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Alt 29.04.2020, 15:25   #24  
Phantom
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Gerhard: Für Kommentare zu den letzten Ausgaben fehlte mir einfach die Zeit, aber jetzt habe ich es endlich mal wieder geschafft. Meine ausführlichen Gedanken zur SB 242:

"Akim und seine Väter" klingt schon interessant, bisher konnte ich mich aber noch nicht durchringen. So wenig Freizeit, und so viele ungelesene Bücher auf, unter und neben dem Schreibtisch (die Regale sind sowieso schon alle voll). Meine einzige Begegnung mit Akim war in Form eines kleinen Heftchens von Hethke, das ich als Achtjähriger am Kiosk fand. Hat bei mir nicht gezündet. Comichistorisch aber sicher spannend. Mal sehen, ob der Band noch verfügbar ist, wenn ich mich doch dazu durchringe.

Dass wir alle die Nachrufe zu Peter Wiechmann und Wolfgang Fuchs lieber erst in vielen Jahren gelesen hätten, versteht sich von selbst. Ich fand schön, dass Du die Kinder zu Wort kommen ließest. Stefan Medunas Hoffnung, dass die von Peter Wiechmann erdachten Bilderwelten uns alle überdauern, kann ich leider nicht teilen. Nicht speziell wegen der Wiechmannschen Texte, aber wird nach uns überhaupt noch jemand Comics lesen? Vor allem: sich für die Comics der 70er/80er Jahre interessieren? Ich bin wahrscheinlich zu kulturpessimistisch, aber ich kann daran nicht glauben.

Wie für so viele war auch für mich das Reitberger/Fuchs-Buch eines der ersten "richtigen" Bücher über Comics – bei mir in Form der roten Melzer-Ausgabe. Das bringt mich gleich zu Wünschen für zukünftige Sprechblasen: Ich würde gern ein Interview mit Reinhold Reitberger lesen. Oder einen Artikel über den Melzer-Verlag (vielleicht mit Interview mit Horst Schröder?), der in den siebziger Jahren doch einige tolle Comic-Bücher verlegt hat, aber auch ein paar seltsame Sachen (weiß man eigentlich, warum Melzer ausgerechnet Sigurd und Nick nachgedruckt hatte?).

Aber zurück zur SB: Das Interview mit Chris Scheuer habe ich gern gelesen. Ich kenne ihn nur aus dem frühen Comic Forum (dem Magazin), damals fand ich seine Zeichnungen extrem cool. Neue Comics interessieren mich nicht so sehr (und dann ist da ja wieder die Zeitproblematik), also werde ich mir die Bände wohl nicht kaufen, aber den Abdruck einer Story in der SB fand ich gut.

Den Beitrag von Willi Mattutat habe ich mit Interesse gelesen; mir war nicht klar, was man heutzutage alles restaurieren kann. Aber ich bin kein richtiger Sammler (den ich mal etwas frech mit „Verpackung ist wichtiger als der Inhalt“ definiere), ich kaufe antiquarische Comics nur, wenn der Inhalt nicht in einem besseren und/oder billigeren Nachdruck enthalten ist, und Zustände sind mir dann relativ egal, sofern das Heft nicht unappetitlich aussieht oder riecht. Also bin ich nicht in der Zielgruppe des Beitrags; Heinz Wolfs Karikaturen haben mir aber wie immer sehr gefallen!

Zur Generation Lehning sollte ich eigentlich gar nichts sagen, dazu bin ich zu jung. Aber werden tatsächlich heute immer noch neue Piccolos und Großbände im (für mich) täuschend echt imitierten Wäscher-Stil gezeichnet und verkauft? Schon faszinierend. Ich liebe Carl Barks und Alex Raymond, aber wenn heute jemand den Barks’schen oder Raymond‘schen Zeichenstil perfekt imitieren würde, ließe mich das total kalt. (Nebenbei: wie auf dem Falk-Cover auf Seite 40 Falks Kopf auf dem Körper angeschraubt ist, würde mich echt interessieren )

Die Illustrierten Klassiker: das ist ja offiziell eine Werbebeilage, trotzdem ein paar Bemerkungen. Ende der 80er Jahre hatte ich Kontakt zu Dan Malan, der damals den Classics Collector herausgab und später dann den „Complete Guide to Classics Collectibles“. Ich habe da jetzt nochmal reingelesen; sein Enthusiasmus und seine Akribie waren wirklich bemerkenswert. Er hat dann sein Interessensgebiet gewechselt und sich auf Gustave Doré spezialisiert; da ist er jetzt wohl einer der weltweit führenden Experten. Aus Comic-Sammlern kann also jederzeit noch etwas werden. Jedenfalls ist es schon faszinierend, wie riesig das scheinbar leicht abzusteckende Sammelgebiet der Classics Illustrated ist. Jedem ans Herz legen kann ich das Buch von William B. Jones "Classics Illustrated – A Cultural History" in der 2. Auflage; Du hattest das auch schon mal in der SB empfohlen.

