Thema: Filmklassiker
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Alt 23.08.2023, 06:21   #1511  
Peter L. Opmann
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Diesmal geht es um Hollywood-Starkino der alten Schule. „Perlen zum Glück“ (1936) von Frank Borzage ist allerdings nach meiner Einschätzung weitgehend vergessen, auch wenn die Stars Marlene Dietrich und Gary Cooper heißen. Es ist eine Gaunerkomödie, aber in erster Linie ein Marlene-Dietrich-Film. Für sie war er mit einem Imagewechsel verbunden, nachdem sie nun nach längerer Zeit nicht unter der Regie von Josef von Sternberg stand. Sie spielt zwar auch hier eine selbständige und eigensinnige Frau, aber nur phasenweise eine femme fatale: Der damaligen Komödienkonvention entsprechend muß der jugendliche Held sie am Ende aus den Klauen ihrer Bande befreien und führt sie dann vor den Traualtar. Mir hat der Film insgesamt ganz gut gefallen, was wohl daran liegt, daß Ernst Lubitsch, der zu dieser Zeit Produktionschef bei Paramount war, ihm den letzten Schliff gab.

Dietrich ist eine gewerbsmäßige Juwelendiebin. Dabei hat sie eine ausgefallene Masche. Einem Pariser Juwelenhändler und einem bekannten Psychiater macht sie als falsche Gräfin wechselseitig vor, sie sei mit dem jeweils anderen verheiratet, und läßt die beiden dann über die Bezahlung einer kostbaren Perlenkette verhandeln, während sie sich mit ihr aus dem Staub macht. Auf der Flucht von Frankreich nach Spanien lernt sie Cooper kennen, einen naiven Amerikaner, der zum ersten Mal in Europa Urlaub macht. Beim Zoll versteckt sie das Collier in seinem Jackett und bringt es so unbemerkt über die Grenze.

Er verliebt sich in sie, sie dagegen läßt sich nur deshalb auf die Romanze ein, um ihre Klunker wiederzubekommen, was sich als nicht so einfach erweist. Mit der Zeit merkt sie jedoch, daß sie sich ihrerseits in ihn verliebt hat; sie will nun ihr betrügerisches Leben aufgeben, aber ihr Chef (John Halliday), der inzwischen zur Übergabe der Perlen aufgetaucht ist, hat allerdings etwas dagegen. Er bemüht sich, Cooper loszuwerden, nachdem er die Perlen wieder an sich gebracht hat. Doch Dietrich gesteht ihm schließlich, daß sie ihn die ganze Zeit für ihre Betrügereien benutzt hat, und er kämpft um sie. Er entwaffnet Halliday und schlägt ihn k.o., und dann suchen er und Dietrich den Juwelier auf und geben ihm sein Geschmeide zurück. Am Ende heiraten sie.

Der Film war für mich wie eine Torte: viel Sahne und wenig Substanz, aber trotzdem köstlich. Auch wenn diese Art Komödie mit hemmungslos hochstapelnden falschen Adligen ziemlich aus der Mode gekommen ist, finde ich sie zeitlos unterhaltsam. Laut Dietrich (in der englischen wikipedia) brachte er einiges Geld ein, was sie nicht den Schauspielerleistungen, sondern der perfekt ausgearbeiteten Story zuschrieb. Cooper spielt auf jeden Fall lebendiger und variabler als in „Marocco“, wo er schon einmal mit Dietrich ein Paar gebildet hatte. Dietrich ist etwas gewöhnungsbedürftig – man kennt sie nicht so aus Komödien. Sie selbst hatte aber wohl die Nase voll von den Sternberg-Vamps.
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