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Alt 10.02.2009, 14:13   #30  
Peter_Wiechmann
am 11.01.2020 verstorben
 
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Die vierte Fortsetzung des langen Ritts in die Vergangenheit


Die Spurensuche in den alten Jagdgründen des Autors geht ungebremst weiter! Aber als ‚Heißet-sie-hoffen’-Ausblick - für alle, die langsam wieder zurück in die vollendete Gegenwart galoppieren möchten – sei verkündet: Noch zwei Fortsetzungs-Folgen und über den ollen Colt-Kamellen senkt sich der Vorhang des Vergessens!

Also durchhalten ...



Chronologisch sind wir jetzt immer noch im Kauka-Verlag in Grünwald und man schreibt das Jahr1969/70

Die ewige Konkurrenz in Stuttgart (Ehapa) kann gar nicht so schnell drucken, wie ihr die neu gestarteten Lustigen Taschenbücher aus den Händen gerissen werden. Diese enorme Nachfrage soll auch von uns befriedigt werden:
Mit Pockets aus dem FF-Schloss!

Ich darf die Produktion möglichst gleich morgen starten und stehe vor dem Nichts. Heißt: es gibt so gut wie kein Material im Pocket-Format!

Ich setze unsere Hauszeichner auf die Drei-Panel-Seiten an. Ich erkläre die Spirou-Minis – die wir sonst als Gimmicks in FF beiheften – zu einfarbigen Specials über 32 Seiten.
Und ich wage es, eine heilige Kuh – ungefragt – zu schlachten: Ich erkläre albumlange Lucky-Luke-Storys zur Titelgeschichte und lasse sie ... auf Pocket- Bedürfnisse umschneiden!

Ich will einen witzigen Western als Zugpferd!

Diese chirurgische Arbeit kann nur einer mit dem nötigen Respekt und sensiblem Fingerspitzengefühl ausführen: V. Kostanjsek = alias Kosta!

Fortan darf man in seine 2 x 3 Meter-Klause unter dem Dach nur noch nach vereinbartem Klopfzeichen eintreten ... und kann in dieser Schneidewerkstatt kaum irgendwo hintreten.
Über all liegen, hängen, kleben halbfertige und fast fertige Seiten ... die nach der Grobmontage auf neuen Layoutbogen alle noch mühsam zeichnerisch ergänzt werden müssen.
Erfolg: Aus 44 Albumseiten werden 87 Pocket-Pages ...

Ich habe das Rezept, um Lizenzmaterial der franko-belgischen Quellen auf Länge zu trimmen! Ein Problem bei der Pocket-Produktion weniger!





Lucky Luke reitet an allen Kauka-Fronten. Einst in LUPO-modern – jetzt im FF-EXTRA und als willkommener Dauergast im FF-ALBUM – und in all seinen Vorläufern und Nachfolgern.

Ich texte mich mit Wonne durch den Vorrat an Morris’ jahrzehntelanger Vorarbeit und will nicht wahrhaben, dass der Segen endlich ist. (Erdöl-Nutzern geht es heute ähnlich ...)

Eines meiner favorisierten Alben ist ‚Sergeant Lucky’ (das anfangs unter dem Titel: Lucky muss zum Militär auf den Markt kam)

Ich gebe allen Handelnden innerhalb von drei Tagen die Blasen-Sprache, weil schon der zweite Termin für den Schrift-Satz verstrichen ist. Zum guten Ende hin gibt ausgerechnet das e der mechanischen Schreibmaschine den Geist auf.
Mein Manuskript sieht leider sehr zahnlückig aus!





Dem Witz im Western wird bei Kauka ja schon seit eh und je einiges geschuldet:
Da wäre zum einen TOM & BIBER(herz) und die immer wiederkehrenden Ausflüge der Hauptfiguren Fix, Foxi, Lupo in das Land der Stetsons und Stiefel.

In FF-EXTRA starten wir optimistisch mit einer neuen Form. Mit der ironischen Western-Shortstory.

Ich schreibe Ein Yankeedoodle für El Diaz und habe Freude am Augenzwinkern darin.
Auch die anderen Beiträge von Kosta/Wiechmann schlagen in Wort & Bild eine humorvolle Tonart an ... ohne das Genre auf den Arm zu nehmen.

Wir wollen diese Masche eigentlich fortführen und zu einer Art Markenzeichen für FF-EXTRA werden lassen ... aber sie kommt leider schnell unter die Räder.
Solche Themen auszuhecken und mit gebotener Liebe zu realisieren - das kostet etwas, was im Kauka-Verlag absolute Mangelware ist: die liebe Zeit!





