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Alt 04.09.2018, 14:57   #306  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 58

Erscheinungstermin: 5/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 57
2) Submariner # 6

Story-Titel:
1) Ka-Zar ist da!
2) ohne Titel (Und der besiegte den Tod!)

Original-Storytitel:
1) The Coming of Ka-Zar!
2) And to the Vanquished… Death!

Zeichnungen:
1) John Romita / Don Heck / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Mir ist die Story eines Comics eigentlich wichtiger als die Grafik. Diesmal beginne ich aber mit Anmerkungen zu den Zeichnungen. Hier steigt nämlich Don Heck als weiterer Penciller ein. War offenbar kein Zufall, daß „Spinne“ # 56 wirkte, als hätten sich Romita und Esposito teilweise wenig Mühe gegeben – nicht allein das Inking ließ nach meinen Begriffen zu wünschen übrig, sondern auch die Vorzeichnungen waren teils detailarm und wenig dynamisch. Daß Don Heck nun aushilft, liegt nicht an Urlaub oder Krankheit; Romita war wohl überlastet. Hecks Artwork sehe ich mit gemischten Gefühlen. Er führte bei Marvel oft von Jack Kirby begonnene Serien weiter. Ab der Debütausgabe zeichnete er „Iron Man“, und das sind für mich seine besten Arbeiten. Vielleicht mochte er es nicht, nur als Ausputzer eingesetzt zu werden. Seine Schwächen sind sowohl akademischer Art (im Bereich Anatomie und Licht-Schatten-Verlauf), als auch schludert er immer mal. Seine Darstellung normaler Menschen gefällt mir wesentlich besser als die von Superhelden; insgesamt erinnert sein Stil an die 50er Jahre.

Anscheinend wurde Heck hier so einbezogen, daß Romita nur noch die Spinne zeichnete, vielleicht auch noch den einen oder anderen Charakterkopf von Peter Parker oder Jonah Jameson, und Heck war der Rest überlassen. Inker Mike Esposito hätte dafür sorgen können, daß die Unterschiede im Artwork eingeebnet werden, aber man sieht doch recht deutlich, wo Heck am Werk war. Möglicherweise hat er manches selbst geinkt. Das ist nicht alles schlecht, aber es sind doch etliche schwache Panels dabei. Das Cover dürfte von Romaita sein. Hätte sich die Zusammenarbeit mit Heck auf das vorliegende Heft beschränkt, dann würde ich das vielleicht noch als eigenwillige Ausnahme akzeptieren, aber soweit ich sehe, ist Heck nun bis „Spinne“ # 65 dabei. Dann übernimmt Romita wieder allein, und es kommt der Inker, den ich schon längst erwartet hätte: Jim Mooney.

Die ersten vier Seiten dieser Episode drehen sich um den Gedächtnisverlust der Spinne (sie weiß auch nichts mehr von Peter Parker) und um die Frage, welche Rolle sie beim letzten Auftritt von Dr. Octopus spielte. Darüber diskutieren Stadtspitze und Militärs. Jonah Jameson ist tief enttäuscht, daß die Runde allgemein eher der Ansicht ist, die Spinne sei positiv einzuschätzen. Da landet Ka-Zar in New York, eine Golden-Age-Figur von Marvel, die unverschämt eng an Tarzan angelehnt ist. Als Lord Kevin Plunder, aber mit dem Säbelzahntiger Zabu an der Leine, will er mit seinem Anwalt (mutmaßlich Matt Murdock) über eine Grundstücksfrage reden. Nachdem er die versammelte Presse abgewimmelt hat, kommt als letzter noch Jameson und will Ka-Zar davon überzeugen, der Menschheit einen Dienst zu erweisen, indem er die Spinne besiegt. Ka-Zar spürt eine instinktive Abneigung gegen JJJ, aber da er sich nicht auskennt, läßt er sich schließlich doch überreden.

Die Spinne versucht in der Zwischenzeit verzweifelt herauszufinden, wer sie ist. Sie redet mit Captain Stacy, was Gwen, die zufällig ins Zimmer kommt, einen Schock versetzt, und sie taucht sogar bei Jameson auf, der richtigen Überlegung folgend, sie könnte nachsehen, was über sie in der Zeitung steht. Jameson verstellt sich und versucht, sie dazu zu bringen, ihre Maske abzulegen. In dem Moment platzt allerdings Ka-Zar herein, und die Maske bleibt auf dem Kopf. Jameson hat sich selbst überlistet. Es folgen noch volle sieben Seiten Zweikampf der Spinne mit Ka-Zar und Zabu. Möglicherweise befinden sie sich am Ende im Central Park; jedenfalls springt der Säbelzahntiger die Spinne an, und beide landen in einem Teich. Als Ka-Zar die Spinne herauszieht, ist sie anscheinend ertrunken (aber kann das sein?).

Nachzutragen ist noch eine Begebenheit: Harry versucht, der Geheimniskrämerei seines Zimmergenossen Peter auf die Spur zu kommen, und schnüffelt in seinem Wohnungsteil herum. Dabei findet er einen Spinnenspürer. Zunächst einmal schließt er daraus, daß die Spinne Peter entführt haben könnte. Auch diese Sache wird erst in der folgenden Ausgabe aufgelöst. Insgesamt enthält diese Ausgabe wegen der Amnesie der Spinne ein paar überraschende Wendungen. Der Grundkonflikt mit Ka-Zar ist aber ziemlich unmotiviert. Ka-Zar ist auch in meinen Augen, auch wenn er später zurückkehrt, kein passender Gegner für die Spinne. Wie auch immer: Durch die Grafik war das Heft für mich insgesamt kein Lesevergnügen.

In diesem Heft gibt es ein weiteres Ditko-Miniposter von der Spinne im Kampf gegen den Geier. Es handelt sich hier aber merkwürdigerweise um das Cover von „Spinne“ # 4. Wiederholt wird das Porträt von Roy Thomas. Und dann ist noch eine Leserbriefseite enthalten, auf der zwar wieder mal einiges an Kritik vorgebracht wird, aber im Gegensatz zu den vorherigen diesmal in völlig sachlichem Ton.

Geändert von Peter L. Opmann (04.09.2018 um 15:04 Uhr)
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