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Alt 12.04.2010, 12:46   #971  
michidiers
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Fables Sammelband 7

Fremde Heimat




Vor vielen Jahrhunderten wurden die Fables, das sind die uns aus Kindertagen bekannten Märchenfiguren wie Schneewittchen, Aschenputtel, König Drosselbart und Co, von einer fremden Macht, die nur als „Der Feind“ bekannt ist, in unsere Menschenwelt vertrieben. Seitdem leben sie unerkannt unter uns Menschen.

Dieser abermals rundum gelungene Band behandelt das Schicksal von Jack Horner (der Märchen-Hans mit der Bohnenranke), der sich mit einem gestohlenen Schatz in Richtung Hollywood begibt, um als Studioboss groß herauszukommen. Doch auch für den gerissenen Jack ist der Hollywoodgrad zwischen Top und Flop, Lob und Verriss, schnelle Karriere und tiefer Fall sehr schmal.

Der zweite Teil behandelt den Weg des Blue Boy in die gefährliche Heimat, um dort seine geliebte Rotkäppchen aus dem Klauen des Feindes zu befreien. Der Weg ist lang und voller Gefahren. Die Begegnung mit dem Feind und seiner geliebten Red Riding Hood verläuft dann doch ganz anders als geplant. Nichts scheint so, wie es ist.

Auf der Vorderseite des Comics steht die Kritik „Ein Riesenspaß“ von Booklist. Damit ist fast schon alles gesagt. Es macht einfach Spaß, diese kurzweilige Serie zu lesen. Es wird bisher nicht langweilig, es entstehen keine Längen, die Dialoge sind Punktgenau formuliert und voller Witz, die Zeichnungen sind den Storys stets angepasst. Es stimmt einfach momentan alles an dieser Serie.

Was der Autor Bill Willingham da an Ideen hineinzaubert, ist schon bemerkenswert. Denn seine Ideen sind allesamt geklaut. Ja, richtig gelesen: geklaut, dann auseinander genommen und wieder neu zusammengesetzt. Das wird fast schon bis zur Perfektion vollzogen. Aus allen Bereichen der Literatur, Film und der realen Welt werden die ganz kleinen und großen Geschichten des von Kunst und Literatur erdachtem und des realen Lebens verarbeitet. Und das erfolgt auf einem beachtlich hohen Niveau. Ein schönes Beispiel für solch eine schöne Verquickung ist der in der Geschichte „Fremde Heimat“ beschriebene Werdegang der italienischen Märchenfigur Meister Gepetto (das ist der Vater von Pinocchio). Diesem wurde hier eine Karriere, vergleichbar mit dem Aufstieg eines Mafiabosses in der ehrenwerten Gesellschaft von Autor Willingham genial auf dem Leib geschrieben.

Ich bin froh, dass ich den Schritt zu dieser Serie gemacht habe. Sie begeistert mich genauso wie unsere Kinder und liefert hier bei uns dauerhaft Gesprächsstoff. Ich habe mir sogar schon, nachdem ich mein altes nicht mehr gefunden habe, ein neues Märchenbuch von Gebr. Grimm gekauft. Und zwar die Ausgabe mit den Illustrationen von Marc Buckingham, …äh…Ludwig Richter.
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