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Alt 12.09.2010, 18:50   #7  
arne
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Dschungelfieber
(Zeichner: Mic Delinx)


In "Pif", dem Nachfolger von "Vaillant", erschien ab 1969 dann eine Serie, die Godard "nur" textete: "La jungle en folie". Die Serie erschien in Deutschland unter verschiedenen Titeln. Bei Bastei in den 1970er Jahren hieß sie "Dschungel-Jux" (in den Felix Großbänden). Anfang der 1980er Jahre gab Carlsen ihr den Titel "Der verrückte Dschungel". Und Ehapa nannte sie Ende der 1980er Jahre schließlich "Dschungelfieber".

Zeichner der Serie war Mic Delinx. Dieser hatte zuvor bereits für "Pilote" die Serie "Buck Gallo" gemacht. Von "Buck Gallo" gab es aber nie ein Album. Anders bei "Dschungelfieber". Von 1973 bis 1988 erschienen in Frankreich 20 Alben - die ersten sieben bei Rossel, die übrigen bei Dargaud.

http://www.bedetheque.com/Jungle-en-folie.html

Worum geht´s in der Serie? Es geht um ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, dargestellt durch Dschungeltiere. Hauptfiguren sind Joe, der vegetarisch lebende Tiger, und Rino, das etwas schwerfällige Rhinozeros. Die Vielfalt der Figuren nimmt jedoch von Album zu Album zu. Was Godard über die Jahre an merkwürdigen Gestalten kreiert, ist schon beachtlich.

Nur zwei Beispiele: Da gibt es den Dieb Arsène Turlupin, der es auf die Äpfel von Joes Apfelbaum abgesehen hat, sich bei seinen versuchten Diebstählen jedoch immer so dämlich anstellt, dass er jedes Mal Schaden nimmt. Einmal wird er sogar beerdigt (in Album 14). Oder da ist die Rechtsanwältin Gisèle Hallali, die sich für die Beendigung der Ausbeutung des weiblichen Körpers einsetzt (die - männlichen - Dschungelbewohner lesen gerne "Play-Jungle") und ihre Anhängerinnen "Heil, Gisèle!" (in altdeutscher Schrift) ausrufen lässt (in Album 13).

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die Serie in ihrer zweiten Hälfte (also ab Band 11) erst richtig abdreht. Hier finden sich auch viele albenlange Episoden. Gerade aus dieser zweiten Hälfte ist aber in Deutschland bisher nichts bekannt. Carlsen veröffentlichte in der Reihe "16/22" drei (von im Original elf) Taschenbuchbänden (Guide). Hierbei handelt es sich aber lediglich um ummontiertes Albenmaterial aus den ersten Jahren. Und Ehapa brachte die Originalalben 1 - 3 und 10 (Guide).

Dass "Dschungelfieber" in Deutschland nie den Erfolg hatte, den die Serie in Frankreich hatte, könnte damit zusammenhängen, dass ein wesentlicher Reiz der Geschichten in den vielen Wortspielen liegt, die Godard den Protagonisten in den Mund legt. An diesen Wortspielen dürften sich viele Übersetzer die Zähne ausgebissen haben. Falls ein Sprachwissenschaftler gerade an eine Doktorarbeit denkt, wäre ein Vergleich der deutschen Fassungen mit der Originalfassung dieser Serie sicher ein interessantes Thema.

Geändert von arne (12.09.2010 um 21:33 Uhr)
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