Thema: Filmklassiker
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Alt 31.08.2023, 13:39   #1528  
Horatio
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Die Nacht des Jägers ist wirklich ein außergewöhnlicher Film.

Den sah ich erstmals als Jugendlicher im TV-Spätprogramm und fand den damals unheimlich. Das liegt auch an der teils märchenhaften, teils expressionistischen Machart. Der Film hat mich wirklich tief beeindruckt und tut das auch heute noch.

Laughton griff hier offensichtlich u. A. auf den Expressionismus aus der Stummfilmzeit zurück, z. B. verzerrte Gebäude, aber auch Licht und Schatteneffekte.

So gesehen ist die Mitwirkung des Stummfilmstars Lilian Gish auch passend.

Ja, dieser Film enthält Szenen, die man nicht so leicht vergisst.
SPOILER: Einige haben sich meiner Erinnerung eingebrannt, so die stumme Szene mit der toten Willa, festgebunden im Auto unter Wasser, mit „wehenden“ Haaren. Zuvor Willas Ermordung, wo der Prediger seinen Arm in die Höhe reckt, mit der (kann man das sagen?) „quasi-sakralen“ Beleuchtung. Dann die Silhouette des singenden Predigers am Horizont. Oder, gegen Ende des Films, als der verwundete Prediger laut jaulend davonrennt, wie ein verletzter Hund, wahrlich eine Bestie in Menschengestalt. Gänsehautmomente.

Ich finde die Szene, in der die (zuvor doch so vom Prediger eingenommenen) Leute auf einmal seinen Tod fordern, sehr hintergründig. Sie führt die Wankelmütigkeit der öffentlichen Meinung vor Augen – tja, gestern noch gefeiert, heute schon beschimpft, so schnell kann‘s gehen. Das passiert ja auch in der realen Welt immer wieder.

Der Vater der Kinder wird übrigens gespielt von Peter Graves, der Jahre später zu Bekanntheit gelangte als Jim Phelps in der Serie Kobra übernehmen Sie.
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