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Alt 18.07.2022, 17:15   #36  
Kain
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Infinity Gauntlet 1

Bei Condor gab es mal einen Sachartikel darüber. Und dann natürlich die Tie-ins zu "Infinity War" im "Die Fantastischen Vier Taschenbuch" 39. "Infinity Gauntlet" war eines der ersten US-Paperbacks, die ich mir damals vor vielen, vielen Jahren gekauft habe. Bin dann auf die Panini-Version umgestiegen und habe das US-Teil verschenkt. Wie dem auch sei, damals habe ich das unter ganz anderen Vorzeichen gelesen als in späteren Jahren. Dass es hauptsächlich um Thanos ging war mir nicht klar. Auch seine Wandlung habe ich nicht erkannt. Dabei hat sicher auch nicht geholfen, dass man im angesprochenen Taschenbuch den echten Thanos zu einem der Doppelgänger erklärt hat, da der zwangsläufig gut sein muss, wenn die der Helden böse sind. Dennoch hatten weder Warlock noch Thanos irgendwas von ihrer Faszination auf mich eingebüßt. Dass am Ende alles rückgängig gemacht wird, hat mich dabei nie gestört. Das ist für mich zunächst nur ein Stilmittel wie jedes andere und es wäre wohl wesentlich schlimmer für den Fanboy gewesen, wenn man tatsächlich erstmal die Hälfte der Helden im Totenreich gelassen hätte. Heute ist all das für mich nur Beiwerk. Das soll zeigen wie mächtig der Titan hier ist, mehr nicht. Man kann vermutlich darüber streiten, wie notwendig das alles war oder ob man die Geschichte vielleicht doch besser auf den Seiten von "Silver Surfer" hätte beenden sollen. Aber das ist müßig.

Das Gespräch zwischen Thanos und Mephisto offenbart, dass bereits einige Monate vergangen sein sollen, seit Thanos die sechs Steine erlangt hat. Man sieht den Titanen gewissermaßen mit seiner Macht experimentieren. Man kann aber auch eine gewisse Unsicherheit ausmachen. Das alles wirkt ein bisschen wie bei einem Kind in der Explorationsphase. Den Gedanken sollten wir für die Zeit unmittelbar nach IG mal im Hinterkopf behalten. Mephistos Gedanken gehen in eine ähnliche Richtung, als er Thanos bei der Erprobung seiner Macht beobachtet.

Während der Surfer dem guten Doktor (Strange) von den letzten Ereignissen rund um Thanos berichtet, bereitet Adam Warlock im Hintergrund seine Rückkehr vor. Surfy und Drax konnte er in ihre jeweiligen Körper zurückbringen. Sein Körper und die seiner Begleiter sind aber wohl schon ziemlich verwest. Also müssen drei neue Körper her. Die Betroffenen waren wohl in ein Verbrechen involviert. Es mag also nicht schade um sie sein. Es stellt sich aber die Frage, ob Warlock nachgeholfen hat oder einfach auf eine sterbende Dreiergruppe gewartet hat. Die Dringlichkeit der Situation spricht wohl für Ersteres. Aber das wird nie wirklich geklärt werden.

Mephisto manipuliert den Titanen auf subtile Art. Dabei macht er sich zunutze, dass der durch die unerwiderten Liebesbeweise an Death etwas angespannt ist. Schließlich erinnert er Thanos daran, dass er noch einen Auftrag zu erfüllen hat. Und das holt er dann nach ...

Thanos ist also weiter am Überkompensieren. Freud würde hier eine Ich-Schwäche diagnostizieren. S. dazu auch weiter oben. Interessanterweise gehört die mit Warlock zurückgekehrte Gamora zu den Verschwundenen. Wenn man bedenkt, dass Warlock zuvor der Meinung war, dass Thanos nichts über seine fortgesetzte Existenz wissen würde, dürfte das u. U. zu Zweifeln führen. Andererseits war womöglich noch genug von der armen Bambi Long übrig, die dadurch wohl ein zweites Mal innerhalb einer Nacht gestorben ist. Warlock ist in seinem Kokon.

