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Alt 17.05.2016, 22:25   #3333  
Peter L. Opmann
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# 26 war die erste Ausgabe der Fantastischen Vier, die ich als Kind gekauft habe. Darüber habe ich vor etwa 15 Jahren schon einmal geschrieben. In der Beilage „Die frühen Jahre“ für mein Fanzine (PLOP # 58) habe ich mich an meine ersten Comic-Leseerfahrungen erinnert. Hier nochmal ein Ausschnitt:

Zitat:
Aus der Marvel-Lektüre stach dieser Band der „Fantastischen Vier“ heraus. Ich wußte noch nicht allzu viel über Superhelden, hatte aber gleich das Gefühl, daß diese Truppe irgendwie anders war. Hier wurden die Erwartungen immer wieder düpiert: Zunächst mal war kein Superschurke zu sehen; die FV ärgern sich vielmehr mit den Proleten aus dem heruntergekommenen Viertel der Yancy Street herum, die mit Müll um sich werfen, der Fackel eine kalte Dusche verpassen oder Niespulver versprühen.

Dann treten endlich der Geist und seine Superaffen auf, der erste verrückte Wissenschaftler, den ich in den Comics kennengelernt habe. Er versucht nicht, seine Gegner mit Hilfe irgendwelcher Superkräfte zu liquidieren, sondern besiegt sie mit List: er lockt sie in sein Raumschiff und setzt sie dann auf dem Mars aus. Die FV müssen erst mal wie ein moderner Robinson sehen, wie sie da überleben können - es gelingt ihnen dank Sue Storms Kraftfeld, in dem sie etwas Atemluft bewahren (später turnen sie zwar ohne jeglichen Atemschutz auf dem Planeten herum, aber daran habe ich mich nicht gestört).

Die FV schlagen sich zum Stützpunkt des Beobachters durch, eines Außerirdischen, dessen Existenz jegliches menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt, dessen Lebenszweck aber schlicht darin besteht, das Geschehen im Universum zu registrieren. Vom Geist ist da eine ganze Weile nichts zu sehen. Die hochkomplizierten Apparate des Beobachters benutzt Reed Richards dann zum finalen Duell. Der Geist wird in ein Paralleluniversum geschubst und damit unschädlich gemacht.

Was für eine Entwicklung nach dem unheroischen Auftakt in der versifften Yancy Street! Die Abfolge immer neuer unwahrscheinlicher Situationen erinnert an die Science Fiction von A. E. van Vogt. SF habe ich damals auch schon gelesen. Einem utopischen Roman hatten die FV freilich das Soap-Element voraus: Ben Grimms unglückliche Romanze mit Alicia zum Beispiel. Da hätte ich eigentlich am Ball bleiben müssen. Meine begrenzten finanziellen Mittel waren jedoch dafür verantwortlich, daß der nächste FV-Band, den ich mir kaufte, die Nummer 43 war.
Dem wäre gar nicht viel hinzuzufügen. Die Story ist nicht immer völlig logisch, aber dafür ziemlich spannend und ganz schön abgedreht. Nachdem Stan Lee in den vergangenen Ausgaben stark auf das Gaststar-Potential gesetzt hatte, schraubt er hier wieder eine Mystery-Story zusammen, die möglicherweise noch einmal auf das Konzept der „Challengers of the Unknown“ setzt. Die FV sind aber inzwischen eine Superheldentruppe mit individuellen Charakteren und ihren speziellen Eigenheiten und mit Gruppendynamik geworden. Das ist den Abenteuern im Zehnernummern-Bereich doch deutlich überlegen.

Gleiches gilt für die Zeichnungen. Jack Kirby hat die Figuren nun im Griff; ihm gelingen auch einige wirklich futuristische Apparaturen – etwas, was dann ja zu einem Markenzeichen von ihm wurde. Er fügt auch ein paar Funny-Elemente ein, etwa Ding mit Beatles-Perücke. Ich konnte 1974 diesen Gag nicht verstehen, immerhin lief inzwischen fast jeder mit einer solchen Frisur herum. Daß ich die Arbeit von Inker Chic Stone schätze, habe ich oben schon gesagt.
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