Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.07.2018, 09:15   #223  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.507
Spinne (Williams) 38

Erscheinungstermin: 7/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 37
2) Amazing Spider-Man # 1, 2, ?
3) Tales to Astonish # 99

Story-Titel:
1) Es war einmal ein Roboter…!
2) Die Geheimnisse der Spinne
3) ohne Titel (Die Katastrophe naht!)

Original-Storytitel:
1) Once upon a Time, there was a Robot…!
2) Secrets of Spider-Man’s Web
3) When falls the Holocaust

Zeichnungen:
1 und 2) Steve Ditko
3) Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
3) Archie Goodwin



Als hätte Steve Ditko das Gefühl gehabt, daß die letzten drei Hefte nicht so herausragend waren, ändert er nun noch einmal seine Gestaltungsweise und auch das Storytelling. Er erzählt wieder mit mehr Bildern und macht die Geschichte damit etwas komplexer. Eingeführt werden zwei neue Figuren, darunter eine sehr wichtige. Das Ende ist ziemlich ungewöhnlich. Der Band hat mich als Junge angesprochen, aber aus heutiger Sicht würde ich sagen: Zu den ganz großen, unvergeßlichen Episoden zählt der Band trotzdem nicht.

Wieder einmal bietet Ditko seine Spezial-Splashpage, eine Collage aus der Spinne und allen Figuren, die in diesem Heft eine Rolle spielen. Die eigentliche Geschichte beginnt mit einem Muster, das wir schon gut kennen: Ein Häftling, ein gewisser Professor Stromm, hat seine Strafe abgesessen, wird entlassen und plant augenblicklich seine Rache (bloß an wem?). Etwas später erfahren wir, daß Stromm ein Roboterkonstrukteur ist. Die Verbindung zur Spinne wird durch Frederic Foswell hergestellt; er gibt Jonah Jameson den Tip, daß Stromm freigelassen ist, und bietet an herauszufinden, was er vorhat. Peter Parker ist gerade im Raum und praktiziert einen Spinnenspürer in Foswells Hut, damit er von dessen Nachforschungen auch profitieren kann.

Stromm hat inzwischen bereits einen Roboter fertiggestellt, eine knubbelige grüne Kugel mit fünf Beinen. Er läßt das Gerät kybernetisch gesteuert zu einem Labor marschieren und es zerstören. Ein Brand bricht aus. Wem die Räume gehören, wissen wir noch nicht. Aber schneller als die Feuerwehr taucht die Spinne am Schauplatz auf und stellt sich dem Roboter entgegen. Nach anfänglichen Problemen setzt sie die Maschine außer Gefecht, indem sie sie dem Feuer aussetzt. Nun kommt der Laborbesitzer und sieht sich den Schaden an. Es ist der Vater von Peters Studienkollege Harry, Norman Osborn. Beide werden hier als unsympathische Gestalten eingeführt.

Foswell schnüffelt, verkleidet als Kleinganove Patch, herum. Inzwischen hat Stromm bereits einen zweiten Roboter am Start. Der sieht nun eher wie ein Roboter aus und kann, ähnlich wie Zyklop vom X-Team, tödliche Strahlen verschießen. Patch wird von einem Handlanger des Professors entdeckt und eingesperrt. Die Spinne eilt ihm zu Hilfe und befreit sich aus dem Gefängnisraum. Stromms Roboter bedroht da bereits Norman Osborn in seinem Büro. Die Spinne kommt hinzu, um das Schlimmste zu verhüten. Osborn will aber selbst gegen Stromm vorgehen und schlägt die Spinne hinterrücks nieder. Trotzdem gelingt es ihr, den Roboter außer Gefecht zu setzen. Stromm ist in der Nähe (wahrscheinlich, um den Blechkumpel steuern zu können), ergreift den abgeschlagenen Kopf des Roboters und kämpft weiter gegen die Spinne. Jemand, möglicherweise Osborn, zielt durch ein Fenster mit einem Gewehr auf Stromm, damit er nichts ausplaudern kann. Der Spinnensinn versagt (unerklärlicherweise), aber im letzten Moment kann sie Stromm aus der Schußbahn schubsen. Der sackt darauf zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt – ein verschenkter Effekt, weil der Leser die Person und Motive Stromms vorher kaum kennengelernt hat.

Erwähnt werden sollte noch, daß Osborn und Jameson durch ihren Herrenclub amigomäßig miteinander verbunden sind. Außerdem hat JJJ schon wieder eine neue Sekretärin (die, die zunächst Betty ersetzte, hat bereits gekündigt). Und dann gibt es noch eine aufschlußreiche Szene mit Peter und Gwen. Sie ist inzwischen wirklich sauer auf ihn, weil er anscheinend alle von oben herab behandelt. Worauf er sie etwas unüberlegt als „Eisblock“ bezeichnet. Sie will ihm eine knallen, aber das pariert Peter auf recht charmante Weise. Flash Thompson kommt dazu und will Gwen vor Peter beschützen. Er zieht sich zurück, treibt dabei aber seinen Spott mit Flash („Bleib mir künftig aus dem Blickfeld, Parker!“ – „Aber sicher doch. Soweit ich weiß, ist Dummheit ansteckend.“). Gwen fällt auf, daß Peter überhaupt keine Angst vor Flash hat.

Die Story weist überraschende Details und Wendungen auf. Ich habe zwar selbst schon bemängelt, daß sich abenteuerliche Handlungen immer im engsten Umfeld von Peter Parker abspielen. Und jetzt kommen Figuren ins Spiel, von denen man nie zuvor gehört hat (Stromm und vor allem Norman Osborn). Aber auf die Dauer kann es nicht funktionieren, daß die wichtigen Akteure Unbekannte sind. Es wäre wohl auch besser gewesen, Osborn gezielt einzuführen, statt ihn aus dem Hut zu zaubern. Aber das ist die Handschrift von Steve Ditko, und Stan Lee muß irgendwann gesagt haben, daß man so eine Serie nicht aufbauen kann. Die Vorschau aufs nächste Heft bringt das deutlich zum Ausdruck: „Dieweil wir mehr vom mysteriösen Mr. Osborn erwarten, hetzten wir euch erstmal 'nen neuen Schurken auf den Hals!“

Außer Checkliste und Vorschau auf die nächste Produktion gibt es in dieser Ausgabe keine redaktionellen Seiten. Stattdessen werden ein Miniposter und zwei Infoseiten aus frühen Spider-Man-Ausgaben ins Heft gerückt, die ich aber einst, in den späten 70er Jahren, äußerst interessant fand.

Geändert von Peter L. Opmann (14.07.2018 um 17:28 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten