Bis zur ersten
Tim und Struppi-Verfilmung unter Spielberg, waren andere Namen im Gespräch mit Hergés Witwe Fanny Vlamynck und deren zweitem Mann, Nick Rodwell, die durch die Stiftung Moulinsart die Rechte halten.
Verhandelt wurde mit dem belgischen Regisseur und Autor Jaco Van Dormael (
Toto der Held, 1991, und
Der achte Tag, 1996), und mit dem Franzose Jean-Pierre Jeunet.
Zwar war Van Dormael seit Kindertagen ein Fan von
Tintin, aber sein surrealistisches Konzept fand in den 1990ern nicht den Zuspruch der Erben Hergés. Van Dormael wurde gebeten, eine zweite Fassung zu schreiben, doch der wandte sich lieber einem anderen Projekt zu,
Mister Nobody.
Jeunet wurde 1999 angesprochen, durfte das Archiv der Stiftung besuchen und erhielt das, was Van Dormael hinterlassen hatte. Jeunets Fassung wäre eine Mischung aus Realfilm und Animation geworden und hätte gewisse Ähnlichkeiten mit
Die fabelhafte Welt der Amélie (
Le Fabuleux destin d'Amélie Poulain) gehabt. In einer Rahmenerzählung hätte ein gezeichneter Georges Remi in der Redation von
Le Petit Vingtième unter zahlreichen Frauen gesessen.
Zu den weiteren verlorenen Projekten Jeunets gehört eine
Corto Maltese-Verfilmung, bei der er sich wegen des historischen Hintergrundes an Jacques Tardi wandte. Weil Jeunet dessen Material in seinem Kassenerfolg
Mathilde – Eine große Liebe (
Un long dimanche de fiançailles) ausschlachtete, kam es zum Bruch zwischen den beiden. Sonst hätte womöglich Jeunet und nicht Luc Besson Tardis
Adeles ungewöhnliche Abenteuer verfilmt.
Quelle: Damien Perez:
Casemate 76 (Dezember 2014), zitiert nach
Stripspeciaalzaak