In Deiner Aufstellung schreibst Du bei Nr. 229 „Zeichner: Philipe Cole“. Von dem hatte ich noch nie gehört, deswegen ist es mir aufgefallen. Das Heft ist aber von Bob Lamme gezeichnet. Und wenn die Werbebeilage noch einmal verwendet werden sollte, könnte man auch noch die Namen von Don Rico (nicht Rica) und Peter Costanza (nicht Constanza) gerade ziehen.

Und wieder ein Wunsch für die SB: Einer der Zeichner der Illustrierten Klassiker ist Gustav Schrotter. Ein Wiener, der 1938 nach England und 1940 nach USA emigrierte und dann bei mehreren Golden-Age-Verlagen (u.a. Timely) Comics veröffentlichte. 1966 kam er wieder nach Wien zurück und lebte bis zu seinem Tod 1971 in der Schönbrunner Straße 262 (steht so detailliert bei David Saunders). Spannendes Leben. Gibt es in Wien vielleicht noch irgendjemand, der sich an ihn erinnert? Fotos wären auch interessant.

Das Interview mit Helmut Nickel hat mir gefallen. Dass es ein Rerun war, hat mir nichts ausgemacht, weil ich die SBs der Erstveröffentlichung nicht habe. Zur literarischen Vorlage von Titanus: der Autor Bastian hieß Hartmut, nicht Helmut; seine Spuren scheinen sich verloren zu haben (auch interessant, aber wohl nichts für die SB).

Der Artikel zum Golden Age von Marvel hat mir nichts Neues gebracht, aber das ist nicht die Schuld des Artikels; ich lese seit vielen Jahren Roy Thomas‘ Alter Ego. Zum Stan-Lee-Band von Marvel nur die Anmerkung: Wer keine deutsche Übersetzung braucht, kann sich auch die französische Variante zulegen; sie ist bisweilen für die Hälfte des deutschen Preises erhältlich und besteht aus der normalen englischen Version plus einem Heftchen mit französischen Übersetzungen (das man dann einfach entsorgen kann, so habe ich das z.B. gemacht).

Bernd Weckwerts dritter Teil des Steve-Ditko-Artikels ist wieder sehr schön geworden. Vieles wusste ich zwar schon mal, aber man vergisst ja auch wieder schnell. Ich bin bei Ditko hin- und hergerissen: seine Mainstream-Sachen ab den 70er Jahren finde ich überhaupt nicht spannend, aber dass ein Comic-Zeichner einer politischen oder philosophischen Weltanschauung in seinen Arbeiten folgt, ist doch sehr ungewöhnlich. Man müsste wohl mehr von den Beiträgen lesen, die Ditko für Robin Snyder verfasst hat. Aber da ist es wieder, das Zeitproblem.

Olac: Komischer Name; das soll doch ein Brite sein, und wenn man den Namen englisch ausspricht, wird es noch komischer. Die Story von Franco Caprioli habe ich gern gelesen, naja, eher gern angesehen, inhaltlich hauen mich die alten Tiger-Sachen nicht vom Hocker. Mehr davon werde ich mir wohl nicht kaufen, aber eine solche Geschichte zu einem schlechten Essen, warum ned (frei nach Josef Hader ).

Und zum Schluss die Leserbriefe, auch immer sehr kurzweilig. (Mir hat der Kommissar-X-Scherz gefallen!) Von den Army-Hit-Kits hatte ich noch nie etwas gehört; Google findet da sogar Cover-Zeichnungen von Milton Caniff und Chester Gould. Interessant, welches Kuriositäten-Wissen in der SB-Leserschaft vorhanden ist. Rückt doch noch mehr davon raus!

Zusammengefasst: Wieder klare Kaufempfehlung an alle, die sich für einige oder alle der genannten Themen interessieren.
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