Infinity Gauntlet 2

Schwebende Augen konferieren mit Epoch, die aussieht wie Eon (das ist eine andere Geschichte). Hintern den Augen steckt natürlich Warlock, der im Hintergrund agiert. So rekrutiert er auch Dr. Strange, der die anderen Helden davon überzeugen soll, sich seiner Führung anzuvertrauen. Als er erwacht und den Doc persönlich aufsucht, findet er dort auch Dr. Doom vor. Doom lehnt es ab, dass Warlock der Anführer sein soll. Strange hält sein Versprechen und unterstützt ihn. Der Surfer auch. Er meint aber, dass Warlock nicht mehr der ist, den er kannte. Gewagte Aussage wenn man bedenkt, dass sie sich allenfalls ein paar Stunden in Soul World getroffen haben.

Thanos feiert derweil ein kleines Familienfest. Nachdem die Erfüllung seines Auftrags nicht dafür gesorgt hat, dass Death ihn anerkennt, soll es diese kleine Feier tun. Starfox stellt fest, dass Thanos jetzt völlig am Rad dreht und er aus einer Laune heraus das gesamte Universum auslöschen könnte. Etwas ähnliches passiert schließlich auch. Nicht nur geht ein Planet drauf, den Galactus sich eben einverleiben wollte. Wie wir später erfahren sollen, war dieser Ausbruch auch das Ende für Counter-Earth, einer Welt, die für Warlock eine nicht geringe Bedeutung hat. Die Erde hingegen ... wird "nur" aus ihrer Umlaufbahn geworfen.

Infinity Gauntlet 3

Warlock offenbart sich den versammelten Helden, die seine Führung akzeptieren. Außer Doom, der wieder Zweifel anmeldet. Als nächstes will die alte Goldhaut die kosmischen Wesen rekrutieren. Zunächst aber fordert Eternity einen Eingriff von höherer Stelle. Das Lebende Tribunal sieht aber keine Veranlassung einzugreifen. Es handele sich um natürliche Auslese und kein kosmisches Gesetz sei gebrochen worden. Merken wir uns das für nach IG. Danach will Warlock seinen Plan erläutern aber dem Weltenverschlinger geht es wie Dr. Doom. Außerdem wird er von Adam beleidigt. Nachdem das geklärt ist, sprechen sich Ordnung und Chaos für Warlock aus. Alle anderen schließen sich diesem Urteil an. Galactus schaut missmutig drein.

Vision klärt derweil She-Hulk über die früheren Auseinandersetzungen mit Thanos auf. Dabei wird zum ersten Mal ausgesprochen, dass es der Titan selbst war, der stets die Mittel zu seiner Niederlage präsentierte. Warlock verdingt Wolverine und den Hulk derweil als potentielle Vollstrecker. Der Hulk erkennt, dass auch Warlock eine Art Monster ist. Der schiebt das auf die Umstände.

Da seine Versuche, die Herrin des Todes zu beeindrucken, allesamt kläglich scheitern und sie ihm auch noch ihre Unterstützung im Kampf vorenthält, versucht Thanos das nächstbeste: Er will sie eifersüchtig machen. Auch das ohne Erfolg. Der verzweifelte Blick spricht Bände.

Derweil werden die versammelten Helden in den Kampf geschickt. Surfy darf nicht mit, mit ihm hat Warlock etwas anderes vor. Und er offenbart dem Silberstürmer, dass die Helden nicht gewinnen können. Sie sollen ihn ablenken.

Während Thanos also weiter überkompensiert zeigt Warlocks Verhalten Muster, die eher für Thanos typisch sind. Er manipuliert sowohl die Helden als auch die kosmischen Wesen. Alles mit dem Ziel, Thanos zu stoppen. Wie auch immer das aussehen soll. Man muss sich vor Augen halten, dass Warlock ein Leben voller Leid hatte, Einzug ins Paradies fand und dies nun verlassen musste, um erneut in den Kampf zu ziehen. Man darf wohl davon ausgehen, dass er alles andere als glücklich ist.

Infinity Gauntlet 4

Die Helden greifen an aber Thanos schnippt nur mit dem Finger. Eros' innerer Monolog stellt den LeserInnen die Frage, was ein Gott ohne Anbeter sei. Mephisto und Thanos bemerken den Surfer und Warlock. Bevor Thanos wieder seine Macht einsetzen kann, überzeugt Mephisto ihn davon, seine Macht zu begrenzen. Mit dem Ziel, die Herrin des Todes zu beeindrucken. Und um ihm die Möglichkeit zu geben, den Handschuh zu klauen. Roter Fiesling!

