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Alt 27.02.2012, 23:39   #2  
Peter L. Opmann
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Beiträge: 5.542
Sehr interessante Bildbesprechung.

Da kann man kaum widersprechen, denn die Argumentation ist schlagend. Ich will es dennoch tun, ohne hoffentlich Dir damit in die Parade zu fahren.

Das große Manko der Williams-Ausgabe ist für mich, daß der Raum vor und der hinter dem Vorhang nicht genug kontrastiert wird. Als ich das Cover erstmals gesehen habe (das war erst einige Zeit nach dem Erscheinen in einem Superband - was bedeutet, daß ich nicht mehr so ganz klein war), habe ich zuerst nicht bemerkt, daß das tatsächlich ein zusammengehöriges Bild ist. Für mich sah das im ersten Moment wie ein zweigeteiltes Cover aus - weil Spider-Man hier nicht wirklich "hinter dem Vorhang" ist. Da sind sowohl das Original als auch Marvel Deutschland klar besser.

Die übrigen Effekte der Farbgebung brauche ich eigentlich nicht. Mir ist bei dieser Präsentation auch wieder klar geworden, was so ein Cover von den heute üblichen unterscheidet. Natürlich steht im Mittelpunkt der posierende Held - früher wie heute. Aber Romita erzählt 1968 eine richtige Geschichte drumherum. Mary-Jane hat gerade ihren Auftritt und vermutlich Lampenfieber - oder vielleicht hat sie auch ihr Publikum einfach im Griff. Aber wie würde sie erschrecken, wenn sie wüßte, daß direkt in ihrem Rücken Gangster lauern, die nur deshalb unschädlich gemacht werden können, weil Spider-Man gerade rechtzeitig aufgetaucht ist.

Das ist richtiger Hitchcockscher Suspense: Der Zuschauer weiß mehr als der bedrohte Protagonist (das heißt, die Protagonistin) - und wird wesentlich länger in Atem gehalten als wenn die Gangster in einem Augenblick hinter dem Vorhang auftauchen und Mary-Jane angreifen würden. Bei heutigen Superhelden-Covern sehe ich meist nur noch die Pose - und keine Geschichte drumherum.
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