Eine ganze Menge Ironie schwingt für mich auch mit, als ich in der FF-Diaspora ( = mein Gastspiel bei ZACK in Hamburg) selbst ANDRAX - dem Irrläufer der Evolution - die perfekte Western-Rolle auf den geschundenen Leib schneidere.

Dieses 44-Seiten-Drama wurde den damaligen Fans vorenthalten, da erst Rolf Kauka und dann auch ich - in seinem Kielwasser - Abschied von Koralle nahmen, bevor es in ZACK erschien.

Viele bereits zur Veröffentlichung in ZACK produzierte Episoden laufender Kauka-Serien wurden als Konsequenz zum Bruch zwsichen Springer und Kauka in den viel zu frühen Ruhestand in Schubladen versenkt.

Der verlegerischen Initiative von Andreas Mergenthaler (CROSS CULT) ist es nun – über 30 Jahre danach - zu verdanken, dass einige ‚Dornröschens’ dem Tiefschlaf entrissen werden.

Im letzten – krönenden - Band Nr. 5 der ANDRAX-Reihe ist das irrwitzige Amerika-Abenteuer von Andrax und Holernes als Premiere zu bestaunen. Es weicht radikal vom Erwartungsschema dieser Serie ab ... passt aber letztlich haargenau in eine futuristische Welt, in der alles – auch eine nachvollzogene Geschichtsreise – möglich sein muss.

In diesem Band 5 erfolgt auch die lang erwartete Aufklärung über die Katastrophe, die die Welt zu dem machte, wie sie ANDRAX erlebte. Ich bin gespannt auf Reaktionen ...





1976: Nach der gescheiterten Koralle-Mission grübeln Rolf Kauka und ich in einsamer Zweisamkeit über das Programm und die Aussichten einer neuen Comic-Ära nach.

Der vielversprechende Arbeitstitel heißt KAUKA- COMIC-AKADEMIE.

Und während Rolf Kauka noch einmal – zum vierten und zum letzten Mal - heiratet, sitze ich als one-man-show im riesigen Schloss. Bin Zukunftsverwalter, Hausmeister, Telefonist, Denker und Schreiber.

In Eigenschaft von der letzten Funktion fröne ich wieder der Prärie-Phantasie und lasse Tom & Biber über dieselbe reiten.
Nicht mehr in der kindlichen Manier der kaukasischen Frühzeit, sondern handfest, halberwachsen, gewitzt und schießschnell.

Das Rennen der Feuerrosse wird von Meisterzeichner Josep Marti Capell in hinreißende Handlungs-Aktion umgesetzt.

Mein altes Manuskript habe ich aufbewahrt und kann deshalb heute noch – im Vergleich mit den gezeichneten Seiten - erkennen, dass es Marti verstand, Gedanken zu lesen.
Ich will sagen: Er spürte immer, was dem Autor zwischen den Zeilen des Geschriebene wichtig war!

"Gracias, Marti!"

Leider habe ich diese albumlange Geschichte vollkommen aus den Augen verloren. Weiß nicht mehr so genau, wer ihr schließlich die Sprache verlieh und ob sie überhaupt je publiziert wurde.

Wer kann es mir sagen?

Inzwischen konnten mich Comic-Kenner Brisanzbremse aufklären: Das Rennen der Feuerrosse ging in GOLD-COMIC Nr. 9 auf 81 Seiten (umgeschnitten) über die Bühne!




1981: Mein Kreativ-Studio COMICON ist seit fünf Jahren gegründet und inzwischen bin ich mit Sack, Pack, Kind & Kegel auf eine Finca in der Küstenkordillere nördlich von Barcelona umgesiedelt.
Näher zu den Könnern, die meine Comic-Welt mit Kreativität, Bleistift, Pinsel &Feder gestalten.

Die Fotos mit dem Schafzüchter-Outfit meiner selbst sind in Wirklichkeit posing für
einen meiner Zeichner, der sich anhand solcher Vorlagen leichter mit der zeichnerischen Umsetzung von bestimmten Bewegungen (Winchester nachladen ... visieren etc) tut.





Und damit sage ich für diesmal HOMBRE-like

"Adios!"

Wir sehen uns nächste Woche wieder in einem neuen Kapitel Wild-West!

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Geändert von Peter_Wiechmann (11.02.2009 um 11:20 Uhr)
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