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Alt 15.07.2021, 08:15   #11  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 2 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 1 / Die Sage Conan # 1

Erscheinungstermin: Dezember 1970 / 1979 / Mai 1987

Story-Titel: Die Höhle der Tiermenschen

Original-Storytitel: Lair of the Beast-Men!

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith und Sal Buscema

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Robert Wantke / Wolfgang J. Fuchs

Das ist eine untypische Conan-Story. Ich denke, nach einer Howard-Vorlage zu suchen, kann ich mir schenken. In der Einöde von Aesgaard hat Conan einen Riesen getötet, der ihn angegriffen hatte. Dann begegnet er einer (normal großen) Frau namens Moira, die vor ihm die Flucht ergreift. Sie lockt ihn in einen Hinterhalt, wo er von zwei anderen Riesen überwältigt wird. Moira entpuppt sich später als Gefährtin des Riesenkönigs. Die drei bringen Conan in eine Höhle, in der sich eine Stadt des bizarren Riesenvolks befindet. Barry Smith entwickelt hier mit relativ geringem Aufwand eine exotisch anmutende Architektur, etwas, was in späteren Ausgaben noch mehr zur Geltung kommen wird. Zwischendurch wird auch kurz die Herkunft der Riesen und ihrer Höhlenstadt erklärt. Conan wird in ein Verlies geworfen, in dem sich schon einige Männer befinden. Künftig soll er wie sie als Sklave dienen. Während die anderen nichts als Gefangenschaft erlebt und resigniert haben, denkt er nur daran, seine Freiheit wiederzugewinnen.

Auch wenn er in Ketten liegt, verhält sich Conan den Riesen gegenüber renitent, weshalb sie beschließen, ihn in Gladiatorenspielen zu beseitigen. Der Anführer der Sklaven steckt ihm heimlich ein selbst angefertigtes Messer zu. Mit diesem Messer gelingt es Conan, einen Schneelöwen zu töten, der ihn in der Arena zerreißen soll. Darauf wird er von den Riesen mit einem Netz gefangen. Doch die Sklaven haben durch sein Beispiel Mut zur Revolte gefasst. Zusammen mit Conan setzen sie einen gewaltigen Rammbock auf Rädern in Bewegung, mit dem sie die gesamte Stadtanlage in Schutt und Asche legen. Das kostet fast alle Angehörigen des Riesenvolks das Leben. Der Anführer der Sklaven kann den Sieg nur kurz auskosten, dann wird er von einem übrig gebliebenen Riesen umgebracht. Conan ehrt ihn mit der Krone des Riesenkönigs als den „ersten freien Menschen“.

Die Story weist ein paar Logik-Lücken auf, aber untypisch ist sie aus anderen Gründen: Daß sich Conan so leicht in eine Falle locken und gefangen nehmen läßt, ist schon recht ungewöhnlich. Er hat das Heft des Handelns nicht in der Hand, kann nur auf Fehler seiner Gegner reagieren und braucht darüber hinaus Hilfe von dem Sklaven-Anführer. Als wichtiger Wesenszug wird immerhin sein unbändiger Freiheitsdrang herausgearbeitet. Ein paar Dinge muten seltsam an, vor allem, daß der Rammbock (der übrigens einfach so in der Arena herumsteht) die Stadt genau so zerstört, daß dabei die Riesen umkommen, die Sklaven und Conan dagegen am Leben bleiben. Als die Mauern fallen, verliert sich auch die Spur von Moira, von der ich erwartet hätte, daß sie bis zum Ende wichtig bleibt. Die Riesen kommen im Übrigen nie auf die Idee, Conan, solange er im Gefängnis sitzt, für seinen Widerstand zu bestrafen, was für mich naheliegend gewesen wäre.

Atmosphärisch sagt mir die Episode jedoch durchaus zu. Das Splashpanel mit dem gefallenen Riesen vermittelt gleich etwas davon. Die Höhlenstadt kommt als etwas märchenhafte, aber auch erschreckende Kulisse rüber. Barry Smith und eventuell auch Roy Thomas hatten offenbar eher eine klassische Fantasygeschichte im Sinn als Sword & Sorcery. Wie im ersten Band wird Gewalt nur sehr fein dosiert gezeigt, und Sex fehlt fast völlig – was vielleicht auch noch den Comics Code-Beschränkungen geschuldet ist. Aber auch wenn das keine richtige Conan-Geschichte ist, hat sie doch interessante Aspekte.

Geändert von Peter L. Opmann (15.07.2021 um 08:20 Uhr)
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