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Alt 17.09.2021, 16:04   #175  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 15 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 2 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin: Mai 1972 / 1979 (?) / 2019

Story-Titel: Die grüne Herrscherin von Melnibone

Original-Storytitel: The green Empress of Melnibone

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith und Sal Buscema

Text: Roy Thomas, Michael Moorcock, James Cawthorn

Übersetzung: Michael Strittmatter

Bin nicht sicher, ob ich eine sinnvolle Gesamtschau der beiden Ausgaben mit Elrik zustandebekomme. Denn sie sind recht verschieden. Insgesamt geht es, fantasytypisch, um den Widerstreit zweier Prinzipien wie Gut und Böse oder hier Ordnung und Chaos. Conan war im ersten Teil von einem Magier losgeschickt worden, um in diesen Kampf einzugreifen. Außerdem nahm er dessen Tochter mit. Unterwegs begegnete er Elrik von Melnibone (das End-E ist hier nun mit einem französisch wirkenden Akzent versehen), der in genau derselben Mission unterwegs war. Nun stellt sich aber heraus, daß sowohl Conan als auch Elrik in dieser Auseinandersetzung nur die Position von Zaungästen einnehmen und tatenlos zuschauen können. Das Gute, verkörpert durch die Tochter des Magiers, siegt; sie stirbt jedoch dabei, und Conan bringt ihre Leiche ihrem Vater zurück, während sich Elrik vorher schon empfohlen hat. Wie kommt das? Man könnte es so sehen, daß Conan und Elrik als Eskorte für Töchterchen Zephra dienen. Zwischendurch taucht nämlich auch noch ein untoter Ritter auf, den Conan aus dem Weg räumt. Daß die beiden Teile der Geschichte so schlecht zueinander passen, könnte aber auch daran liegen, daß Roy Thomas sie bearbeiten und vereinfachen mußte.

Immerhin: Nach längerer Zeit mal eine Story, in der es nicht um einen Schatz und ein Monster geht, das ihn bewacht oder dem Conan oder andere Protagonisten geopfert werden sollen. Daß das übersinnliche Geschehen hier aber nicht richtig zu Conan paßt, erkennt man daran, daß er immer wieder seine Skepsis gegenüber magischen Mächten zum Ausdruck bringt. Er will mit so etwas nichts zu tun haben. Seine Motivation ist allein, Zephra zu helfen, die ihn offenbar liebt. Ursprünglich war er an Schätzen interessiert, die er in der Goldenen Stadt vermutete, aber davon ist er schnell abgekommen, nachdem er gesehen hatte, daß sie eine verwunschene Stadt ist.

Allerdings merkt der Leser kaum, daß alles keinen rechten Sinn ergibt. Ich hätte es bevorzugt, wenn deutlich geworden wäre, welche Folgen der Kampf von Ordnung und Chaos für die Welt hat und warum es zu diesem Kräftemessen überhaupt gekommen ist. Aber immerhin wird die Handlung so rasch vorangetrieben, daß man an diesen Fragen nicht allzu sehr hängenbleibt. Die Akteure, Elrik, Zephra, ihr Vater und auch die magischen Wesen, mit denen sie es zu tun bekommen, sind einigermaßen lebendig gestaltet, so daß man sich meist dafür interessiert, wie es mit ihnen weitergeht. Zephra ist zwar zunächst wieder das Mädchen, das Conan aufhält und nervt. Interessanterweise läuft aber alles auf ein Duell zweier Frauen hinaus, die viel mächtiger sind als alle anderen Figuren, Conan ohnedies.Kurz nachdem sie ihre Gegnerin vernichtet hat, haucht aber auch Zephra ihr Leben aus – die maskuline Dominanz ist also nur kurzzeitig in Frage gestellt.

Die Grafik von Barry Smith ist wieder gewohnt detailreich. Er hat diesmal offenbar teilweise selbst geinkt – warum, habe ich nicht herausfinden können. Ich würde die Zeichnungen nicht als wirklich gut bezeichnen, aber als sehenswert. Irgendwie fehlt ihm die Fähigkeit, so klar zu zeichnen, daß man alles auf einen Blick erfassen würde – was ich bei einem Comiczeichner schätze. Und im Detail verbergen sich auch immer wieder mal anatomische Eigenwilligkeiten und Fehler. Aber, wie gesagt: Trotzdem sieht man sich die Panels gern an. Es gibt nur wenige, auf die Smith nicht größere Mühe verwendet. Wie wir noch sehen werden, hat er lieber eine Deadline verstreichen lassen, als hingeschluderte Seiten abzuliefern. Alles in allem bin ich mit diesem Zweiteiler wieder mal nicht ganz zufrieden, aber es war zweifellos interessant, sich mit ihm zu beschäftigen.
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