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Alt 31.05.2019, 20:53   #44  
Peter L. Opmann
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@ Phantom: Ich bedaure, Dir in allen Punkten zustimmen zu müssen...

Aber vielleicht geht's ja doch noch schlechter. Kommen wir zu

Der mächtige Thor (Williams) 9

Erscheinungstermin: 9/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 91
2) Silver Surfer # 3

Story-Titel:
1) Thor gegen Sandu, Herrscher des Übernatürlichen!
2) ohne Titel (Die Macht des Bösen)

Original-Storytitel:
1) Sandu, Master of the Supernatural
3) The Power and the Prize!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
3) Stan Lee



Das Auffälligste an dieser Ausgabe ist der erneute Zeichnerwechsel. Joe Sinnott nimmt nun Bleistift und Tuschepinsel zur Hand. Er war lange Zeit Stamminker bei den „Fantastischen Vier“, aber das war einige Jahre später. Hier sieht man, daß Sinnott ein ziemlich versierter Zeichner ist. Ihm liegen Gesichtsausdrücke (Thor und Loki wirken charaktervoller als in den bisherigen Ausgaben), und er ist generell recht schraffierfreudig und detailverliebt. Aber Sinnott ist hier kein typischer Superheldenzeichner. Er erhält auch wenig Gelegenheit, Thor als Superhelden zu inszenieren. Und von der Anmutung her paßt auch sein Comic eher noch in die 1950er Jahre. Wieder einmal haben wir es mit einer Mystery-Story zu tun.

Sie beginnt mit einem schwebenden Bankgebäude, in dem einige Menschen gefangen sind. Thor erscheint auf der Bildfläche und versucht, das massive Haus wieder auf den Boden zu bringen. Aber da löst es sich anscheinend in Luft auf. Thor hat sofort Loki als Urheber dieses Schurkenstücks im Verdacht, aber Vater Odin erklärt, Loki sei sicher in Asgard verwahrt. In einer Rückblende erfahren wir, daß der Gott des Bösen doch seine Finger im Spiel hat. Kurz zuvor waren Don Blake und Jane Foster auf einem Rummelplatz und sahen sich da den Wahrsager Sandu an. Der Rationalist Blake ist überzeugt, daß Sandu mit Tricks arbeitet. Aber während er mit Jane nach Hause geht, bemächtigt sich Loki des Magiers und verleiht ihm echte magische Kräfte. Nun sehen wir die schwebende Bank noch einmal, mental in die Luft gehoben von Sandu. Polizisten wollen ihn verhaften, aber Sandu macht sie mit Leichtigkeit kampfunfähig.

Sandu ist von seinen neuen Kräften selbst überrascht, will sich aber gleich zum Herrscher der Welt aufschwingen. Die Vereinten Nationen (die man damals offenbar noch für die Weltregierung hielt) sollen seine Inthronisierung bestätigen. Andernfalls will er das New Yorker UN-Gebäude samt Vollversammlung ins Weltall befördern. Thor fliegt herbei und will eingreifen, aber Sandu bringt ihn zum Absturz und begräbt ihn mit Ketten gefesselt unter dem UN-Gebäude. Odin hilft und schickt seinem Sohn den „Gürtel der Kraft“. Damit kann Thor die Ketten sprengen und sich unter dem Hochhaus herausgraben. Eigentlich müßte das auch ohne Gürtel der Kraft eine leichte Übung für ihn sein. Thor tritt Sandu gegenüber. Der beäugt neugierig Thors Hammer und will ihn als Weltbeherrscher auch besitzen. Er kann ihn aber nicht heben. Thor wäre bereits durch Magie besiegt, aber Sandu arbeitet sich verzweifelt an dem Hammer ab und erleidet einen geistigen Kurzschluß, durch den er auch seine magischen Kräfte verliert und Thor endlich auf die Siegerstraße bringt. Loki verzweifelt, weil er schon so nahe am Sieg dran war.

Wieder eine ziemlich bescheuerte Story, weil Thor anscheinend die behaupteten grenzenlosen Kräfte gar nicht hat. Um das Ganze wenigstens ein bißchen spannend zu machen, muß er dem Magier unterliegen. Daß Sandu dann die Gehirnsicherungen durchbrennen, ist immerhin nicht unoriginell. Ich denke, die Episode hätte mich beeindruckt, wenn ich sie im Herbst 1974 gelesen hätte, aber einige Zeit später sicher nicht mehr. Die große Superheldenzeit bei Marvel hatte hier, im Frühjahr 1963, noch nicht begonnen.
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