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Alt 25.08.2017, 10:51   #82  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Marcus du Sautoy würde euch vehement widersprechen.
Die Klecksereien von Jackson Pollock sind unwahrscheinlich schwer zu fälschen, und wer es dennoch versucht, wird ratzfatz ertappt. Der populäre Mathematiker hat das mit dem Dripping selbst probiert und kam zu dem Schluß, daß Pollocks Gemälde diese Qualität nur haben, weil Pollock ein Alkoholiker gewesen ist. Im Vollrausch ändert sich die Motorik, und die Kontrolle läuft ins Leere.

Du Sautoy nennt das Phänomen "die geheimen Mathematiker".
Bei Pollock - und wohl auch bei Monets "Seerosenteich" - lassen sich zwar einzelne Farbebenen unterscheiden, aber die sind allesamt selbstähnlich, obwohl sich weder ein Anfang noch ein Ende finden lassen. Quasi ein in Farbe übersetztes Moebiusband. Vergleichbar wäre Moebius' Kurzgeschichte von ewig fallenden Mann oder Osamu Tezukas Anime-Loop über einen Ball, der einmal um den Globus hüpft.
Das ist was völlig anderes als der optische Selbstbetrug, der automatisch einsetzt, wenn jemand auf einen Punkt starrt.

Wie der Goldene Schnitt lassen sich diese Phänomene klar und verständlich beschreiben.
Die Faszination entsteht wahrscheinlich durch eine Kombination, die wohl die meisten als absurd empfinden: Einerseits besitzen die Gemälde (oder andere künstlerische Werke) eine natürliche oder traumhafte Qualität, andererseits verfügen sie über eine komplexe, nahezu manische Struktur.
Das Apfelmännchen entsteht ja auch, indem das Ergebnis als neue Variable in dieselbe Gleichung eingesetzt wird. Fraktale Muster entziehen sich weitgehend der Kontrolle, denn schon kleinste Abeweichungen führen zu komplett anderen Ergebnissen.
Manchmal wird so etwas zu einer Mode: Plakate von Salvador Dalì oder M.C. Escher oder der Erfolg des "Magischen Auges" ...
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