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Alt 11.08.2020, 15:15   #4733  
michidiers
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„BATMAN SCHWARZ-WEISS“





- diverse Künstler -


Es ist bisher noch nicht vorgekommen, dass ich meine Meinung zu einem Comic bereits abgebe, bevor ich es ganz durchgelesen habe. Aber ich wollte einfach nicht bis tief in den Herbst warten, weil ich wohl erst dann das vollständige Werk bis zur letzten Seite geschafft haben werde. Der banale Grund: Der Inhalt ist einfach zu gut und zu außerordentlich, um es in einem Rutsch zu lesen. Man könnte es vielleicht mit einem Glas guten Chardonnay vergleichen, dessen Inhalt man auch nicht banausenhaft in einem Zug in den geöffneten Rachen kippt, sondern sich nur nach und nach genussvoll gönnt.

Kommen wir aber zuerst zu der Haptik, denn die hat es in sich und sorgt schon beim Auspacken für dieses bestimmte Feeling, das man wohl nur als Comic-Fanboy empfindet: Gewicht wie ein Ziegelstein und den Umfang einer halben Gehwegplatte, stabiler Hardcoverumschlag mit strammer Bindung, dazwischen rund -900- Seiten festes, kartonartiges Papier, in dem sich keine Lichtquelle spiegelt. Dass kein Lesebändchen eingearbeitet wurde, ist allerdings sehr schade, wäre es bei diesem dicken Buchumfang doch mehr als hilfreich.

In „BATMAN SCHWARZ-WEISS“ liegen erstmals die Serien Batman: BLACK AND WHITE (1996) 1-4, BATMAN: BLACK AND WHITE HC 2, BATMAN: GOTHAM KNIGHTS (2000) 1-49 und BATMAN: BLACK AND WHITE (2013) 1-6 in einem Sammelband zusammengefasst in deutscher Sprache vor. Hierbei handelt es sich ausschließlich um schwarz/weiße, bzw. monochrom gehaltene, in sich abgeschlossene Kurzgeschichten diverser Autoren und Zeichner, die jeweils bis zu neun Seiten umfassen.





Den Künstlern wurden hinsichtlich des Inhalts und Stils ganz augenscheinlich größte Freiheiten gelassen. So findet der interessierte Leser in etwa -100- Geschichten die unterschiedlichsten Storys und die verschiedensten Zeichenstile. Die Geschichten sind mal nachdenklich, mal dramatisch, mal traurig, mal humorvoll, mal mit einer Pointe und mal mit einem offenen Ende. Man merkt allen Kurzstorys an, dass die beteiligten Künstler ihrem Spaß bei der Entfaltung dieser künstlerischen Freiheit hatten. Beinahe könnte man annehmen, sie versuchten sich in Sachen Kreativität und Einfallsreichtum gegenseitig zu überbieten. Bisher habe ich dreizehn Geschichten gelesen. Darunter war für mich noch nicht eine Geschichte, die mich langweilte, und ich habe nicht das Gefühl, dass sich daran noch etwas ändern wird.

Apropos beteiligte Künstler, die Credits lesen sich wie das Who is Who der begabtesten Zeichner und Autoren in der von Superhelden geprägten Welt der Comics. Neal Adams, Brian Bolland, Archie Goodwin, Richard Corben, Ted McKeever, Neil Gaiman, Howard Chaykin, Bill Sienkiewicz, Rafael Albuquerque, Michael Cho, Dave Gibbons, Mike Mignola, Paul Pope, Marc Silvestri, Michael Allred, Gene Colan, Klaus Sanson, Frank Miller, Katsuhiro Otomo (Akira),Eduardo Risso, Walter Simonson, Lee Bermejo, Darwyn Cooke, Joe Kubert, Sean Murphy, Alex Ross, Bruce Timm, Simon Bisley, Alan Davis, Jim Lee, Moebius, P. Craig Russell, Matt Wagner sind hier zu finden, nur um einige der Beteiligten zu nennen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass für das vorliegende Format und die darin enthaltenen Storys bereits so einige Nominierungen und Erste Preise für den Eisner Award heraussprangen.

Fazit: Im Vorwort erklärt der seinerzeit verantwortliche Redakteur Mark Chiarello, dass der Idee zur Veröffentlichung eine Frage unter Comicmachern während eines Abendessens am Rande einer Comic Convention vorausging. Es wurde die Frage ín den Raum geworfen, welchen Comic man auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Fast einmütig entschieden sich alle Anwesenden für die s/w - Creepie und Eerie Ausgaben von Archie Goodwin. Bekäme ich mich heute die Frage gestellt, ich würde ich mich wohl für die vorliegende „BATMAN SCHWARZ-WEISS“ - Ausgabe entscheiden.



Geändert von michidiers (12.08.2020 um 08:07 Uhr)
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