Wir erinnern uns an Visions Worte an She-Hulk im vorigen Kapitel. Starfox' innerer Monolog weist ebenfalls in diese Richtung. Thanos gibt einmal mehr die Mittel zu seiner Niederlage. In dem Moment schwebt Nebula an Eros vorbei. Foreshadowing much.

Hulk gegen Thanos. Die Auseinandersetzung, die vom Titanen bisher vermieden wurde ...

Surfy würde am liebsten Eingreifen. Aber Warlock ist dagegen. Seine Gründe offenbart er nicht. Es sei besser für den Surfer, wenn er nicht alles wüsste. Auch Eternity will eingreifen. Warlock lässt das nicht zu. Auch er habe seine Rolle im Spiel. Der Surfer ist entsetzt. Warlock meint, dass er die Angelegenheit nur verarbeiten kann, wenn er es so betrachtet. Erst als Captain America als letzter steht, darf der Surfer eingreifen und versuchen, Thanos den Handschuh abzunehmen. Leider versagt dieser und Thanos stellt seine volle Macht wieder Herr. Als müssen die kosmischen Götter ran ...

Warlock hat ernsthafte PTSD-Anzeichen. Thanos weiterhin das bockige Kind.

Infinity Gauntlet 5

Kampf gegen die kosmischen Wesen. Und doppelter Verrat. Mephisto will den Handschuh klauen und Death greift in den Kampf ein - gegen den Titanen. Zuvor hat sie Eros und Nebula aus der Schusslinie gerettet. Aber es kommt wie es kommen muss. Thanos setzt diese mächtigen Kreaturen fest. So bleibt nur noch Eternity. Warlock meint, dass jener siegen wird, dessen Unterbewusstsein ihn betrügt. Genaueres sagt er seinem silbernen Begleiter nicht. Wir LeserInnen wissen mehr ...

Thanos nimmt Eternitys Platz ein. Seinen Körper lässt er zurück. Genau so wie früher mit dem Würfel. Mit ähnlichen Folgen. Ob Nebula eine bessere Hüterin der Juwelen ist sei mal dahin.

Warlock sieht aber eine Chance. Mit Hilfe des Titanen. Dem er seine große Schwäche offenbart. Der akzeptiert ziemlich schnell. Aber es muss ja voran gehen. Ein paar Kraftpakete dürften Nebula angreifen, während Dr. Strange, Thanos, der Surfer und Warlock zurückbleiben. Die drei greifen erst ein, als die anderen besiegt sind. Die drei?!

Thanos' schnelle Wandlung ist aus psychologischer Sicht natürlich Blödsinn. Aber auch nicht schlimmer als Green Lantern und Green Arrow die die Folgen eine Dosis Drogen im Vorbeigehen abschütteln. Es muss halt weitergehen ...

Infinity Gauntlet 6

Thanos will Nebula einfach dazu überreden, ihm den Handschuh zu überlassen. Er bietet ihr sogar ein, seine rechte Hand zu werden. Er und seine zwei Begleiter erkennen, dass Warlock außerhalb der Realität steht und Nebula ihn nicht wahrnehmen kann. Das erinnert an Worte Warlocks in "Silver Surfer". Und wirft die Frage auf, warum dieser Trick bei Thanos nicht funktioniert hat. Man musste wohl sechs Hefte füllen ...

Warlock nutzt seine Unsichtbarkeit, um sich und den Surfer zurück nach Soul World zu bringen. Von dort kann er die Angelegenheit zu einem Ende bringen. Nebula ist noch unerfahren mit der Macht der Steine. Dadurch bemerkt sie ihn nicht. Thanos hätte das getan.

Warlock beendet das also. Er deutet an, dass er nicht mehr derselbe ist und bestätigt damit Vorbehalte der noch anwesenden Helden. Gleichzeitig gibt er einen Ausblick auf die Zukunft. Thanos täuscht seinen Tod vor und wird Bauer. Warlock erkennt, dass er sich geändert hat und der Titan glaubt, dass er letztlich das bessere Los gezogen hat.

Wie weit die Änderung ging, war mir beim ersten Lesen nicht klar. Ich vermute, dass es anderen auch so ging. Selbst über Starlins Arbeiten in den 90ern hinaus ist das vielen entgangen, die Thanos motivationslos wieder zum Schurken gemacht hat. Starlins Reaktion sehen wir in der nächsten Phase. Davor gibt es aber noch einiges aus den 90ern.
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