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Alt 22.04.2010, 17:56   #983  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Man merkt dem Autoren und den Zeichnern schon an, dass sie noch nie in Berlin und zur damaligen Zeit weder in West noch in Ost waren. Berlin-West sieht wie eine amerikanische Stadt aus, allein der Ku-Damm scheint so schmal wie der Broadway beim Times Square in New York. Dabei sind grade die Berliner Hauptstrassen bekannt für ihre Breite und auch Mark Twain stellt bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts fest, dass die Berliner Bürgersteige breiter sind, als die Strassen der meißten Städte.

Wenn wenigstens eines der bekannten Berliner Bauwerke im Bild gezeigt worden wäre, der Funkturm z. B., oder die Gedächniskirche, auch das Olympiastadion, die Siegessäule, das Brandenburger Tor oder der Fernsehturm wäre nicht schlecht gewesen. In New York dagegen wird ständig der Times Square, das World Trade Center, seufz, die Freiheitsstatue oder sonst was wieder gegeben...

Die Mauer ist dagegen erstaunlich realistisch dargestellt worden: auf West-Berliner Seite reicht sie in der entsprechenden Szene direkt bis an den Bürgersteig und auf der Ostseite ist der Todesstreifen recht ordentlich gezeichnet. Allerdings gab es 1987 im innerstädtischen Todesstreifen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Minen mehr, die wurden zwar mal verlegt, aber recht schnell wieder augebudelt - soll an der gesamten "Innerdeutschen" Grenze der Fall gewesen sein.

Die Westberliner Polizisten scheinen mir auf den ersten Blick französische Polizisten zu sein, allerdings heißt der eine "Fritz" und das ist mehr als simpel stereotyp.

Die DDR-Grenzsoldaten gab es in dieser Form gar nicht, die sehen im Comic eher wie amerikanische GIs aus.

Agent Charlies "Haus" außerhalb Ost-Berlins gleicht eher einem Schloß und ob das in der DDR gemietet werden konnte, wage ich mehr als zu bezweifeln, egal wieviel Geld man "verdient" hat, wie Charlie Logan erklärt. Und ob sie diese Anzahl Personal hätte haben können, darf wohl erst Recht ins Reich der Fabel verwiesen werden.

Logan wäre anschließend lieber zu "McDonald" gegangen, dazu hätte er aber wieder zurück nach West-Berlin gehen müssen - ziemlich mühsam, diese ständigen Grenzübertritte... Im "Ganymed", muß wohl in Ost-Berlin, oder außerhalb der Stadt liegen, stellt Logan fest, dass "das Essen teuer ist", was wohl heiß 11,34 Mark, denn das wäre in der DDR schon teuer gewesen, ansonsten war das Essen im Restaurant dort eher billig (nicht preiswert!) und zwar sowohl für DDR-Bürger und erst recht für "Westler".

Naja, ist ja "nur" ein Comic, aber ein bißchen mehr Realismus hätte ich mir schon erhofft und ich hoffe, dass ich michidiers die Freude am Lesen mit meiner herben Kritik nicht zu sehr genommen habe. Mal sehen, was uns die Fortsetzung, der Band 151 da noch bieten wird (ich habe ihn natürlich, aber ich möchte unserem fleißigen Berichterstatter da nicht vorgreifen).
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