurs die Rede. Aufgebracht haben idiese Denkweise die Filmkritiker der
Cahiers du cinéma, unter denen sich auch die Regisseure der Nouvelle Vague tummelten: François Truffaut, Claude Chabrol, Éric Rohmer, Jacques Rivette und Jean-Luc Godard.
Für die zeitgenössische Kinokritik war Alfred Hitchcock zum Beispiel nur ein Hack, der sensationelle Massenware abgeliefert hat. Seinen Status als Filmgott bekam Hitch erst durch das Interview mit Truffaut.
Das wird deutlich, sobald es im Comic um berühmte Szenaristen geht: Wenn Goscinny, Lee, Moore, Gaiman oder Peeters mit Jemandem zusammenarbeiten, ergibt es ähnlich bei einer Jekyll-&-Hyde-Verwandlung etwas Neues. Eine dritte Persönlichkeit (
auteur) entsteht, der eine eigene Handschrift besitzt und vom Publikum erkannt werden kann. Dann wird die Kombination der beiden Namen zum
auteur: Goscinny/Uderzo ist etwas anderes als Goscinny/Morris oder Goscinny/Tabary, Lee/Kirby hat andere Stärken als Moebius/Lee, Moore/Gibbons nimmt die Welt anders wahr als Moore/Campbell ...