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Alt 22.08.2018, 22:00   #286  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 53

Erscheinungstermin: 3/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 52
2) Submariner # 5

Story-Titel:
1) Um als Held zu sterben!
2) Achtung… Tigerhai!

Original-Storytitel:
1) To die a Hero!
2) Watch out for… Tiger Shark”

Zeichnungen:
1) John Romita / Mickey Demeo (= Mike Esposito)
2) John Buscema / Frank Giacoia

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Vorweg: Daß Kingpin ein strategisch denkender Superschurke ist, erweist sich eher als Behauptung von Lee und Romita, als daß man das aus seinen Handlungsweisen wirklich ableiten könnte. Kingpin will König der Unterwelt New Yorks sein; Jonah Jameson ist ihm dabei mit seinen kritischen Artikeln im Weg und muß daher ausgeschaltet werden. Foswell wird dagegen nicht aus dem Weg geräumt, weil er Kingpin noch irgendwie nützlich sein könnte. Das war’s. Aber ziemlich gekonnt wird Kingpin als Bösewicht neuen Typs präsentiert. Vermutlich ist er deshalb kreiert worden, weil er eine Mischung aus Gangster und Superschurke darstellt. Daß er Verbrechen begeht, läßt ihn relativ realistisch erscheinen; die Spinne kann ihn aber nicht einfach mit einem Fausthieb erledigen.

Die aktuelle Ausgabe präsentiert – wie auf dem Cover dargestellt – als Clou die bizarre Begegnung der Spinne mit Jameson. Sie muß ihren ärgsten Widersacher in der „Normalwelt“ aus höchster Gefahr retten, und natürlich dankt Jameson es ihr nicht einmal – was aus meiner heutigen Sicht so widersprüchlich erscheint, daß man es kaum glauben mag. Aber es ist recht amüsant gemacht.

Kingpin hat sich eine so komplizierte Methode ausgedacht, die Spinne und Jameson um die Ecke zu bringen, daß das einfach nicht klappen kann. Er sperrt sie in einen fensterlosen Kellerraum, den er dann mit Wasser flutet, um sie zu ersäufen. Man fragt sich, warum er sie nicht einfach erschießt – das wäre einfacher und sicherer, nur das Problem, die Leichen zu beseitigen hätte er dann ebenfalls (auch wenn er sagt: „Die Einzelheiten langweilen mich.“). Vielleicht würde er sie irgendwie in Säure auflösen, aber darüber muß der Leser nicht nachdenken, denn so weit kommt es nicht. Nett liest sich immerhin, wie Jameson nach und nach dahinterkommt, was Kingpin vorhat („Aus dem Rohr dort strömt Wasser! He, ihr müßt uns losbinden! Hier könnten wir doch ertrinken!“).

Die Spinne ist vorläufig noch ohne Bewußtsein. Die beiden werden in der Überflutungskammer an einen Block gekettet und sich selbst überlassen. Jameson, bisher bemerkenswert cool, wird nun Rücken an Rücken mit seinem Lieblingsfeind Spinne hysterisch. Die Spinne wird wach und kann relativ schnell ihre Handfesseln sprengen. Dann beginnt sie, was JJJ nicht gleich kapiert, einen Kokon zu spinnen, in dem Atemluft erhalten bleibt. Als Kingpins Leute das Wasser ablassen und die Kammer betreten, springt sie heraus und fordert Jonah auf zu fliehen. Der stößt sich jedoch schon nach kurzer Strecke den Kopf an einem Rohr und sinkt besinnungslos hin. Kingpin weiß vom Scheitern seines Plans noch nichts; er muß sich zunächst mit Foswell auseinandersetzen, der mit der Ermordung von Jameson und der Spinne ganz und gar nicht einverstanden ist. Kingpin erkennt, daß er auch Foswell töten muß, aber die Spinne mischt sich ein und ist nun, beim zweiten Kampf, auf ihren Gegner wesentlich besser eingestellt. Kingpin zieht sich in einen Geheimgang zurück. Durch eine gezielte Explosion wird die Spinne daran gehindert, ihm zu folgen. Foswell, einstiger Bugle-Redakteur und aus der Gewalt des Unterweltkönigs befreit, macht sich auf, um Jameson aus Kingpins Hauptquartier herauszubringen.

Als beide Kingpins Leuten in die Arme laufen, wird Foswell durch einen Pistolenschuß lebensgefährlich verletzt. Er hält die Gangster aber noch davon ab, Jameson wieder gefangenzunehmen, bis die Spinne zu Hilfe kommt. Dann stirbt er. Ein damals gängiges Muster, daß ein Mann, der sein Leben verpfuscht hat, durch eine letzte heroische Tat noch alles wiedergutmachen kann. Jameson erkennt Foswells Heldentum sofort anstandslos an, an seinem Haß auf die Spinne hat sich dagegen nichts geändert, was der wieder eine Menge Stoff zum Nachdenken gibt.

Wenig Soap-Anteile in dieser Ausgabe. Wir erleben, wie Flash Thompson aus dem Vietnamkrieg zurückkehrt (nur auf Urlaub). Was er dort erlebt hat, wird mit keiner Silbe erwähnt. Gwen und Mary-Jane freuen sich gleichermaßen, ihn zu sehen. Gwen läßt andeutungsweise erkennen, daß ihr Peter Parker jedoch viel mehr am Herzen liegt als Flash. Eine Figur taucht in diesem Heft zum ersten Mal auf, die, obwohl sie nur in zwei Panels zu sehen ist, gleich vertraut aussieht: Joe Robertson, der zweite Mann beim Bugle.

Mike Esposito ist alles in allem kein schlechter Inker. Vor allem Jameson gelingt ihm aber nicht so gut. Und Ned Leeds und Flash Thompson sind bei ihm nicht ganz einfach auseinanderzuhalten. Im zweiten MMT-Porträt wird nun John Buscema vorgestellt, das zu dieser Zeit (1976) sicher größte Zugpferd bei Marvel. Eine Seite bleibt wiederum übrig für ein Mini-Poster. Wieder gezeichnet von Steve Ditko, diesmal mit Spinne und Geier.
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