Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 07.08.2009, 14:22   #523  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.053


Geschöpfe der Nacht

Eine schwarze Katze durchschreitet sicheren Schrittes in der Dämmerung das Unterholz. Eine Eule schwebt lautlos im Nachthimmel. Wer von uns hat nicht schon fasziniert diese eleganten Geschöpfe der Nacht beobachtet? Schon alte Mythen und Legenden nahmen sich dieses Themas an und schreiben der Katze und der Eule übersinnliche Kräfte zu.

Davon inspiriert, befasst sich der englische Fantasyautor Neil Gaiman (u.a. Coraline, Stardust – Die Sternenwanderer) in dieser Graphic Novel in zwei unheimlichen Kurzgeschichten mit diesen geheimnisvollen Tieren und ihre Beziehung zum Menschen. Während in der ersten Story ein schwarzer Kater jeden Morgen mit neuen schweren Wunden zu seinem verwunderten menschlichen Gastgeber zurückkehrt, befasst sich die zweite Geschichte mit einem ausgesetzten Baby, das mit einem Eulengewölle in der Hand vor der Kirche aufgefunden wird.

Behutsam und unspektakulär erzählt Gaiman seine Geschichte, auf Schockeffekte wird dabei vollkommen verzichtet. Tier und Mensch werden zum Mitteilpunkt dieser gemäldeartig, in blassen Wasserfarben von Zeichner Michael Zulli illustrierten Storys.

Gaiman nähert sich einem Thema, mit dem sich die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigt. So stehen diese symbolträchtigen Tiere in der Traumdeutung sowohl für Weisheit, als auch für Unglück, Dunkelheit und Tod, womit Gaiman die tiefsten menschlichen Urängste beschreibt.

Fazit: Auch für nicht- Katzenhalter und nicht- Eulenliebhaber ist diese Graphik Novel bestens geeignet. Ich, der normalerweise mit Katzen auf Kriegsfuß stehe, werde zumindest nach dieser schaurigen Lektüre wohl etwas ehrfürchtiger meinen Schuh nach einem rolligen Kater werfen, der wieder einmal meinen nächtlichen Garten zum Konzertsaal macht.
michidiers ist offline   Mit Zitat antworten