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Alt 15.05.2011, 16:09   #1526  
michidiers
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Zitat von Hulk1104 Beitrag anzeigen
Danke daß du meine Meinung teilst. So langsam nervt mich sein Stil mehr und mehr ( wahrscheinlich so wie Dillon bei Maxi ) und das reguläre Cover der Nr. 1 fand ich einfach nur
Ja, J.R. jr. kommt tatsächlich langsam aber sicher in die Jahre, ein ganz frischer Zeichner wäre wohl auch nicht schlecht gewesen.

Ich habe den dritten Band von Das grosse Spiel gelesen. Da ich schon zu den beiden vorhergehenden Alben etwas geschrieben habe, hier nur eine etwas überarbeitete Fassung meiner Bewertung:
Das Große Spiel
Band 1: Ultima Thule


Band 2: Dunkle Götter


Band 3: Brodelnde Erde


Inhalt: 1945, die Westmächte haben bereits vor vier Jahren den 2. Weltkrieg gewonnen und pflegen einen brüchigen Waffenstillstand mit dem 3. Reich und den Nachfolgern Hitlers. Einzig Russland liegt mit Nazideutschland noch in einem Stellungskrieg vor den Toren Berlins. Dank der materiellen Unterstützung der Westmächte herrscht hier seit Jahren ein Patt, an dem sich beide Seiten zum Gefallen der Alliierten langsam aber sicher aufreiben. Als über einem internationalen Sperrgebiet bei Grönland ein französisches Luftschiff auf geheimnisvolle Weise abstürzt, macht sich das ehemalige Fliegerass Nestor Serge im Auftrag des französischen Geheimdienstes auf den Weg zur Absturzstelle. Dort scheint Nazideutschland ein schreckliches Geheimnis zu hüten…

Seit ich als Jugendlicher zufällig das Buch „Wenn das der Führer wüsste“ von Otto Basil in die Hände bekam und las, war ich fasziniert von fiktiven Geschichtsschreibungen über den Verlauf des 2. Weltkrieges. Der japanische Animethriller „Jin-Roh, die Wolfsbrigade“, den der eine oder andere von Euch vielleicht kennt, ist noch ein weiters gelungenes Beispiel für dieses Genre.

„Das Große Spiel“ vermischt dieses Genre mit esoterischen und okkulten Themenfeldern. Hierbei bedient sich der französische Autor Jean-Pierre Pecau der Grenzwissenschaften und Mythen, der sich die Nazis im Krieg bedienten und um die sich noch heute viele Spekulationen und Diskussionen ranken. Aus diesem reichen Brunnen von Mythen, Legenden und Spekulationen schöpft und verarbeitet er dabei jede Menge Ideen. Bei der fiktiven Darstellung der Ereignisse geht er noch einen Schritt weiter, denn sogar die geistigen Schöpfungen des 1937 verstorbene Horrorautor H.P. Lovecraft werden thematisiert. Auch die Technologie ist verändert, Deutschland verfügt hier über futuristische Düsenjäger, weit moderner im Design als die damaligen Entwicklungen. Sogar die Figur Wernher von Braun ist als Karikatur seiner selbst in der Story mit eingearbeitet worden.

Dass Autor Pecau diese geballte Ladung an okkulten Nazispinnereien etwas überspannt, darüber sollte man sich nicht zu sehr stören. Alles in allem hatte ich es hier ja auch eher mit einer SF- oder Fantasystory zu tun, die sich realer Ereignisse bedient, um sie dann spannend zu einem Comic umzuschreiben. So ein bisschen erinnert es schon fast an Indiana Jones. Auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz, besonders ab Band 2 gibt es viel über Situationscomic zu lachen.

Die Zeichnungen von Leo Pilipovic zeugen von einem hervorragenden Talent. Sie geben Stadt- und Landschafsimpressionen, Mimiken, Bewegungsdynamik, Flugzeuge, Schiffe hervorragend wieder. Einzig die computerunterstützte Colorierung der Hintergründe stört doch bei dieser im Jahre 1945 spielenden Story.

Negativ aufgefallen sind mir auch einige logische Fehler im Storyablauf und die Tatsache, dass die Hauptfigur Nestor Serge etwas blass rüberkommt, was aber durch die interessanten Nebenfiguren wettgemacht wird. Ich kenne das französische Original natürlich nicht und bin auch dieser Sprache nicht mächtig. Aber ich habe den subjektiven Eindruck, dass der Übersetzer nicht immer ganz passend die Dialoge ins Deutsche übertragen hat.

Was allerdings der Titel „Das Grosse Spiel“ mit alledem zu tun hat, das verschließt sich mir bis heute. Denn der klingt nicht nur etwas blöde, sondern sieht in seinem Schriftbild auf dem Cover leider auch etwas trivial aus.

Fazit: Adolf Hitler würden wohl bei solch einer geschichtlichen Entwicklung die Dosenmilch-gegeelten Haare zu Berge stehen, ich hatte dagegen eine gelungene Fantasyunterhaltung und fiktiven Geschichtsunterricht, an der ich meinen Spaß hatte.

Ein Beispiel für eine fantastische Darstellung eines Düsenjägers. Im Original nur ein Konzept von Naziwissenschaftler, das nie realisiert wurde:

im Comic ist diese Wunderwaffe jedoch bereits im Kampfeinsatz für Nazideutschland über Thule (Grönland), siehe auch Cover zu Band 2.

Die drei Bände haben einen abgeschlossenen Storybogen. Ab dem nächsten Band folgt ein neues Abenteuer in Fernost.

Geändert von michidiers (15.05.2011 um 22:02 Uhr)
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