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Alt 19.07.2016, 20:07   #40  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Standard Janus

Österreich 2013, MR Film für ORF, 1 Staffel mit 7 Episoden à 45 min, insgesamt 315 min, ohne FSK
Drehbuch (Creators): Jacob Groll und Sarah Wassermair, Regie. Andreas Kopriva
https://www.3sat.de/page/?source=/fi...173/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Janus_(Fernsehserie)
http://derstandard.at/1379291090295/...startet-im-ORF

Trotz seiner geringen Größe kommt eigentlich niemand, der sich für gutes Kino interessiert, um die Österreicher herum: Michael Haneke, Ulrich Seidl, Paul Harather, Stefan Ruzowitzky und Wolfgang Murnberger zum Beispiel. Und Braunschlag beweist, daß auch Fernsehserien aus dem Land des Wiener Schmäh einen zweiten Blick wert sind.

Vom 5. bis zum 7. Juli strahlte 3sat Janus erstmals in Deutschland aus. Das Feuilleton überschlug sich vor Begeisterung und wunderte sich, warum das Publikum außerhalb Österreichs drei Jahre warten mußte.

Neunmalkluge Profiler sind mittlerweile Massenware in Dutzendserien, und meist werden sie so verkörpert, wie Jimmy McGovern sich den berühmten Dr. Eddie „Fitz“ Fitzgerald (Cracker / Für alle Fälle Fitz) naiv vorgestellt hat, bevor Robbie Coltrane gecastet wurde: schlank, überdreht und schlagfertig.

Auf den ersten Blick fällt der forensische Psychologe Dr. Leo Benedict (Alexander Pschill) in diese Kategorie. In den ersten Folgen wirken seine familiären Probleme mit seiner Frau, der Pharmazeutin Agnes Benedict (Barbara Romaner), und Sohn Flo (Moritz Uhl) alltäglich. Die toughe Cara Horvath (Franziska Weisz), Bezirksinspektorin der Wiener Polizei, hält ihn ebenfalls in Schach.
Bei Polizei, Politik und Justiz gilt Dr. Benedict wegen seiner Theorie jedoch weniger als Superhirn, sondern eher als spinnerter Querulant, der vor sich selbst beschützt werden muß. Benedict glaubt nämlich, eine Serie von Selbstmorden wäre in Wahrheit eine Reihe von Auftragsmorden, hinter denen der obskure Pharmakonzern Janus steht. Niemand schenkt ihm Glauben.
Doch dann springt eines Tages Dr. Leo Benedicts Assistentin aus heiterem Himmel in den Tod ...

Die Qualitäten der Story spiegeln sich im Visuellen: Manchmal scheint ganz Wien so menschenleer wie in Tokyo in Tokyo Decadence, mal ist Pschills Make-up eine Spur zu dick aufgetragen. Das Schauspiel changiert ab und zu ins Overacting und die Sets in ihrer übersterilen Reinlichkeit erinnern die Kulissen in The Prisoner. Dadurch bleibt der Stoff offen für verschiedene Sichtweisen.
Ist Dr. Benedict ein paranoider Verschwörungstheoretiker? Wie echt ist die Welt, in der sich die Figuren bewegen? Gibt es Menschen, die als das Böse geboren werden? Lassen sich Schizophrenie und andere psychische Krankheiten mit der Wunderpille von Janus heilen?

X Files meets Orphan Black.
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