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Alt 29.09.2018, 20:13   #345  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 67

Erscheinungstermin: 9/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 66
2) Submariner # 9

Story-Titel:
1) Wahnsinn bringt Mysterio!
2) ohne Titel (Der Zauber der Schlange!)

Original-Storytitel:
1) The Madness of Mysterio!
2) The Spell of the Serpent!

Zeichnungen:
1) John Romita / Don Heck / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) Marie Severin / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Jetzt blicke ich durch. Ich habe mich nun mal über „Spectacular Spider-Man“, das Magazinprojekt, informiert. Band 1 erschien im Juli 1968, Band 2 (mit dem Grünen Kobold) im November. Zeichner war jeweils John Romita, Inker Jim Mooney. Sicher hatte Romita deshalb wenig Zeit für die Heftserie ASM. Wir sind jetzt bei der „Spider-Man“-Ausgabe, die im November herauskam. Da „Spectacular Spider-Man“ nur zwei Ausgaben erlebte, konnte Romita also zu ASM zurückkehren. Don Heck wurde nicht mehr gebraucht, Esposito (wohl wegen guter Erfahrungen) durch Mooney ersetzt. Hier ist nun aber noch einmal für ein Heft das Team Romita – Heck – Esposito am Werk; wie es dazu kam, weiß ich nicht im einzelnen. Diese „Mysterio“-Nummer kenne ich durch einen Superband. Ich finde, es ist noch einmal eine schwächere Ausgabe – nicht nur, was die Grafik betrifft. Auch die Story überzeugt im Kern nicht.

Das Problem liegt in meinen Augen in der Figur des Mysterio. Mit einem Vernebelungstrick bricht er aus seiner Zelle aus, und er scheint nichts anderes im Sinn zu haben, als Rache an der Spinne zu nehmen. Als Peter Parker zufällig einen Auftritt von ihm mitbekommt (wir erinnern uns: New York ist ein Dorf), fragt er sich zu Recht: „Was will er?“ Mysterio hielt sich schon bei seinem Debüt (in „Spinne“ # 16) für einen Meisterzauberer, ist aber eigentlich nur ein Filmtechniker, der sich mit Spezialeffekten auskennt. Jetzt hat er immerhin einen mit „psychedelischer Kraft“ aufgemotzten Helm, aber eigentlich müßte er wesentlich kleinere Brötchen backen, zumal die Spinne weiß, daß bei ihm alles Trick und Illusion ist. Er behauptet jetzt zwar, er könne in der Stadt ein unbeschreibliches Chaos anrichten, aber wie soll das eigentlich gehen? Am Ende tut er das auch nicht, sondern beeindruckt die Spinne vielmehr mit einer Gaukelei.

Wir haben hier wieder einen Zweiteiler vor uns. Daher läßt Stan Lee viel Raum für Szenen aus Peter Parkers Privatleben. Nach der Beinahe-Niederlage gegen den Geier und seinen Aufenthalt im Gefängnislazarett kehrt er als Spinne auf das Dach des Daily Bugle zurück, wo er seine Kleider und seine Kamera zurückgelassen hatte. Alles glücklicherweise noch da. Dann schläft sich Peter erstmal gründlich aus, bemerkt, daß seine Wunden schon weitgehend verheilt sind, und kehrt zum Bugle zurück, um sein Verhältnis zu Jonah Jameson zu verbessern. Der schmeißt ihn allerdings raus – in seinen Augen hat sich Parker dünne gemacht, als die Spinne gegen den Geier kämpfte, und das ist für ihn unverzeihlich. Kurz darauf werden ihm allerdings die Fotos des Ersatzfotografen geliefert: Vor Angst hat der das Wesentliche nie aufs Bild bekommen. Trotzdem: Peters Honorar ist passé; er sieht sich gezwungen, sein Motorrad zu verkaufen, und das weit unter Wert.

