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Alt 18.04.2018, 13:58   #89  
Servalan
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Am Abend aller Tage (Deutschland 2017, Leitwolf TV- und Filmproduktion, MementoFilm und Palatin Media), Drehbuch: Markus Busch sehr frei nach der Novelle The Aspern Papers | Asperns Nachlaß | Die Aspern-Schriften (1888) von Henry James, Regie: Dominik Graf, 89 min

Henry James' Novelle dreht sich um den Nachlaß eines zeitgenössischen Schriftstellers, der in Venedig residiert hat. Wie im klassischen Thriller veranstalten mehrere Parteien aus eigenem Antrieb ein Katz-und-Maus-Spiel, während Busch und Graf den Stoff lediglich als Grundierung für einen intelligenten Film über Kunst verwenden, der durch weitere Motive immer wieder übermalt wird.
Auf Festivals und von der Kritik heimste Am Abend aller Tage Lob ein, obwohl der Film bewußt gegen die klassischen Regeln des Thrillers verstößt (denn Philipp Keyser muß zum Jagen getragen werden), sich zeitweise im Liebesdrama verliert, und die Kunst irgendwo zwischen dem Gärtnern und einer Großwäscherei oszillieren läßt. Wer auf die handelsübliche Spannung wartet, wird enttäuscht werden.
Busch und Graf nutzen den MacGuffin vielmehr für ein Vexierbild, das wie ein Palimpsest aufgebaut ist, das immer wieder aufs Neue überschrieben wird.
Ihnen gelingt dabei das Kunststück, sämtliche Figuren sympathisch zu zeichnen, mehr sonderliche Querköpfe als abgefeimte und durchtriebene Verbrecher, den Sammler Magnus Dutt eingeschlossen - obwohl der auf Cornelius Gurlitt basiert.
Der Film geht keine Kompromisse ein und biedert sich beim Publikum nicht an. Dominik Graf kennt die Grenzen des Mediums, das er hier auslotet, wodurch sich Form und Inhalt zu einer Einheit verbinden. Am Abend aller Tage gehört nur sich selbst - wie die Kunstwerke, von denen Magnus Dutt spricht.

Der junge Rechtsanwalt Philipp Keyser ist ein Hallodri, der schon mal Frauenherzen bricht, obwohl sie ihm nichts bedeuten. Außerdem hat er einen Vertrauensbruch begangen, so daß er für seine Kanzlei in Frankfurt am Main eigentlich untragbar geworden ist.
Sein Chef bietet ihm die berühmte letzte Chance: Für eine Runde anonymer älterer Damen und Herren soll er das Bild "Die Berufung der Salomé" des (fiktiven) deutschen Expressionisten Ludwig Glaeden suchen.
Bei dem Bild handelt es sich um ein Phantom, das als verschollen gilt. Den einzigen Hinweis auf die Existenz liefert ein Staubabdruck auf einem alten Wohnzimmerfoto; ein Katalog begnügt sich mit einem leeren Platzhalter.
Bei dem Briefing wird von Gerechtigkeit gemunkelt, die im Vagen verbleibt. Das Bild soll sich im Besitz des Kunstsammlers Magnus Dutt in München befinden, doch der meidet die Öffentlichkeit. Keyser soll nun so rasch und so günstig möglich, das Bild finden und es Dutt abkaufen. Daß Keyser nur fünf Semester Kunstgeschichte ohne Abschluß studiert hat, steigert seine Reputation kaum.
Auf direktem Weg beißt er jedoch auf Granit, denn die Villa bleibt ihm nicht nur verschlossen, als Fremder wird er mißtrauisch beäugt. Deswegen gibt er sich als Journalist und Doktorand aus, der über Glaeden promoviert. Auf diese Weise erfährt er von Dutts Großnichte, der scheuen Alma Kufferer, die zwar schon mal in Augsburg ausgestellt hat, deren Werke aber unverkäuflich sind, weil sie schnell zerfallen.
Dabei erfährt er, daß sich Alma Kufferer in einer Großwäscherei ihren Lebensunterhalt verdient. Doch die spröde Alma weicht ihm beharrlich aus. Kurzerhand verführt Philipp ihre Kollegin und Freundin Sabine. Zunächst eher widerwillig einigen sich Philipp und Alma darauf, daß Philipp den verwahrlosten Garten der Villa wieder in Schuß bringt.

Geändert von Servalan (24.03.2024 um 10:56 Uhr)
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