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Alt 29.01.2022, 22:38   #2  
God_W.
Captain Rezi
 
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Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland – Band 1



Nach dem „Beben“ bin ich was das „Niemandsland“ angeht auf Panini umgestiegen, denn in den drei Eaglemoss-Ausgaben zum Haupt-Event sind nur ein Bruchteil der Hefte untergebracht, die Panini in ganzen 10 Bänden versammelt hat, und die sind teilweise mächtig dick, so wie dieser erste Teil des zweibändigen Vorgeschmacks zur Hauptstory.

In einer Handvoll Zeilen zusammenzufassen was für ein Feuerwerk Autoren wie Chuck Dixon, Alan Grant, Doug Moench und Greg Rucka hier abfeuern ist nahezu unmöglich, aber auf alle Fälle ist das gesamtheitlich gesehen ganz großes Kino. Da muss es Batman gleichzeitig mit Mr. Freeze und mit Clayface aufnehmen, während er ganz am Rande noch in einer rührenden Szene einen verzweifelten Ehemann und Vater davon „überzeugt“, dass Suizid nicht die Lösung sein kann. Da werden im Zuge der „Nachbeben“ hammerharte persönliche Schicksale gezeichnet, die nicht immer in einem happy End gipfeln. Die Story mit den in der U-Bahn eingeschlossenen Menschen trifft genau meinen Geschmack, nur ein wenig schade, dass es ausgerechnet da das Artwork von John Beatty nicht so tut, da hat mir Mark Buckingham (Fables) zuvor besser gefallen.

Chuck Dixon macht dann mal wieder was er am besten kann, er konzentriert sich neben Bats und Robin eher auf die Cops wie Montoya und Bullock und zeichnet realistische und packende Einzelschicksale. Alan Grant begibt sich in die Abgründe der menschlichen Seele, die sich auftun kann, wenn das Überleben auf dem Spiel steht. Derweil versucht Robin eine liebgewonnene Freundin vor den Gefahren in der eigenen Familie zu bewahren, seien diese auch eher seelisch denn körperlich. In der Bathöhle steht auch einiges An Arbeit an, ach, wenn ich gerade dabei bin, der getreue Alfred hat gleich mehrere grandiose Auftritte in dem prächtigen Band spendiert bekommen, und das nicht nur als hilfreicher Anzugträger.

Natürlich besteht der Band nicht ausschließlich auch tiefgreifenden Meisterstücken. Da gibt es auch geradlinige Actionfolgen, Episoden die einen ordentlichen Horroreinschlag abbekommen haben und viel „typischen“ Superheldenstoff. Aber da gibt es eben auch besondere Schmankerl, wie zum Beispiel die illustrierte Prosa-Geschichte von Autor Greg Rucka oder die Geschichte um das von Plünderern belagerte Krankenhaus. Außerdem wird so langsam die drohende, gesamtheitliche Gefahr für die Stadt greifbar, wenn die verzweifelte Bürgermeisterin versucht Geld für den Wiederaufbau zusammenzukratzen, von allen Seiten aber offensichtlich nichts als Ablehnung erfährt. Gespickt mit all den privaten Beziehungen und Problemen, mit denen sich Bats (nebst neuer Freundin Vesper), Commissioner Gordon (nebst zweiter Ehefrau), seine Tochter im Rollstuhl, Robin mit Spoiler usw. alle rumschlagen müssen ergibt das ein dermaßen dicht gestaltetes Gesamtbild einer Gesellschaft im Katastrophenfall, dass sich eine zum Schneiden dicke Atmosphäre entwickelt, in die ich nur allzu gerne eintauche. Dass dabei solche Über-Charaktere wie der Joker vorerst nur am Rande platziert werden empfinde ich als geschickten Schachzug, denn so verteilt sich die Aufmerksamkeit in die Breite und das gesamte Ausmaß der Ereignisse kommt viel deutlicher zum Tragen. So kann es weiter gehen!

8,5-9/10

VG, God_W.
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