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Alt 18.12.2008, 23:45   #22  
Eldorado
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Nachdem ich nun diese Woche den "Spirit" gesehen habe, will ich dazu doch ein paar Worte verlieren.

Wer das Werk von Frank Miller kennt, weiß dass der Mann neben seinen unbestreitbaren Meisterwerken auch einigen unverträglichen Murks verzapft hat
(ich nenne hier als Beispiel nur mal die Dark Knight-Fortsetzung "DK 2").

Nachdem er bei der Adaption seines eigenen "Sin City" lediglich Co-Regisseur von Rodriguez war, hat man ihm nun beim "Spirit" völlig freie Hand gelassen und das war keine gute Entscheidung.

Ich weiß wirklich nicht, was sich Miller dabei gedacht hat, den Wil Eisner - Klassiker nun exakt im Sin City-Stil zu inszenieren, also in gestyltem Schwarzweiß plus ein paar roten Farbeffekten als "Gag". Das passt hier überhaupt nicht zur Vorlage und ist auch nicht mehr besonders originell.
Dazu ist die Story ein völlig alberner und total überdrehter Quatsch, der versucht wahnsinnig cool und witzig zu sein, dabei aber nur entsetzlich langweilt und teilweise völlig unansehbar ist. Der Hauptdarsteller Gabriel Macht ist furchtbar blass und hinterlässt keinerlei Eindruck, lediglich die Frauenfiguren und der Bösewicht Octopus sind mit Scarlet Johannsson, Eva Mendes und Samuel Jackson prominent und gut besetzt. Aber mit ihren Comicvorlagen haben auch diese Charaktere kaum mehr als ihren Namen gemein, denn die meisten Szenen sind bis zur Karikatur überzogen.
Wer es witzig findet, Jackson und Johannsson mal in Naziuniformen salutieren und Blödsinn absondern zu sehen, der hat bei diesem Film jedenfalls die Gelegenheit dazu.

Für den Comicfreund schmeißt Miller immerhin ein paar nette Anspielungen rein, wie eine unter dem "Elektrakomplex" leidende Figur oder einen Lieferwagen mit der Aufschrift "Ditko's Speedy Service". Aber auch solche unpassenden Dinge wie eine "Star Trek"- Anspielung in einem auf vierziger Jahre gemachten Set.

Für mich die schlechteste Comicverfilmung der letzten Jahre, also prakktisch seit mit dem ersten "X-Men" - Film das neue goldene Zeitalter begann.
Dass mit Frank Miller ausgerechnet ein Mann aus der Szene diesen Müll verzapft hat, ist umso trauriger.

Tröstlich nur, dass Eisner das nicht mehr erleben muss...
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