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Alt 26.02.2019, 22:33   #531  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 119

Erscheinungstermin: 9/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 118
2) Mighty Thor # 141

Story-Titel:
1) Countdown zum Chaos!
2) Die Wut von Replicus!

Original-Storytitel:
1) Countdown to Chaos!
2) The Wrath of Replicus!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee / Gerry Conway
2) Stan Lee



Die Raleigh-Geschichte ließ sich wohl nicht mehr sinnvoll abschließen. Insgesamt wirkt sie nun so, als wären möglichst viele grelle Effekte aneinandergefügt worden, um sie so spektakulär wie möglich zu machen. Aber sie passen nicht zusammen. Was haben wir hier also? Einen janusköpfigen, offenbar korrupten Politiker (aber was für Dreck er am Stecken hat, erfahren wir nicht), einen geheimnisvollen Gangsterboß im Stil von Ditkos „Herr des Schreckens“ (bei dem aber verschwommen bleibt, was überhaupt sein Ziel ist) und ein außer Kontrolle geratendes Monster; welche Rolle die Spinne in dieser Konstellation spielt, ist ebenfalls unklar – sie wird in die Ränke eher zufällig verwickelt. Alles in allem: Action, Grusel, Pseudopolitik, aber keine schlüssige Handlung.

Der Schläger (der jetzt von einer strahlenden Aura umgeben ist) will Joe Robertson ausschalten, der offenbar etwas gegen Raleigh in der Hand hat, aber die Spinne greift gerade rechtzeitig ein. Das Monster vergißt seinen Auftrag und wendet sich nun gegen die Spinne, die sich jedoch in Sicherheit bringen kann. Dafür taucht es kurz darauf vor dem Auto von Harry und MJ auf. Die beiden machen mit dem Kastenwagen – was sonst? – Wahlkampf für Raleigh. Peter und Gwen sitzen auch drin. Der Schläger verwandelt das Auto in Schrott, aber die vier Freunde bleiben unverletzt. Peter verwandelt sich wieder in die Spinne, um den Schläger endlich aufzuhalten. Zuerst platzt sie aber ins Labor von Vernichter und Thaxton; die beiden streiten sich gerade darüber, wie stark der Schläger durch die „Fernbedienung“ des Vernichters beansprucht werden kann. Seine Befehle machen das Monster schließlich vollends verrückt, es wendet sich gegen ihn und tötet ihn.

In einer Laufschrift werden wir Leser informiert, daß Raleigh die Bürgermeisterwahl so gut wie gewonnen hat. Nun kommt es zum Showdown zwischen Schläger und Spinne. Sie sucht nach dem „Knopf“, mit dem sie das Monster ausschalten kann. Und sie findet ihn. Kurz darauf stößt die Polizei auf den ausgebrannten Schläger und den toten Vernichter. Unter der Maske verbirgt sich – Richard Raleigh. Jonah Jameson, der als guter Journalist am Ort des Geschehens ist, kann es nicht fassen, ist aber davon überzeugt, daß Raleigh integer bis zum letzten Atemzug war. Die Spinne macht sich ein paar wirre Schlußgedanken („Irgendwas in Raleighs Inneren machte ihn zu dem, was er war… er ist und bleibt ein Symbol!“). Hinter der Skyline von New York taucht der Schatten des Hulk auf, der nämlich der nächste Sparringspartner der Spinne sein wird.

Man könnte nun eine ganze Reihe von Fragen stellen: Wer war Raleigh? Ein Heuchler, der die ganze Stadt hinters Licht führte, oder doch eine Lichtgestalt? Was hatte er gegebenenfalls zu verbergen (Robbies Recherchen verlaufen jedenfalls offenbar im Sande), und was hatte er vor? Als Vernichter war er wohl wieder mal einer, der die Kontrolle über New Yorks Unterwelt an sich reißen wollte, und dazu wollte er sich des Schlägers bedienen, aber das bleibt auch ziemlich vage. Ebenso bleibt wolkig, wer – oder was – der Schläger ist. Ein Monster, das aus Leichenteilen zusammengebastelt worden ist? Ein Roboter? Wie genau ließ er sich ausschalten?

Man sieht hier die Wirkungen der seriellen Comicproduktion. Wenn eine Story originell und logisch ist, ist das eher ein seltener Glücksfall. Normalerweise muß schnell eine neue Story vorgelegt und grafisch umgesetzt werden. Das bedeutet, der Autor greift zu Klischees und nicht zuendegedachten Motiven, die er eilig montiert. An den Zeichnungen ist dagegen hier nicht viel auszusetzen. Insbesondere Jim Mooney, der am Anfang seiner Mitwirkung an „Amazing Spider-Man“ stand, liefert sehr gute Arbeit ab.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:45 Uhr)
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