Dann folgt die zufällige Begegnung mit Mysterio. Peter will sich rasch in die Spinne verwandeln und ihn verfolgen, aber dann denkt er sich: Wenn er sich mit Superschurken prügelt, bringt ihm das immer nur Ärger ein – er will jetzt lieber sowas wie Dienst nach Vorschrift machen, also nur eingreifen, wenn konkret Gefahr droht. Darauf kommt es zu einer zweiten, diesmal erfreulicheren zufälligen Begegnung: Gwen Stacy entdeckt ihn in der Menge und erklärt ihm, sie habe ihm alles vergeben. Es folgt eine Seite Süßholzraspeln. Gleichzeitig treffen sich Captain Stacy und der Lokalchef des Bugle, Joe Robertson, und tauschen ihr Wissen über die Spinne aus. Beide vermuten, daß sie denjenigen, der sich hinter der Maske verbirgt, kennen. Peter findet seinen Kumpel Harry in verstörtem Zustand vor. Harrys Vater, Norman Osborn, ist verschwunden. Am Ende sehen wir, daß er sich in den Grünen Kobold verwandelt hat. Direkt in dem Comic wird offenbar nicht darauf hingewiesen, daß dieser Erzählstrang nun in „Spectacular Spider-Man“ weitergeführt wird.

Peter ist beim Haus von Tante May angekommen und will ihr nun erklären, warum er tagelang verschwunden war. Da hört er von außen ihre erregte Stimme und drückt die Haustür ein. Es ist aber gewissermaßen blinder Alarm: Tante May hat einen Fernsehbericht über Mysterio gesehen und sich darüber maßlos aufgeregt; es droht wieder mal der Herzkasper. Das bringt Peter endlich dazu, ihm als Spinne gegenüberzutreten. Sie findet ihn, wie vermutet, in einem alten Filmstudio. Mysterio nebelt den ganzen Raum ein, um sich die Spinne so vom Leibe zu halten. Schließlich beschießt er sie mit einer nicht näher bezeichneten Kanone. Wir haben zu Beginn des Comics bereits gesehen, daß er ein Modell eines Vergnügungsparks gebaut hat. Nun findet sich die Spinne plötzlich in dieser Kulisse wieder und ist anscheinend auf die Größe einer Maus geschrumpft worden und sieht sich einem riesigen Mysterio gegenüber.

Ein starkes Bild, aber diese Story habe ich schon als Jugendlicher den Machern nicht so richtig abgekauft. Denn Mysterio hat nicht die Fähigkeit, Menschen zu schrumpfen, dafür ist er als Illusionist bekannt, eigentlich nur als Tricktechniker. Aber schön, warten wir mal den zweiten Teil ab.

In dieser Ausgabe ist nun die Monats-Checklist abgedruckt; es gibt offenbar nichts Besonderes zu vermelden, abgesehen davon, daß es bald ein Marvel-Riesenposter geben soll. Hinten ist allerdings eine Erklärung der Redaktion abgedruckt, die zugegeben einem Marvel-Fan an die Nieren geht: „Liebe Freunde, niemals zuvor haben wir den Text einer Seite nach so langem Zögern und mit so schwerem Herzen geschrieben. Wir sind von dem, was wir Euch mitzuteilen haben, ebenso überrascht und getroffen wie Ihr. Heute, da wir diese Zeilen schreiben, ist wohl der schwärzeste Tag in der deutschen Marvel-Geschichte. Und sicher ein schwarzer Tag für alle Comic-Fans, gleich welchen Alters. Sechs Marvel-Titel und ,Die grüne Laterne' erscheinen in diesem Monat zum letzten Mal.“

Laut dem Editorial wurden die Hefte zu wenig gekauft; es fällt das Wort von der „chronischen Taschengeldknappheit“. Die Leser hätten „anderen Titeln den Vorzug gegeben“. Immerhin wird noch der Rest von „Submariner“ # 9 gebracht. In anderen Ausgaben endet die Zweitgeschichte nach meiner Erinnerung auch mitten in der Story.

Geändert von Peter L. Opmann (29.09.2018 um 20:21 Uhr)
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