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Alt 27.11.2018, 22:16   #413  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
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Spinne (Williams) 88

Erscheinungstermin: 7/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 87
2) Mighty Thor # 126

Story-Titel:
1) Endlich demaskiert!
2) Wen die Götter vernichten…!

Original-Storytitel:
1) Unmasked at last!
2) Whom the Gods would destroy!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Dieses Heft in meiner Sammlung ist schon ziemlich auseinandergefallen. Ich muß es also intensiv und immer wieder gelesen haben. Von der Art der Story her erinnert es mich an „Spinne“ # 51, die Jubiläumsausgabe, die kannte ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Das Problem, daß das Ende der Spinne etwas unmotiviert kommt, wird hier besser gelöst. Es entspringt nicht einer Depression wie damals, die dem frohgemuten Helden nicht so leicht abzunehmen ist, sondern trifft ihn selbst überraschend. Es scheint nämlich so, daß seine Superfähigkeiten verschwinden, wenn er unter einem grippalen Infekt leidet. Peter Parker hatte ja im vorigen Heft gemutmaßt, seine Superkräfte seien ein für allemal futsch, aber die Grippe übernimmt quasi die Funktion des grünen Kryptonits.

Wie in „Spinne“ # 51 tritt der Titelheld wenig in Aktion, nur auf den ersten Seiten. Peter Parker überwindet sich, durchs Mikroskop zu blicken, um sein radioaktives Blut zu analysieren, aber weil er krank ist, sieht er alles nur verschwommen. Er beschließt, seinen Freund Dr. Curt Conners um Rat zu fragen, und schwingt im Kostüm der Spinne hin. Aber Conners ist nicht da. Dann fällt der Spinne siedend heiß Gwens Geburtstagsparty ein, die am selben Abend steigt. Die Spinne knackt den Tresor eines Juweliers und schnappt sich ein Perlen-Halsband. Dann wird ihr klar, daß diese Aktion mit ihren moralischen Grundsätzen kaum vereinbar ist, und legt den Schmuck zurück. Beim Verlassen des Gebäudes verliert sie das Gleichgewicht und stürzt ab. Das ist für Peter das Zeichen, daß er nicht mehr die Spinne ist.

Auf Gwens Party wird er schon schmerzlich vermißt. Plötzlich steht er vor der Tür und hält die Spinnen-Maske in der Hand (siehe Cover). Er stottert: „Ich bin die Spinne!“ Gwen erleidet den Schock ihres Lebens. Peter merkt, daß er mit seinem Geständnis Schaden anrichtet, und läuft weg. Harry Osborn erinnert sich (obwohl er damals noch nicht dabei war), daß Doc Ock einst die Spinne demaskiert hat und Peter Parker zum Vorschein kam. Aber alle glaubten, daß er sich nur als Spinne ausgeben wollte. Peter fühlt sich inzwischen so fertig, daß er doch ins Krankenhaus geht, und zieht sich dazu noch einmal sein Kostüm an. Ein Arzt zeigt dort wahres Berufsethos und behandelt den Superhelden wie jeden anderen Patienten. Er findet heraus: Es ist nur eine Grippe. Die Spinne fühlt sich augenblicklich viel besser und schwingt sich wieder auf New Yorks Wolkenkratzer-Dächer.

Plötzlich wird ihr klar, daß sie im Tran Gwen ihre Geheimidentität enthüllt hat. Aber ihr kommt eine Idee: Hobie Brown (der in # 79 und 80 als Strolch aktiv war) soll ihr helfen. Peter kehrt zu den Stacys zurück, wo sich Harry und Mary-Jane auch noch aufhalten. Was er bei der Party erzählte, sei nur Unsinn gewesen, versichert er. Und dann taucht die Spinne – dargestellt von Hobie – am Fenster auf und fordert von ihm Geld für die letzten Fotos. Damit belegt Peter also sein Dementi. Versöhnliches Ende – fürs nächste Mal wird Doc Ock angekündigt.

Die Ausgabe muß mir 1977 extrem gut gefallen haben. Die Story ist eine Abfolge von sehr emotionalen Situationen: die Angst, die Superkräfte verloren zu haben; der Diebstahl des Geschmeides; das Geständnis aus Verwirrung heraus; die Hilfe, die die Spinne wider Erwarten in der Klinik erfährt (und das im amerikanischen Gesundheitssystem!); die Nachricht, daß nur eine relativ harmlose Krankheit dahintersteckt; der geglückte Bluff bei den Stacys. Da braucht man die Spinne und viel Action nicht; das kann man allerdings nur in einem Fall machen, nämlich wenn es um die Verteidigung der Geheimidentität geht.

Was bietet diese Ausgabe sonst noch? Die Checkliste enthält jetzt noch mehr Informationen über die US-Originalausgaben. Es gibt eine „Marvel intern“-Seite (das gab es bisher so noch nicht) mit verschiedenen internen Informationen: Aus der Redaktion wird mitgeteilt, daß Harmut Huff nur noch freier Mitarbeiter ist und ansonsten neben Redakteurin Kirsten Isele noch Arend Buck und Jani Büsing mitarbeiten. Von den Grafikern ist nicht die Rede. Heftnachbestellungen und Abos sind nicht mehr möglich (wahrscheinlich ist die Stelle gestrichen, wo diese Aufträge bearbeitet wurden). Nur das Marvel-Briefpapier wird noch vertickt. Und es wird erklärt, warum Leserbriefe erst nach einem halben Jahr veröffentlicht werden. So lange dauert es von der Bearbeitung der US-Druckvorlagen bis zur Auslieferung der gedruckten Williams-Hefte. Noch eins, was mir auffiel: Das Cover stammt offiziell von John Romita, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Gil Kane zumindest bei den kleinen zivilen Figuren vor der Brust der Spinne schon daran mitwirkt.
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