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Alt 29.07.2020, 12:56   #32  
Kain
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Garth Ennis

Ich finde seine Strecke an HELLBLAZER großartig. War auch mein erster bewusster Kontakt mit ihm. Der Schwachpunkt hier ist ROYAL BLOOD. Da bedient er sich zu sehr und zu offensichtlich an FROM HELL. Ansonsten ist Ennis nicht so meins. Ich mochte seine ersten zwölf Hefte am PUNISHER. Danach war es sein übliches Muster. Überdrehte Gewalt, überdrehter Sex, Fäkalhumor. Mit ironischer Distanz wäre das in Ordnung. Die sehe bei Ennis leider nicht. Im Gegenteil, ich hatte oft das Gefühl, dass er mit einer Hand unterm Tisch schreibt. PREACHER hatte gute Momente. Aber alles in allem auch zu viel von seinem üblichen Muster.

Warren Ellis

Finde ich wechselhaft. Seine ASTONISHING X-MEN fand ich furchtbar dämlich. THOR war meines Erachtens an der Figur vorbeigeschrieben.

STORMWATCH fand ich recht nett. Nur das Ende mit den Aliens fand ich eine Spur zu konfus. Von THE AUTHORITY kenne ich die ersten zwölf Hefte. Kann sein, dass er nicht mehr gemacht hat. Die ersten vier Hefte fand ich richtig übel. Gesteigerte Gewalt um Willen der Gewalt. Ein bisschen zu sehr mit dem Holzhammer auf die Schiene "wir sind die bessere, härtere, realistischere JLA". Den nächsten Mehrteiler mit den Phasenschiffen aus dem anderen England (oder so) fand ich völlig banal. Im Gedächtnis bleiben die richtig schlechten Sachen und die richtig guten Sachen. Den Durchschnitt vergisst man recht schnell. Das gehört zu letzterem. Die nächsten vier Teile - der Kampf gegen "Gott" - haben mir deutlich am besten gefallen. Interessanterweise fand ich die Figuren der Serie trotzdem recht sympathisch.

TRANSMETROPOLITAN habe ich in der Ausgabe von Panini gelesen. Das hat mir sehr gut gefallen. Anarchistischer Spaß in einem dystopischen Setting. Als politischer Kommentar funktioniert das heute wohl noch besser als in der Zeit seiner Entstehung.

PLANETARY ist ein Meisterwerk. Da folgt Ellis dem Vorbild Alan Moores und spielt mit den Konventionen des Mediums. Gleichzeitig präsentiert er eine Tour de Force durch die frühe phantastische (Pulp-)Literatur. Und trotz des relativ großen Umfangs halten sich Durststrecken in Grenzen.

NEWUNIVERSAL hat er leider nie abgeschlossen. Die erste Mini hierzu - eine Neuinterpretation von Marvels NEW UNIVERSE - fand ich sehr gut. Da hätte ich gerne den Rest gesehen. Die Konzepte des NEW UNIVERSE hat Hickman dann für AVENGERS aufgegriffen.

Ansonsten fiele mir nichts weiter ein, das ich von ihm gelesen hätte.

Grant Morrison

Von dem habe ich wiederum relativ viel gelesen. Was bei Morrison ganz arg ins Auge springt ist eine Tendenz, dass seine Sachen gut bis sehr gut anfangen und dann heftig abkacken. Der Zeitpunkt ist sehr unterschiedlich, aus irgendeinem Grund. Morrison wird oft in einem Atemzug mit Alan Moore genannt. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich habe von beiden viel gelesen. Ich habe beide in deutschen Übersetzungen und auf englisch gelesen. Allein sprachlich ist das ein himmelweiter Unterschied. Moore ist in der Hinsicht eine 9. Morrison maximal eine 4,5. Gerade im Vergleich SWAMP THING und ANIMAL MAN, also die Werke, die gerade in einem Atemzug genannt werden, fällt das besonders auf.

INVISIBLES ist meines Erachtens der Höhepunkt in Morrisons Schaffen. Die ersten beiden Serien sind exzellent. Die dritte Serie ist zu verquast. Als zeitlicher Kommentar ist die Serie, wie auch TRANSMETROPOLITAN, ziemlich aktuell. In Fiction dürfte THE X-FILES nicht ganz unschuldig an der Entstehung sein. INVISIBLES sind etwa ein Jahr nachdem Mulder sich erstmals mit einer großen Verschwörung beschäftigt hat an den Start gegangen. Das Vorgehen der titelgebenden Truppe ist dabei kreativ und mitunter kompromisslos. Passt also soweit.

ARKHAM ASYLUM dürfte mein erster Morrison gewesen sein sofern ich mal die Ausgabe von Carlsen gelesen habe. Beschwören könnte ich es nicht. Den fand ich großartig und verstörend. Gehört in jede Bat-Bibliothek.

Seine Strecke an BATMAN vor einigen Jahren hingegen fand ich ziemlich durchgehend schlecht. Nette Ideen, fragwürdige Umsetzung. Auf der einen Seite versucht er sich an einer Dekonstruktion der Figur. Aber am Ende war Bats mit seiner Zur-En-Arrh-Persönlichkeit seinen Gegenspielern doch wieder zwei Schritte voraus und derselbe unfehlbare und stets überlegene Batman den Morrison zuvor schon in JLA präsentiert hat.

JLA hat mir die ersten vier Hefte gefallen. Danach wurde es immer dämlicher.

ANIMAL MAN fängt gut an, hat einen Durchhänger und steigert sich zum Ende wieder. Das Aufeinandertreffen Buddys und seines "Schöpfers" ist nach wie vor ein Höhepunkt des US-Comics. Die frühere Ausgabe mit dem Delphin ein kleines Meisterwerk.

DOOM PATROL habe ich noch nicht abgeschlossen. Aber der erste Sammelband hat mir sehr gut gefallen. Seine NEW X-MEN fand ich erstaunlich lange gut. Der Einbruch kam da erst am Ende mit der Zukunftsgeschichte. Müsste ich meine liebsten X-Geschichten listen kämen aber ziemliche viele vorher. In die Top 10 würde Morrison es nicht schaffen.

FINAL CRISIS hat mir überraschend gut gefallen. Ich habe es seitdem aber nicht mehr gelesen. MULTIVERSITY hat eine völlig nichtige Rahmenhandlung präsentiert. Die einzelnen Hefte kamen über ganz nett nicht hinaus. Der Höhepunkt war PAX AMERICANA und das aufgrund der Zeichnungen. Ansonsten war das WATCHMEN komprimiert einfach weil halt. Nur halt mit den Figuren, die Moore ursprünglich für WATCHMEN verwenden wollte.
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