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Alt 18.11.2015, 16:44   #20  
Peter L. Opmann
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Wenn ich mal etwas einwerfen darf: Ist Philip K. Dick ein Klassiker?

Mit etwa 15 habe ich alles mögliche gelesen, auch viel Science Fiction, weil das damals ziemlich angesagt war. Was heute in den Buchläden die riesigen Fantasy-Bücherwände sind, das war damals "Heyne SF und Fantasy". Später kam Moewig SF hinzu, und dann habe ich noch die violette Suhrkamp-Reihe entdeckt. Der zweite Autor, der mich gefesselt hat, war Dick (der erste war Ray Bradbury). Später kam noch ein dritter hinzu: Kurt Vonnegut jr. mit "Sirenen des Titan", "Die Katzenwiege" oder "Schlachthof 5 oder: Der Kinderkreuzzug". Als ich drei oder vier Romane von Dick gelesen hatte (der erste war "The Crack in Space"/"Das Jahr der Krisen"), kam "Blade Runner" ins Kino.

Ich denke, Dick hat auf jeden Fall ein paar wegweisende Romane geschrieben. Dazu würde ich zählen: "Der dunkle Schirm", "Das Orakel vom Berge", die "VALIS"-Trilogie, "UBIK", "LSD-Astronauten", eventuell noch "Zeitlose Zeit". Aber ist er nicht doch ein Schundautor? Richtig ernst nehmen kann man seine Romane erst ab den 1960er Jahren. In dieser Zeit hat er aber extrem schnell und schludrig geschrieben. Stanislaw Lem hat nachgewiesen, daß sein bekanntestes Werk, "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" voller logischer Fehler und Widersprüche steckt. Trotzdem bin ich immer wieder in die irritierende und durchgeknallte Dick-Welt hineingezogen worden - selbst in einem eindeutig schwachen Buch wie "Das Jahr der Krisen".

Dick war in der SF äußerst einflußreich, aber die SF ist heute am Ende. Es gibt keine Zukunft mehr, die man sich gern vorstellen würde, selbst eine dystopische nicht. Wie wird man diesen Autor in 50 oder 100 Jahren sehen? Wird er dann vergessen sein? Aber Hollywood verfilmt einen Dick-Roman nach dem anderen...
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