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Als ich heute im Einkaufszentrum schnell bei Nordsee ein Fischfilet verspeist hatte und gerade das Schälchen mit dem Desert auskratzte und dabei Gedanken nachhing, drehte sich ein alter Mann (>80) um und bemerkte, dass man höre, wie gut es mir schmeckt, das freue ihn.
Naja, ich war etwas verlegen, aber wir kamen schnell ins Gespräch. Er war Professor für theoretische Physik und auf dem Höhepunkt seiner Karriere Vizedirektor des Vereinigten Instituts für Kernforschung (11 Ostblockländer beteiligt) nördöstlich von Moskau, das war kurz vor dem Ende der DDR.
So gingen wir schnell zu politischen Betrachtungen über Kapitalismus und Sozialismus über, zur Entwicklung der BRD seit der Wiedervereinigung, das aktuelle Verhältnis zu Russland und sein eigenes Schicksal, dass ihn nach der Wende aufgrund seiner SED-Mitgliedschaft für viele Jahre arbeitslos machte, während er im Ausland noch hohes Ansehen genoss und auch eine Gastprofessur in Osaka annahm oder am CERN arbeitete.
Wir stimmten in vielen Punkten überein und nach einer Stunde Gespräch verabschiedeten wir uns und er sagte ,,Junger Mann (sic!), wenn Ihnen etwas Sorgen bereitet, dann denken Sie an mich alten Mann, und hören Sie nicht auf zu kämpfen. Der gute Mensch hilft sich selbst, dann hilft ihm Gott, das sage ich Ihnen als Atheist.''
Auf dem Nachhauseweg kam mir eine ältere Frau mit einem Blumenstrauss und einer Flasche Bier entgegen, die im Rollstuhl saß und in diesem von einer anderen Frau geschoben wurde. Sie prostete mir zu mit einem freundlichen ,,Hallo!'' und ich überlegte kurz, ob ich stehenbleiben und mir eine weitere Lebensgeschichte anhören sollte. Doch dann grüßte ich einfach kurz zurück und ging weiter.
Die Welt ist voller Lebensgeschichten, aus denen man sicher viel lernen könnte, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass jede Generation ihre eigenen Fehler machen muss, auch wenn sie vermeidbar gewesen wären, wenn man nur mal zuhören würde.
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