Thema: Filmklassiker
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Alt 10.11.2023, 09:58   #1671  
Phantom
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Ich glaube, der Fanesturm heißt immer noch Fanesturm (oder Torre di Fanes), er ist eigentlich etwas nördlich von den beiden Lagazuoi-Gipfeln. Ich bin da schon oft herumgestiefelt, auf den kleinen Lagazuoi kann man fast ganz mit der Seilbahn fahren, aber auch der Aufstieg vom Falzarego-Pass ist möglich. Unbedingt empfehlen würde ich auch den Aufstieg zum Col di Lana ganz in der Nähe, dessen Gipfel ja auch gesprengt wurde; diese Route ist sogar für einen Flachlandtiroler wie mich machbar (nur an einer etwas ausgesetzten Stelle muss man eine Leiter hoch).

Wenn man dort oft in den Bergen unterwegs ist, übt dieser Gebirgskrieg eine eigentümliche Faszination aus. Erschreckend, sinnlos, grausam, wie schlimm muss das für alle Beteiligten gewesen sein. Und weil immer noch viele Tunnels, Stellungen etc. aus dieser Zeit zu sehen sind, ist das alles noch nicht weg. Man sitzt verschwitzt voller Euphorie nach einer Gipfeltour vor seinem Kaiserschmarren mit Cappuccino auf der Berghütte, denkt gleichzeitig daran, dass genau hier viele Soldaten elendig verreckt sind, und blättert in Büchern, in denen der Frontverlauf gipfelgenau geschildert wird.

Nach so einem Dolomitenurlaub hatte ich mir mal "Berge in Flammen" angesehen. Ich hatte auch diesen Reflex, dass das doch etwas naiv erzählt ist, ohne den politischen Hintergrund, ohne die Frage, wer denn Schuld an dem ganzen Elend hat, und dann noch mit diesem Kameradenpathos. Aber ich bin nicht sicher, ob das wirklich fair ist. Vielleicht war vielen Soldaten, zumal denen an der Gebirgsfront, wirklich nicht klar, welches große Spiel hier gespielt wurde. Sie mussten eben funktionieren und haben eher nichts hinterfragt. Wenn es so war, darf man über diese Erfahrungen auch einen Film drehen. Es ist kein Dokumentar-, sondern ein Unterhaltungsfilm. Er stellt die österreichischen Soldaten nicht über die italienischen. Er bedient keine Rachegelüste, sondern will - aus heutiger Sicht vielleicht etwas zu kitschig - Versöhnung zeigen. Die Bergaufnahmen sind wirklich schön. Ich finde den Film daher insgesamt immer noch sehenswert; nicht unbedingt ein Meisterwerk der Filmgeschichte, aber ein interessantes Zeitdokument.
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