Thema: Filmklassiker
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Alt 21.10.2022, 08:18   #55  
Peter L. Opmann
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Jetzt will ich über zwei Filme schreiben, die vielleicht nicht so bekannt sind (bin mal gespannt).

Nummer eins:

„Das lange Elend“ („The Tall Guy“, 1989) ist eine britische Liebeskomödie, die eigentlich keine ungewöhnliche Geschichte erzählt, aber fast alle Klischees des Genres gegen den Strich bürstet. Jeff Goldblum verliebt sich in eine Krankenschwester (Emma Thompson), weiß aber nicht, wie er mit ihr in Kontakt kommen kann. Obwohl er Impfgegner ist (damals einfach wegen der Abneigung, gestochen zu werden, und nicht aufgrund von Verschwörungstheorien), empfehlen ihm Freunde, sich von ihr impfen zu lassen. Angeblich will er nach Afrika reisen und braucht dafür eine ganze Reihe prophylaktischer Impfungen. Leider passiert überhaupt nichts, wenn sie ihn impft – er traut sich weiter nicht, sie anzusprechen. Manchmal überläßt sie das Impfen sogar einem Grobian-Kollegen, und die Spritzen werden überdies immer umfänglicher („diese hier nennen wir Big Ben“).

Schließlich klappt es aber doch mit der Anmache. Emma Thompson erweist sich als überaus pragmatisch und ist bereit, sofort mit Goldblum ins Bett zu gehen. Das wird ebenfalls völlig anders dargestellt als üblich und unterlegt mit dem Madness-Hit „It must be Love“ (um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Es ist kein Softporno). Ab da sind sie – eine Weile – unzertrennlich.

Eigentlich beginnt der Film aber anders. Goldblum arbeitet als Gehilfe eines Londoner Theaterkomikers (Rowan Atkinson, besser bekannt als Mr. Bean). Er stellt sich aber gewöhnlich so tollpatschig an, daß er Atkinson regelmäßig seine Szenen ruiniert. Atkinson wird hier als Ekel präsentiert, der im wahren Leben kein bißchen komisch ist, sondern Goldblum lediglich als Fußabstreifer benutzt – erinnert mich an den Komiker, den Jerry Lewis in „King of Comedy“ gibt. Folgerichtig wirft er Goldblum raus, der nun arbeitslos ist. Im weiteren Verlauf des Films sehen wir einige Bemühungen von ihm, in der Unterhaltungsbranche wieder Fuß zu fassen. Da scheinen mir reale Erfahrungen eingeflossen zu sein. Schließlich bekommt er die Titelrolle in dem Stück „Der Elefantenmensch“; er tritt also ohne Dialoge auf.

Dann wird Goldblum von Thompson verlassen, ebenso Knall auf Fall, wie die Romanze begonnen hat. Sie hat den Verdacht, daß er eine andere Geliebte hat, und zieht umgehend die Konsequenzen. Der Rest des Films handelt davon, wie er – tollpatschig wie eh und je – versucht, sie zurückzugewinnen. Immerhin – als Zugeständnis an die Konventionen – schafft er es zum Schluß. Es wäre müßig, hier die Details der Story zu erzählen. Der Film ist zwar sehr gut gemacht, aber letztlich eben doch eine Liebeskomödie. Alles in allem werden hier aber sehr viele Handlungselemente einmal ganz anders dargeboten als gewohnt. Sehr gut gespielt und inszeniert und sehr unterhaltsam.

Der Regisseur Mel Smith war mir unbekannt. Er hat vor allem mit Rowan Atkinson zusammengearbeitet (vor ein paar Jahren ist Smith bereits gestorben). Bemerkenswert, daß Atkinson hier eine etwas undankbare, aber immerhin prägnante Nebenrolle hat. Später drehte Smith allerdings noch „Bean. Der ultimative Katastrophenfilm“ (der in meiner Reihe aber nicht auftauchen wird).
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