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Alt 23.06.2019, 22:36   #72  
Peter L. Opmann
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Kommentar:

Zitat:
Schon erstaunlich, dass aus Thor nach dem holprigen Anfang noch was geworden ist. War das der 3. Titel, den man nur zu Steuer- und Distributionszwecken noch brauchte? Da hätten sie besser einen Western-Reprint ins Boot nehmen können...
Und weiter geht's:

Der mächtige Thor (Williams) 17

Erscheinungstermin: 5/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 99
2) Silver Surfer # 6

Story-Titel:
1) Thor bekämpft den mysteriösen Mister Hyde!
2) ohne Titel (Welten ohne Ende!)

Original-Storytitel:
1) The mysterious Mister Hyde!
3) Worlds without End

Zeichnungen:
1) Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee



Hier beginnt der erste „Thor“-Zweiteiler. Und damit entspannt sich die Lage in der Serie etwas. Don Heck muß nicht mit einer Zehn-Panel-Seite enden, wie das bei ihm oft vorkommt, um die Story zum Abschluß zu bringen. Und Thor muß seinen Gegner auch nicht mit zweifelhaften Tricks besiegen, wie das zuletzt war, nur um die Sache rechtzeitig zuendegebracht zu haben. Die Story wirkt damit auch nicht mehr so doof wie die vorhergehenden. Das Duell gegen den in der Literaturgeschichte nicht unbekannten Mr. Hyde (siehe Robert Louis Stevenson) endet hier unentschieden. Ein richtiger Cliffhanger fehlt zwar, aber dafür endet der erste Teil mit einem Rätsel: Ist Thor etwa zum Einbrecher und Bankräuber geworden? Die Grafik von Don Heck gefällt mir diesmal auch besser als bei seinem ersten Versuch. Ihm sind hier fast durchweg ausdrucksvolle Zeichnungen gelungen.

Mr. Hyde, ursprünglich die böse Seite im Charakter des Arztes Dr. Jekyll, beobachtet inmitten einer Menschenmenge Thor, wie er sich in die Lüfte erhebt. Er sieht so abstoßend und gefährlich aus, daß es verwundert, daß er sich einfach so unter die Leute mischen kann. Hyde hat, wie jeder andere, natürlich keine Ahnung, daß Thor eine ebensolche Doppelpersönlichkeit ist wie er selbst. Trotzdem will er nun ausgerechnet Dr. Blake einen Besuch abstatten. Thor ist indessen auf dem Weg nach Asgard, um Vater Odin noch einmal anzuflehen, ihn Jane Foster heiraten zu lassen. Odin ist diesmal etwas gnädiger gestimmt als beim letzten Mal. Als Thor ihn bittet, Jane zu einer Unsterblichen zu machen, stellt er eine Bedingung: Sie müsse sich dem würdig erweisen; dann wolle er seine Entscheidung überdenken.

Wir haben inzwischen in Rückblenden erfahren, was es mit Mr. Hyde auf sich hat. Er war ein Wissenschaftler, der einen Job bei Dr. Blake wollte, den aber wegen bekannter Unzuverlässigkeit nicht bekam. Darauf begann er seine Forschungen und fand heraus, daß die Jekyll-und-Hyde-Erzählung auf Tatsachen beruht. Es gelang ihm, das Serum herzustellen, das ihn zu Mr. Hyde werden läßt, Er gewann damit die „Stärke von zwölf Männern“, was eigentlich noch nicht dieselbe Gewichtsklasse bedeutet wie Thor. Aber in dieser noch nicht von super-superstarken Superhelden übervölkerten Marvel-Welt machte ihn dies offenbar zu einem äußerst gefährlichen Gegner. Während Thor auf die Erde zurückkehrt, bricht Hyde in Blakes Praxis ein (indem er mehrmals effektvoll Türen einschlägt) und bedroht Jane. Der in Blake zurückverwandelte Thor kommt hinzu. Als er nach seinem Stock greift, um wieder zu Thor zu werden, fällt er versehentlich aus dem Fenster. Hyde bemächtigt sich sofort Blakes Tresor. Doch Blake stürzt nicht in den Tod, sondern schlägt seinen Stock gegen die Hauswand und wird zu Thor. Allerdings ist Hyde inzwischen verschwunden. Thor drückt Jane an seine breite Brust, um sie zu beruhigen (was sofort wirkt). Hyde schmiedet derweil in seinem Versteck neue Pläne, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zu rauben. Kurz darauf taucht Thor in einer Bank auf, indem er eine Tür einschlägt und den Tresor aus der Wand reißt (nanu?). Die Wachen können gegen ihn nichts ausrichten. Die Polizei reagiert wie erwartet: Sie will Thor, der offenbar durchgedreht ist, festnehmen. Im letzten Bild sehen wir Thor, der ganz New York bedroht. Die Redaktion kündigt einen „nerventötenden Höhepunkt“ an. In der Tat ist uns die Serie ja schon bisher gehörig auf die Nerven gegangen…

Klar, toll ist diese Episode nicht, aber es geht etwas aufwärts mit der Serie. Die Story ist nicht mehr so schematisch. Vorerst müssen wir einfach glauben, daß Mr. Hyde ein ernstzunehmender Gegner für Thor ist. Eine originelle Schurkenfigur ist er nicht gerade. Aber mit der Romanze zwischen Thor und Jane Foster geht es etwas voran, und man wird ein bißchen neugierig, wie die Sache wohl ausgeht. Der Letterer wechselt übrigens schon wieder. Diesmal ist Clemens Raschke am Zug.
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