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Alt 24.05.2014, 17:10   #41  
74basti
Moderator Sekundärliteratur
 
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Ort: Höxter
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CSSI # 180
Titel: The Cask of Amontillado
Farbe: Vierfarbig
Seitenzahl: 15 Seiten
Text: Edgar Allan Poe, Richard Corben
Originalveröffentlichung: (Edgar Allan Poe´s) The Premature Burial
Verlag: Dark Horse
Erschienen: April 2014
Deutsche Veröffentlichung: Keine

Inhalt:
Nemo me impune lacessit - Das Motto der Familie Luchresi.




Montresor Luchresi führt die Witwe seines alten Feindes Fortunato in seinen Keller. Er berichtet ihr, was sich vor vielen Jahren zugetragen hat.
Zur Karnevalszeit überredete er Fortunato, ihm in sein Palazzo zu folgen. Die Aussicht auf den dort lagernden Amontillado lässt bei dem Weinkenner kein Zögern oder Argwohn zu. Doch als es in die Gemäuer geht, wird ihm schlecht. Wenn es zu gefährlich für ihn sei, könne man ja umkehren. Doch Fortunato will den Wein kosten und folgt ihm in die Gruft. Zwischen den modernden Knochen seiner Vorfahren schenkt Montresor einen Modoc ein.
In der hintersten Ecke befindet sich eine dunkle Niesche, in der sich das Fass befinde. Montresor schiebt seinen Widersacher hinein und fesselt ihn an schweren Ketten. In aller Ruhe rührt er Speis an und mauert die Niesche zu. Fortunato schreit um Hilfe, doch es nützt ihm nichts. Bevor er den letzten Stein einsetzt, wirft Luchresi die Fackel in das steinerne Grab.



Die Witwe ist entsetzt. Doch Montresor lächelt. Süss sei die Rache. "Revenge? For waht?", fragt die Witwe. Montresor überlegt. "It´s a funny thing. I just can´t seem to remember." Er wollte, dass die Witwe wisse, dass ihr Mann ihm Unrecht getan habe und er sich gerächt habe. Sie flieht und er trinkt ein Glas mit einer Überdosis Morphium.

Bemerkung:

The Cask of Amontillado wurde 1846 in der November-Ausgabe von Godey's Lady's Book veröffentlicht.
Edgar Allan Poe schrieb und publizierte diese Erzählung, als er sich im War of the Literati befand, der in einer Klage Poes wegen übler Nachrede gipfelte. Poes Gegner war Thomas Dunn English, die Auseinandersetzung fand statt in den Spalten des New Yorker Evening Mirror, dessen Leiter Hiram Fuller war. Die heimliche Wut des Ich-Erzählers Montrésor würde bei dieser Deutung dann seine Wut auf Thomas Dunn English (Fortunato) widerspiegeln, mit dem immer wieder aufgeführten Luchesi könnte Hiram Fuller gemeint sein, den Poe als Richter anzurufen droht.

Marie Bonaparte führt andere Gleichsetzungen durch. Sie sieht in Fortunato ein Abbild des verhassten Ziehvaters John Allan und reiht die Erzählung in die Gruppe derjenigen ein, die in verschlüsselter Form Poes Vatermordphantasien behandeln. Die gemeinsame Liebe zum Wein deutet sie als Ödipusrivalität, und es ist in der Tat kaum möglich, sich der psychoanalytischen Identifikation des Gewölbes mit dem Mutterleib zu entziehen. Dass er als Gruft dargestellt wird, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass sowohl Poes Mutter und Ziehmutter wie auch sein Vater und Ziehvater zu diesem Zeitpunkt tot sind und seine Ehefrau todkrank ist.

Außerdem weist Marie Bonaparte darauf hin, dass Poe zu dieser Zeit die Dichterin Frances Osgood verehrte, auf die auch sein „Freund“ Rufus Wilmot Griswold ein Auge geworfen hatte. Rivalität um die geliebte Frau könnte also ein drittes Motiv für die Erzählung gewesen sein.

Poe hat Amontillado, der eine Form von Sherry ist, offenbar für eine italienische Weinsorte gehalten („I was skillful in the Italian vintages myself and bought largely whenever I could.“) Die beiden Freunde kosten einen Médoc, ebenfalls nicht die „italienische Lese“, auf die Montrésor sich zu kaprizieren vorgibt. Aus amerikanischer Ferne verschmelzen die europäischen nationalen Unterschiede. Dazu passt es auch, dass der Ich-Erzähler zwar einen römischen Palazzo besitzt, aber einen französischen Namen trägt. Am italienischen Dekor reizen Poe (wie in Politian und Die Verabredung) Maske, Musik und Einbettung in fiktive uralte Traditionen, wie es sie in den Vereinigten Staaten nicht gibt, außerdem huldigt er darin der schwarzen Romantik Byrons.

Die Erzählung wurde auf dem Album Tales of Mystery and Imagination des Alan Parsons Project musikalisch vertont.

Das Familienmotto heisst übersetzt: „Niemand kränkt mich ungestraft“

Quelle für die Bemerkung: wikipedia

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
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