Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 22.07.2018, 21:45   #247  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.474
Spinne (Williams) 41

Erscheinungstermin: 9/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 40
2) Submariner # 1

Story-Titel:
1) Spinne rettet den Tag: Das Ende des Grünen Kobolds!
2) Jahre des Ruhmes… Tag des Untergangs!

Original-Storytitel:
1) The End of the Green Goblin!
2) Years of Glory… Day of Doom!

Zeichnungen:
1) John Romita / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Frank Giacoia

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Während es in der vorherigen Ausgabe darum ging, möglichst bruchlos an die Ditko-Ära anzuschließen, wird nun im Seriengefüge gründlich aufgeräumt. Wer ist eigentlich Norman Osborn? Wie kam es zur Feindschaft mit Prof. Stromm (siehe „Spinne # 38)? Wie stabil ist die Gesundheit von Tante May? Und wo steckt eigentlich Betty Brant? Diese offenen Fragen werden nun endlich beantwortet. Daher muß Stan Lee eines der dümmsten Superheldenklischees auswalzen: Der Superschurke hält dem gefangenen Helden einen Vortrag, während der die Zeit nutzen kann, sich zu befreien und zurückzuschlagen.

Lee muß allerdings ein Problem klischeefrei lösen: Was wird aus dem Grünen Kobold? Er und die Spinne kennen nun gegenseitig ihre Geheimidentitäten. Wie läßt sich verhindern, daß sie ausgeplaudert werden? Muß der Kobold sterben und Peter Parkers Geheimnis mit ins Grab nehmen? Der Titel deutet darauf hin: „Das Ende des Grünen Kobolds“. Wobei Williams ja auf dem Cover die differenziertere Aussage wählt: „Der Grüne Kobold kommt zu Fall“. Das ist auch das, was zu sehen ist: Der Kobold liegt wie George Foreman vor Muhammad Ali auf den Brettern. Sehr ungewöhnlich, daß nicht gezeigt wird, wie der Schurke den Helden bedroht oder schon fast besiegt hat. Das ist nur möglich, weil es um das Problem geht: Der Kobold mag ausgeschaltet sein, aber wie geht es mit ihm weiter?

Zunächst wird also alles erklärt: Osborn gesteht, daß er für Harry ein schlechter Vater war. Als Kobold hat er wieder mal eine recht fragwürdige Entstehungsgeschichte (wie „Joe“ zuvor). Hier stiehlt Osborn zunächst seinem Mitarbeiter Prof. Stromm eine Erfindung – eine grünliche Flüssigkeit, von der wir nicht erfahren, wozu sie eigentlich gut sein soll. Sie explodiert und verletzt Osborn. Er überlebt, hat bei dem Unfall allerdings wohl seinen Verstand verloren und verwandelt sich in den Grünen Kobold. Seine Stärke liegt hauptsächlich oder allein in allerlei technischen Gadgets (wie seinem Jetbesen, den Bomben, metallenen Fledermäusen und ähnlichem). Man kann sich vorstellen, daß diese Hilfsmittel dem Hirn eines Irren entsprungen sind, aber warum der Kobold böse ist, läßt sich höchstens dadurch erklären, daß seine Schuld, die Familie vernachlässigt zu haben, schwer auf ihm lastet.

Und dann sehen wir kurz Betty. Sie befindet sich im Mittleren Westen, hat aber inzwischen Heimweh nach New York, will in ihren alten Job zurück und Peter wiedersehen (an Ned Leeds, der ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, verschwendet sie merkwürdigerweise keinen Gedanken). Aber sollte Peter irgendetwas mit der Spinne zu tun haben, fügt sie in prophetischer Weise hinzu, könnte sie es niemals ertragen. Der Kobold blickt inzwischen auch noch auf seine früheren Begegnungen mit der Spinne zurück. Damit reicht die Zeit für die Spinne, ihre stahlverstärkten Fesseln zu zerreißen. Es folgt ein Kampf, der anders als bei Ditko nicht bloß eine Prügelei ist; vielmehr setzt der Kobold seine vielfältigen Waffen ein. Schließlich gelingt es der Spinne, ihn gegen eine Stromleitung und Chemikalien zu schubsen, was noch einmal eine gewaltige Explosion ergibt, die den Kobold wieder zur Vernunft bringt. An seinen Kobold-Auftritt erinnert er sich nicht mehr – das Problem, wie Peters Geheimidentität gewahrt werden kann, ist also gelöst.

Dann gibt es jedoch einen Rückschlag: Peter kommt nach Hause und trifft auf den Hausarzt. Der macht ihm heftige Vorwürfe, weil er weg war, ohne Bescheid zu sagen, wo er steckt. Das habe Tante May so aufgeregt, daß sie beinahe gestorben wäre (so klingt’s jedenfalls). Etwas von ihrer verzweifelten Suche nach ihrem Neffen haben wir am Anfang der Story schon mitbekommen. Ich finde diese Reaktion von Dr. Bromwell dennoch ziemlich seltsam. Peter erhält keine Chance, sich zu rechtfertigen. Zudem haben einen Arzt die Umstände, unter denen jemand einen Herzkasper erleidet, nicht zu kümmern. Zu allem Überfluß ist Tante May kurz darauf wieder putzmunter. Aber die nächste Gesundheitskrise kommt bestimmt…

In diesem Heft wird ein Miniposter von Prinz Namor präsentiert, gezeichnet von Jack Kirby (ungenannt). Der Aquarius zeigt einige spektakuläre Unterseefunde vor. "Submariner" wird übrigens ab sofort von John Buscema gezeichnet. Auf der Leserbriefseite finden sich wieder mal ein paar interessante Informationen. Veronika aus Bremen moniert, daß Frauen in den Superheldenserien eine zu passive Rolle haben. Das finde ich gut beobachtet. Die Redaktion weicht aus mit dem Hinweis, Liebesgeschichten (mit Frauen in klassischer Rolle) seien doch gar nicht so schlecht, und dann gebe es ja auch starke Frauen wie Wanda, die Scharlachhexe, oder Madame Medusa. Außerdem verkündet sie, „in zirka drei Monaten“ würden die neuen Serien „Eiserner“, „Doktor Strange“, „Planet der Affen“ und „Grüne Laterne“ (DC) erscheinen. Auf der Vorschauseite tauchen die aber bereits auf – „die Zwei von DC“, „Grüne Laterne“ und „Horror“ werden allerdings vorerst nicht beworben. Schon jetzt hat das Heft ein etwas größeres Format.

Geändert von Peter L. Opmann (28.07.2018 um 09:41 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten