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Alt 15.03.2019, 22:27   #553  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 124

Erscheinungstermin: 11/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 123
2) Mighty Thor # 143

Story-Titel:
1) …ein Typ namens Cage!
2) ohne Titel (… und bald kommen die Zauberer!)

Original-Storytitel:
1) …just a Man called Cage!
2) And soon shall come: The Enchanters!

Zeichnungen:
1) Gil Kane / John Romita / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Bill Everett

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



Gut möglich, daß dies eine historische Ausgabe ist. Luke Cage, der „Held für Geld“ (eigentlich: Held zum Anheuern), hatte kurz vor dieser Ausgabe in seinem eigenen Heft debütiert (er war der erste schwarze Superheld mit eigenem Hefttitel). Durch seine Begegnung mit der Spinne sollte sein Erfolg sicher noch ein bißchen angeschoben werden. Cage ist in mehrfacher Hinsicht besonders: Obwohl der Schwarze Panther schon einige Jahre früher auftrat, war er eine frühe afroamerikanische Identifikationsfigur für Superheldenfans. Es fällt auf, daß er zwar einen schnittigen Dress trägt, der aber nur wenig von einem Superheldenkostüm hat. Eine Geheimidentität fehlt (keine Gesichtsmaske, kein Superheldenname – den bekommt er etwas später dann doch noch: Power Man). Seine Vorbilder sind eher Kinofiguren wie Shaft oder Superfly. Abgesehen von diesen Besonderheiten haben wir hier aber eine recht simple, fast nur auf Zweikampfaction setzende Story vor uns. Allerdings sehr gut gezeichnet.

Auf der Rückfahrt von Norman Osborns Beerdigung fällt Jonah Jameson im Taxi eine Zeitungsschlagzeile über Luke Cage auf (seltsam, daß er seine eigene Zeitung nicht zu kennen scheint, vor allem, wenn man bedenkt, wie er sich sonst immer in redaktionelle Belange einmischt). Er beschließt, Cage anzuheuern, um so endlich die Spinne auszuschalten. Kurz darauf wird auch Gwen Stacy bestattet. Seltsam hier ein kurzes Gespräch zwischen Peter Parker und Flash Thompson. Flash versichert einerseits, zwischen ihm und Gwen sei nie etwas gewesen. Andererseits fügt er hinzu: „Hoffentlich verzeihst du mir.“ Ist das ein Übersetzungsfehler?

Jameson besucht Luke Cage in dessen schäbigem Büro (erinnert an Philip Marlowe) und bekommt erstmal eine Probe seiner Kraft und Wildheit mit. Wäre unpassend gewesen, wenn er ihn beim Kaffeetrinken angetroffen hätte. JJJ will die Spinne „tot oder lebendig“. Und während die Spinne kurz darauf mal wieder erwägt, ihr Superheldendasein aufzugeben, springt sie Cage unvermittelt an und will sie fertigmachen. Es folgen gut vier Seiten voll akrobatischer Keilerei. Dann prügelt die Spinne Cage durch ein Oberlicht in ein Hochhaus und beendet den Kampf so fürs erste. Aber das war’s noch nicht, denn Cage ist ein Schwarzer, der sich nicht mehr wie ein Fußabtreter behandeln lassen will.

Es folgt eine seltsame Szene. Im gemeinsamen Apartment stößt Peter Parker auf Harry Osborn. Er will ihn ansprechen, aber Harry schweigt und starrt nur finster vor sich hin. Angeblich soll diese Szene belegen, daß Harry die dunkle Gestalt ist, die dabei war, als der Grüne Kobold (Harrys Vater) ums Leben kam. Aber ich wäre ohne Marvel.wiki nicht draufgekommen. Peter geht mit Mary-Jane auf ein Konzert; sie will ihn auf andere Gedanken bringen. Er sagt: „Gib mir noch ein bißchen Zeit.“ Klingt irgendwie nicht nach großer Trauer um Gwen. Aber da schlägt Luke Cage die Tür ein und fordert die Spinne heraus (er denkt zwar, er wisse gar nicht genau, ob die Spinne hier ist – aber wen kümmert’s?). Unbemerkt zieht Peter sich um. So kommen wir noch einmal in den Genuß von drei Seiten Keilerei. Dann klebt die Spinne Cage mit Netz fest und macht ihm klar, daß Jamesons Haß auf sie unbegründet ist - was ihn nicht scheren sollte, denn angeblich macht er ja für Geld fast alles. Aber Cage läßt sich überzeugen. Es folgt noch eine kurze Szene, in der Cage Jameson das Geld, das er von ihm bekommen hat, in den Rachen gestopft hat. Ganz zum Schluß nähert sich Peter MJ noch ein bißchen mehr an: Er habe erkannt, daß er nicht allein ist, gesteht er ihr in einer lauschigen Nacht im Park. Wie romantisch!

Die Grafik sieht zumindest sehr routiniert aus. Schwächen und Fehler sind kaum auszumachen. Gil Kane war wohl für die Action, John Romita für die Ähnlichkeit der Gesichter zuständig. Schade, daß diese Zusammenarbeit, bei der zwei gute Zeichner Ihre Stärken zusammenführen, bald darauf fürs erste vorbei sein wird. Die Episode ist allerdings jetzt statt 20 nur noch 19 Seiten lang.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:46 Uhr)
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