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Alt 25.10.2021, 22:31   #5067  
God_W.
Captain Rezi
 
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Prinz Eisenherz Band 9 - Jahrgang 1953/1954



Ich hab heute nur wenig Zeit und was soll ich auch groß Aufhebens machen, denn wer bis Band neun dabeigeblieben ist hat längst erkannt welche Meisterschaft Hal Foster an seinem Eisenherz, sowohl erzählerisch, vor allem aber auch bei den wunderschönen, äußerst detaillierten Zeichnungen an den Tag legt. Auch die Jahrgänge 1953 und 1954 stehen dem bisherigen Abenteuer in nichts nach, allenfalls werden die behandelten Themen noch abwechslungsreicher als sowieso schon.

Den Anfang macht ein historisch verbrieftes Thema, wo christliche Missionare versuchen den Nordländern ihren Glauben näher zu bringen, Druiden darum kämpfen ihre Schäfchen im Stall zu behalten und Eisenherz irdische Götzenbilder zerschlägt. Was davon jetzt richtig oder falsch, was gut oder schlecht war, diese Entscheidung überlässt Autor Foster im Großen und Ganzen ganz geschickt dem Leser. Auch familiäre Konflikte kommen nicht zu kurz, so sind die Abenteuer, die aus Sicht des Prinzen Arn erzählt werden wieder zuckersüß, aber dennoch spannend und strotzen vor Gefahr! Mindestens ebenso gefährlich wird es, wenn Eisenherz sich seiner Gattin widersetzt, oder sie gar „dick“ nennt! Was ist denn nur in den gefahren!

Zurück in seiner Wahlheimat muss der tapfere Krieger erstmal seinen König Arthur unterstützen und das Land gegen die Sachsen verteidigen und wird anschließend zu diplomatischen Verhandlungen entsandt. Nach all diesen realistischen Herausforderungen fand ich es wunderbar auch mal wieder ein paar Legenden näher betrachten zu dürfen. Wenn wir Orte besuchen, wo die Lady vom See einst lebte, wo Arthur Excalibur empfing, wenn der Zauberer Merlin finstere Vorahnungen weissagt und erneut die wunderschöne Nimue, an die er sein Herz verloren hat erblicken darf, ja da wird mir ganz warm ums Herz, denn das weckt Kindheitserinnerungen, als ich Thomas Malory las und zum ersten mal Excalibur, das Meisterwerk von John Boorman sah.

Später lernen wir auf den grünen Wiesen Irlands noch St. Patrick höchstpersönlich kennen (ja, den vom St. Patricks Day), Eisenherz muss seine geliebte Frau Aleta dabei unterstützen eine Intrige abzuwenden und die Herrschaft über die Nebelinseln zurückzuerlangen, wir begeben uns gemeinsam mit ihm, dem tapferen Gawain und dessen Knappen auf eine abenteuerliche Pilgerreise ins heilige Land nach Jerusalem und Betlehem, wo Ärger mit den römischen Kohorten selbstredend auch nicht ausbleibt. Was für ein maximal abwechslungsreiches Gesamtpaket diese zwei Jahre geboten haben, es ist der Wahnsinn!

Im wie immer sehr lesenswerten Vorwort geht Bocola einmal mehr auf Fosters gesamtheitliche Arbeit an den Sonntagsseiten ein, zum Beispiel den Einbezug der späteren Kolorierung, schon beim Zeichnen der Panels. Davon abgesehen ist für mich als Cineast auch die kleine Abhandlung über Eisenherz‘ ersten großen Auftritt auf der Kinolandwand, der 1954 stattfand, äußerst interessant gewesen. Den Film müsste ich mal wieder schauen und ein paar Kindheitserinnerungen wecken. Bis ich die Scheibe irgendwo günstig finde kann ich mich zum Glück schon an den zehnten Eisenherz-Band von Bocola machen, denn das lohnt sich immer!

9,5-10/10

Ach shit, doch wieder länger geworden und jetzt isses auch schon wieder ziemlich spät, aber es ist einfach jedes mal verdammt beeindruckend und ein riesiges Vergnügen so einen Foster-Band in Bocola-Qualität zu lesen!

VG, God_W.

Geändert von God_W. (25.10.2021 um 23:25 Uhr)
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