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Alt 04.04.2018, 08:34   #51  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 9

Erscheinungstermin: 5/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 6
2) Tales to Astonish # 80

Story-Titel:
1) Der Echse ausgeliefert!
2) Rettungslos!

Original-Storytitel:
1)Fase to Face with the Lizard!!
2) To the Death!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Gene Colan / Dick Ayers

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Daran hatte ich keine Erinnerung: Remo schreibt schon wieder ein Editorial, und wieder kündigt er an, daß das Marvel-Programm erweitert wird; er habe nun „Grünes Licht von der Verlagsleitung“ (von Verleger Klaus Recht ist im Impressum noch nichts zu sehen). Diesmal aber fordert er die Leser auf zu entscheiden, welche Titel sie „wöchentlich, 14tägig und monatlich“ am Kiosk vorfinden wollen. Damit dürften 90 Prozent der Marvel-Leser heillos überfordert gewesen sein. Die meisten wußten sicher gar nicht, daß es sich um amerikanische Comics handelte, geschweige denn, welche Titel es in USA noch gab. Ich habe keine Erklärung, was da vor sich ging.

In der Spinne-Episode sehen wir die erste Begegnung mit der Echse, die sich zu einem der wichtigsten Gegenspieler entwickelte. Die erste Echsen-Story hat aber noch Luft nach oben. Gleich im ersten Bild wird die Echse gezeigt; sie erschreckt in den Everglades brave Bürger. Im Horror-Genre gilt eigentlich die Regel, daß man das Monster möglichst spät, möglichst wenig, am besten überhaupt nicht zeigen sollte. Im fernen New York herrscht jedenfalls Skepsis, ob es so ein Wesen wirklich gibt. J. Jonah Jameson stellt jedoch in „Bild“-Manier eine Verbindung zu Spinne her. Um die Auflage des Daily Bugle zu steigern, fordert er die Spinne auf, sich um die Echse zu kümmern.

Peter Parker hat als Schüler begreiflicherweise nicht das Geld, um nach Florida zu reisen. Also versucht er, Jameson dazu zu bringen, ihm zum Fotografieren eine Dienstreise zu finanzieren. Jameson hält das allerdings – obwohl sich Betty Brant für Peter einsetzt – für rausgeworfenes Geld. Erst muß sich die Spinne daher um zwei Gangster im Naturkundemuseum kümmern: Sie haben einen Edelstein gestohlen, werden entdeckt und nehmen (ausgerechnet) Liz Allen als Geisel. Die Spinne macht die Kidnapper unschädlich, rettet Liz und verabschiedet sich von ihr mit einem Kompliment. Sie ist hingerissen, Flash, der sie begleitet, weniger.

Nachdem Peter in der Maske der Spinne etwas Druck gemacht hat, läßt ihn Jonah doch nach Florida reisen, will aber dabei sein. Dort angekommen, muß Peter ihn also täuschen, um sich in die Spinne verwandeln zu können. Dann will er mit einem Reptilienexperten Kontakt aufnehmen, den er ausfindig gemacht hat: Dr. Curtis Conners. Vorher trifft er auf die Echse, mit der er kaum fertig wird. In Conners‘ Haus trifft er nur dessen – bisher namenlose – Frau an, die ihm erzählt, was passiert ist: Conners hat mit einem Serum experimentiert, das seinen im Krieg verlorenen rechten Arm nachwachsen lassen soll; dabei ist er zur Echse geworden. Seine Persönlichkeit hat sich verändert. Er will nun mit seinen „Artgenossen“ die Welt erobern.

Peter mixt kurzentschlossen ein Gegenmittel zusammen. Nach schwerem Kampf mit der Echse gelingt es ihm, ihr diesen Saft einzuflößen. Zunächst scheint er wirkungslos zu sein, aber im letzten Moment, bevor die Echse der Spinne den Garaus machen kann, verwandelt sie sich zurück. Die Familie Conners ist wieder vereint. Nur Jameson ist unzufrieden. Peter hat zwar Fotos von der Echse, aber der Verleger glaubt nach wie vor, dieses Monster gebe es überhaupt nicht.

Die Story ist ganz munter, aber die Echse erweist sich trotz ihrer brachialen Kraft als ein ziemlich zahmes Monster. An Verwicklungen ist die Geschichte recht arm, und Peters Ausweg mit dem Gegenmittel ist mir zu einfallslos. Ungewöhnlich an diesem Plot ist allerdings, daß der Superschurke in seiner menschlichen Identität eigentlich ein „Guter“ ist. Das Muster ähnelt dem des Hulk (er trägt übrigens die gleichen lila Hosen), wenngleich die Echse nicht unverstanden und verfemt, sondern eindeutig böse ist. Das finden wir etwas später auch noch einmal beim Grünen Kobold – Norman Osborn ist jedoch dann ein Schizophrener. Steve Ditko zeichnet akzeptabel, bringt auch das Sumpfland in Ansätzen glaubhaft rüber. Er verwendet aber wieder zu viele kleine Panels.

Erneut gibt es eine Leserbriefseite, wofür auf das „Submariner“-Cover verzichtet wird. Es wird hier allerdings wieder eine TtA-Story ausgelassen (da war erstmals Bill Everett als Inker zu seiner alten Erfolgsserie zurückgekehrt). Die Redaktion versucht, das mit einer knappen Zusammenfassung auszubügeln, aber dem Leser kommt so manches doch spanisch vor. Die Leserbriefe ähneln inhaltlich denen des Vormonats. Auffällig ist nur, daß wiederholt die tollen Zeichnungen gelobt werden. Entweder bezieht sich das auf die letzten Hefte der HIT-Reihen, oder die Briefe sind ein wenig getürkt, denn später erweist sich, daß diejenigen, die die HIT-Comics noch kannten, mit der Grafik in den frühen Williams-Heften gar nicht zufrieden waren.
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