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Alt 11.01.2010, 14:13   #850  
michidiers
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Neil Gaiman

Sandman Sammelband 3 - Traumland


In diesem Sammelband vereinigt Gaiman vier Kurzgeschichten um den Sandman, seine Ewigen und aus der Welt unserer Träume. Vielleicht wollte der Autor hier eine kleine Rast gönnen, die wir Leser sicherlich nach dem Werk „Puppenhaus“ und vor dem Totschläger „Zeit des Nebels“ wohl brauchen.

Aber wer gedacht hat, er könne sich entspannt zurücklehnen und die Storys herunterlesen, hat sich geschnitten. Es sind vier kleine aber feine Storys, mit allerlei Bezügen, Hinweisen und Verbindungen zu kulturellen und mythologischen Ereignissen, Personen und Werken. Für den Anfänger ist es da schon schwer sich in der Masse an Verweisen zu orientieren und vor lauter Suche und Fischerei danach sich in den Storys nicht zu verzetteln.

Als die Krönung dessen ist sicher die dritte Story um die Freilichtaufführung des Schauspieltrosses des William Shakespeare in den Hügeln von Sussex am berühmten „Riesen von Wilmington“. W.S. hat von keinem geringeren als dem Sandman ein Bühnenstück im Auftrag bekommen, welches er dort mit seiner Truppe einem sowohl höchst interessiertem als nicht minder ungewöhnlichen Publikum vorspielt. Ärgerlich für mich: ich kannte den Inhalt des „Sommernachtstraumes“ nicht, so dass der Lesespaß hier erst einmal voll in die Hosen ging.

Nachdem ich mich mit dem Inhalt des „Sommernachtstraumes“ vertraut gemacht habe und eine Handreichung zu diesem Sammelband hinzuzog, erschloss sich das riesige Spektrum der erzählerischen Kraft Gaimans, und das auf nur 24(!!) Comicseiten. Diese Handreichung, die im Internet frei verfügbar ist, erklärt sehr viele Einzelheiten, gerade für den nicht so bewanderten Leser. Ich möchte darauf inzwischen nicht mehr verzichten. Den gesamten Band habe ich dann nochmals damit durchgelesen. Man kann ob des Intellekts und Schaffenskraft des Autors da schon fast neidisch werden.

Aber neben dieser Story konnte mich auch die Story um den ideenlosen Schriftsteller, der erst mit einer gefangenen Muse zu Ideenreichtum kommt, voll überzeugen. Die Katzenstory hatte wegen meiner Abneigung zu diesen Tieren leider keine Chance. Die Geschichte der ehemaligen DC-Superheldin „Elementgirl“, die den Freitod sucht und nicht finden kann beginnt erzählerisch hervorragend, kann mich aber am Schluss nicht so recht überzeugen. Meine Meinung über die Verschiedenheit der Storys und meiner persönlicher Wertung möchte ich mit einem Comiczitat aus dem Sommernachtstraum abschießen:

„Das beste in dieser Art ist nur Schattenspiel,
und das schlechteste ist nichts schlechteres,
wenn die Einbildungskraft nachhilft!“

Fazit: Wolvie, Cyclops und Co. aus den aktuellen Marvelausgaben, die haben es mit jedem Sandman immer schwerer bei mir…

Geändert von michidiers (11.01.2010 um 14:21 Uhr)
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