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Alt 27.09.2019, 16:36   #214  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 98 und 99
(= Der mächtige Thor 49)

Erscheinungstermin: 11/12/1977

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 131

Story-Titel:
1) Sie kommen aus dem All!

Original-Storytitel:
1) They strike from Space!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Als ich das 1977 oder eher 1978 (wegen des Phasenvertriebs) las, war ich schon ein bißchen mit Science Fiction vertraut. Was wir vor uns haben, kann man dem Subgenre der intergalaktischen Invasion zuordnen. Der klassische Invasionsroman ist wohl „The War of the Worlds“ von H. G. Wells. Solche Stoffe leben von der tief in uns sitzenden Angst vor dem Fremden. Aber obwohl ich solchen Geschichten zugetan war und obwohl Lee und Kirby ihre Variante mit der Figur Tana Nile (ein Name, der wohl nur fremdartig klingen soll und sonst keine Bedeutung hat) gut vorbereitet hatten, erinnere ich mich, daß mich diese Invasion dann eher enttäuscht hat.

Schauen wir uns diese Story an. Thor begleitet Herkules zurück auf den Olymp, verabschiedet sich aber bald, weil er keinen Wert auf Konflikte mit griechischen Göttern legt. Jane Foster befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Bus auf der Reise nach irgendwo, nachdem Tana Nile die geistige Kontrolle über sie übernommen und sie weggeschickt hat. Nun sehen wir, wie sich die rätselhafte Frau verwandelt, und zwar in einen extravagant gekleideten Schwellkopp. Tana Nile beansprucht einen Claim auf die Erde, ein Vorgang, der Amerikanern aus ihrer Besiedlungsgeschichte wohlbekannt ist, für mich aber eher befremdlich war. Ein Raumschiff macht sich darauf „in einer weit entfernten Galaxis“ auf den Weg zur Erde. Daß es gar nicht so einfach ist, gleich, mit welcher Technologie, von Galaxie zu Galaxie zu gelangen, wußte ich damals sicher noch nicht. Es geht aber wohl ziemlich schnell. Thor kann sich zwischendurch eben noch mit seinem Vater Odin treffen, der plötzlich bereit ist, zu Thors Verbindung mit Jane Foster seinen Segen zu geben. Etwa aus Dankbarkeit für den abgewendeten Umsturzdurch den abgefeimten Seidring? Odin will es eher so sehen, daß ihn Thors Hartnäckigkeit, mit der er stets an Jane festhielt, überzeugt hat.

Thor kehrt zur Erde zurück und will Jane die frohe Nachricht überbringen. Aber ein Energiestrahl hält ihn davon ab, ihre Wohnung zu betreten. Er verschafft sich Zutritt, indem er die Wand einreißt. Tana Nile und zwei Begleiter zwingen ihn per geistigen Befehl in die Knie, und sie enthüllt ihm, daß sie die Weltherrschaft an sich reißen will und die Macht hat, die Erde aus ihrer Umlaufbahn zu bringen, falls sich die Menschheit widersetzen sollte. Anschließend wird Thor in einen Käfig aus Protonenstrahlen gesperrt. Die Kolonisatoren beginnen mit ihrer Arbeit. Die Erde wird unter „Raumverschluß“ gehalten. Thor wird in seinem Käfig in das Raumschiff gebracht, mit dem die Kolonisatoren gekommen sind. Tana Niles Begleiter wollen jetzt zu ihrer eigenen Welt zurückkehren. Sobald sie gestartet sind, befreit sich Thor jedoch. Er hat die Außerirdischen getäuscht, um zu erfahren, was sie vorhaben. Er will die Invasion auf ihrem Heimatplaneten stoppen. Mit Hammerschlag setzt er die beiden Aliens außer Gefecht. Das Raumschiff kommt, wie sich inzwischen herausgestellt hat, vom Stern Rigel (770 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt). Thor bleibt nur zu warten, bis es angekommen ist…

Das ist eine so krude zusammengeschusterte Story, daß ich das offenbar schon vor 40 Jahren gemerkt habe. Warum tarnt sich Tana Nile zunächst als Mensch, wenn sie so mächtig ist? Warum schlüpft sie ausgerechnet bei Jane Foster unter? (Halt, ich weiß: Damit sie ohne Umstände mit Thor konfrontiert werden kann.) Enttäuschend finde ich auch, daß Thor das Problem wieder mal allein durch Draufhauen lösen will. Lassen wir mal Kleinigkeiten beiseite wie das Phänomen, daß sich Wesen vom Rigel problemlos mit Menschen auf Englisch unterhalten können. Denken wir lieber nicht weiter darüber nach, was die Rigelianer überhaupt auf der Erde wollen. Da finde ich Galactus schon überzeugender, der Planeten für sein eigenes Überleben einfach aussaugt. Grafisch ist dieses Heft leider auch nicht so richtig gut geworden – Vince Colletta ist eben kein Joe Sinnott. Die Rigelianer sehen mir aber auch zu sehr wie Klischee-Außerirdische (wie auch in „Unheimliche Begegnung der dritten Art“) aus: kleiner, spindeldürrer Körper und überdimensionierter Kopf mit riesigen Augen (wenn auch hier schlitzförmig). Gelungen finde ich dagegen das Cover. Auch wenn es ziemlich einfach aufgebaut ist. Tentakel greifen nach Thor, der ihnen furchtlos gegenübersteht und zugleich die Erde hinter sich beschützt. Damit ist das Wesentliche treffend auf den Punkt gebracht.


Geändert von underduck (27.09.2019 um 16:40 Uhr) Grund: Cover eingefügt
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